Am 3. März wird China seine wichtigsten, politischen und legislativen Sitzungen des Jahres, die „zwei Tagungen“, abhalten. Die Überalterung der chinesischen Bevölkerung und die Bewältigung der damit einhergehenden Schwierigkeiten werden dabei Kerninhalte sein. 

Zhang Shouzi, Psychiater im Beijing Geriatric Hospital, beobachtete in den letzten Jahren, dass die Zahl der demenzkranken Patienten in dem Krankenhaus steigend ist und einige Patienten daher auf freie Betten warten müssen. „Die Situation könnte in Zukunft durch die Überalterung der Bevölkerung schlimmer werden“, sagt Zhang. „Mit zunehmendem Alter nehmen Demenzerkrankungen zu. Bis zu 40 Prozent der Menschen über 85 Jahre und älter können solche Krankheiten entwickeln.“ Um der wachsenden Zahl der Patienten gerecht zu werden, hat das Krankenhaus die Anzahl an Betten aufgestockt und im Januar einen zusätzlichen Gebäudekomplex eröffnet, wie Yang Yingna, Zuständige für die Öffentlichkeitsarbeit des Krankenhauses, erzählt. 400 weitere Betten sind in dem neuen Anbau mit besserer Einrichtung untergebracht, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden, sagt sie.

Durch die rasante Alterung der chinesischen Bevölkerung arbeiten viele Großstädte wie Beijing daran, die Pflegebedürfnisse der Senioren zu bewältigen.

Bis Ende 2014 erreichte die Zahl der 60-Jährigen oder über 60 Jahre alten 212 Millionen, was laut dem Ministerium für Zivile Angelegenheiten mehr als 15 Prozent der Bevölkerung entspricht. Einigen Experten zufolge, werde diese Zahl bis 2050 auf mehr als ein Drittel der Bevölkerung anschwellen und China zu einem Land machen, das am schwersten mit der überalternden Bevölkerung zu kämpfen hat. Ende 2014 zählte die chinesische Hauptstadt 3,2 Millionen ständige Einwohner im Alter von 60 Jahren oder älter. Wie das Büro für zivile Angelegenheiten Beijings schätzt, wird diese Zahl im Jahr 2020 vier Millionen erreichen.

Präsident Xi Jinping sagte im Februar, dass die Bewältigung der alternden Bevölkerung Chinas die Gesamtentwicklung und die Interessen von hunderten Millionen Menschen betreffe. Er forderte die Regierung auf, politische Maßnahmen, wie Familienplanung, Beschäftigung und Seniorenbetreuung zu verbessern, um dem Problem entgegenzutreten. China werde die Vereinbarung von Gesundheitswesen und Seniorenpflege fördern, um die Herausforderungen zu bewältigen, wie es im November in einer Richtlinie des Staatsrates, oder des Kabinetts, hieß.

Bevorzugte Behandlung 

Unter dieser Richtlinie sollen bis 2020 alle Krankenhäuser und Kliniken in China Senioren bevorzugte Behandlungen bei der medizinischen Behandlung ermöglichen und alle Altenheime ausgestattet werden, um Gesundheits- und medizinische Dienste leisten zu können. Fang Laiying, Leiter der Kommission für Gesundheitswesen und Familienplanung Beijings, sagt, dass in diesem Jahr alle großen, öffentlichen Krankenhäuser der Stadt zumindest eine Abteilung für medizinisch-rehabilitative Dienst einrichten müssen. Zudem sollen sechs weitere öffentliche Krankenhäuser ausgesucht werden, die sich in der Rehabilitation von Senioren spezialisieren sollen, wie Fang am Donnerstag erklärte.

Darüber hinaus werden die Gesundheitsbehörden die Privatinvestitionen in die Altenbetreuung und Pflegeservices fördern und Forschung betreiben, wie ein Standard für die mittel- und langfristige Seniorenpflege und Hospiz-Dienste in Krankenhäusern aufgebaut werden kann, fügt Fang hinzu.

Um die Überalterung der Bevölkerung und den daraus resultierenden Rückgang an produktiven Arbeitskräften zu bewältigen, hat China Anfang des Jahres ein Gesetz verabschiedet, das allen Paaren ein zweites Kind erlaubt. „Die Alterung der Bevölkerung wird in den nächsten Jahrzehnten ein unaufhaltsamer Trend in China werden“, sagt Yuan Xin, Professor für Bevölkerungsstudien an der Nankai University. Bereits im Jahr 1999 seien mehr als 10 Prozent, der Standardprozentsatz, der chinesischen Bevölkerung 60 Jahre alt oder älter gewesen, seitdem würde die Zahl nur steigen. Die Überalterung der Bevölkerung schreite in China schneller voran als in anderen Ländern und das derzeitige Sozialversicherungssystem für die Seniorenbetreuung und das Gesundheitswesen könne diesem Trend nicht standhalten, sagt Yang.