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Meilenstein: China-Europa-Güterzug Nummer 90.000 rollt Richtung Europa |
Tang Jialei* · 2024-06-07 · Quelle:german.chinatoday.com.cn |
Stichwörter: Güterzug;China;Europa | Druck |
Der Güterzugdienst zwischen China und Europa im Rahmen der Seidenstraßeninitiative hat kürzlich einen weiteren Meilenstein erreicht: Am 25. Mai machte sich der neunzigtausendste Zug von China aus auf den Weg in Richtung Polen. (Foto: Xinhua)
Am 25. Mai war es soweit: Von der nordwestchinesischen Metropole Xi'an aus startete an diesem Tag der neunzigtausendste China-Europa-Express Richtung Polen, genauer gesagt nach Malaszewicze, wie ein Verantwortlicher der China State Railway Group bekannt gab. Über die Jahre sei über die Strecke Fracht im Wert von mehr als 380 Milliarden US-Dollar in 8,7 Millionen Standardcontainern transportiert worden, so der Sprecher.
Seit ihrer Inbetriebnahme im Jahr 2013 haben die China-Europa-Züge eine echte Erfolgsgeschichte ins Rollen gebracht. Nach dem Prinzip „Mitreden, Mitgestalten, Mitprofitieren“ setzt sich die China State Railway Group im Rahmen des Verkehrsmammutprojekts für mehr Marktorientierung, Rechtstaatlichkeit und Internationalisierung im internationalen Güterverkehr ein. Das Unternehmen setzt dabei auf verstärkte Koordination und Zusammenarbeit auf nationaler wie globaler Ebene und arbeitet auf eine stärkere internationale Abstimmung in Sachen Transport, Anbindung, Innovation und Sicherheit hin. Ziel ist es, Qualität und Effizienz der Güterzugverbindungen zwischen China und Europa in Zukunft noch weiter zu heben und eine einflussreiche Marke für internationale Logistik zu schaffen, mit noch größerer Reichweite und noch mehr Zugkraft. Letztendlich dürfte dies entscheidend dazu beitragen, die globalen Industrie- und Lieferketten zu stabilisieren sowie der qualitätsvollen Umsetzung der Seidenstraßeninitiative und den wirtschaftlichen und handelspolitischen Kontakten zwischen China und Europa neue Impulse zu verleihen.
Über die neue Seidenstraße in Europas Wohnzimmer
Die Güterzüge zwischen China und Europa haben den internationalen Warentransport neu aufgerollt wenn nicht gar revolutioniert. Längst sind die Züge zu einem gefeierten globalen öffentlichen Gut gereift. Sie punkten vor allem mit einfacher Abwicklung und Schnelligkeit, Sicherheit und Stabilität. Auch Umweltfreundlichkeit und niedrige Kosten gehören zu den Glanzpunkten. Kein Wunder also, dass die Zahl der Züge einen kräftigen Aufwärtstrend aufweist, vor allem seit 2016. In jenem Jahr hatte die chinesische Eisenbahn das Label „China-Europa-Zug“ offiziell eingeführt.
Laut Statistik rollten 2023 insgesamt 17.000 dieser Güterzüge aus der Volksrepublik nach Europa. 2016 hatte die Zahl noch bei rund 1700 Zügen gelegen, ein Anstieg um fast das Zehnfache also und eine jährliche Wachstumsrate von 39,5 Prozent. Dabei war das Projekt zunächst gemächlich angerollt: Von der ersten bis zur zehntausendsten Fahrt dauerte es ganze 90 Monate, während der Sprung vom achtzigtausendsten bis zum neunzigtausendsten Zug nur sieben Monate in Anspruch nahm.
Seit Mai 2020 starteten dann mehr als 1000 Züge monatlich auf der Schiene. 2016 belief sich der jährliche Wert der beförderten Waren auf acht Milliarden US-Dollar. Im vergangenen Jahr waren es stattliche 56,7 Milliarden US-Dollar. In puncto Warenkategorien könnte die Palette wohl kaum breiter sein: Mehr als 50.000 Artikel in 53 Kategorien rollen per Schiene in die Zielländer, darunter Kleidung, Schuhe, Hüte, Autos und Zubehör, Gebrauchsartikel, Lebensmittel, Holz, Möbel, Chemikalien, Maschinen und Geräte. In der Anfangszeit wurden vor allem Elektronikprodukte wie Computer und Drucker beladen. Seit 2023 rollen nun vermehrt Waren aus der Kategorie der sogenannten „drei neuen Güter“ gen Europa. Gemeint sind Elektroautos, Lithium-Ionen-Akkus und Photovoltaik-Produkte. Sie erweisen sich als neuer Wachstumspol und stehen hoch im Kurs.
Immer mehr Drehkreuze und Zuglinien
In Sachen Transportkapazität setzt China auf einen weiteren Ausbau: Durch die Eröffnung mehrerer neuer Eisenbahn-Grenzstellen und die Einführung spezieller Transformations- und Modernisierungsmaßnahmen gelang es, die Transportkapazität der drei Hauptverkehrskorridore in West-, Zentral- und Ostchina aller sechs großen Grenzübergänge (Alashankou, Khorgos, Erenhot, Manzhouli, Suifenhe und Tongjiangbei) maßgeblich zu steigern. Die Zahl der fahrplanmäßig verkehrenden China-Europa-Züge mit einer Geschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde hat heute 87 erreicht. Sie verbinden insgesamt 122 chinesische Städte.
Parallel dazu hat es auch über China hinaus merkliche Fortschritte gegeben: So ist mittlerweile eine neue Route über das Kaspische und das Schwarze Meer in Betrieb. Neue Güterzüge verkehren bereits zwischen chinesischen Städten wie Yiwu und Ürümqi und Metropolen wie Istanbul und dem italienischen Salerno. Bis dato erstrecken sich die Güterzugverbindungen zwischen China und Europa bereits auf mehr als 200 Städte in 25 europäischen Ländern und mehr als 100 Städte in elf asiatischen Ländern und Regionen. Und der Ausbau geht weiter, sowohl in Europa als auch in Asien.
Mehr Speed, mehr Qualität
Dank innovativer Transportmodelle ist es China gelungen, die maximale Fassmenge an Waggons und die Beförderungsmasse der 120 -km/h-Güterzüge auf 55 Waggons bzw. 3000 Tonnen zu erhöhen. Täglich kann ein Güterzug im Inland eine Strecke von 1600 Kilometern bewältigen, während er über die Landesgrenze hinaus jeden Tag immerhin 1000 Kilometer zurücklegt. Es gelang den Verantwortlichen, die durchschnittliche Kapazität der einzelnen Züge im Vergleich zum Beginn der Güterzugverbindung um über 34 Prozent zu steigern. Auch die Transportzeit ist heute rund fünf Tage kürzer als früher.
Bisher wurden mehr als 250 Verbindungen mit Vollzeitfahrplan eingeführt, darunter Züge von Xi'an nach Duisburg sowie von Chengdu ins polnische Lodz. Mittlerweile verkehren auf dem eurasischen Kontinent außerdem immer wieder Sonderzüge, die spezielle Güter wie Postwaren, Holz, Tee, Speiseöl oder E-Autos transportieren. Den Kunden aus aller Welt werden auf diese Weise hochwertige internationale Logistikdienstleistungen auf der Schiene geboten.
Chinas Behörden setzen derweil alle Hebel in Bewegung, um reibungslose Abläufe zu gewährleisten: Zur Erleichterung der Zollabfertigung wurde etwa ein neues Digitalsystem in Betrieb genommen. In 15 Ländern entlang der China-Europa-Linien hat man rund 100 Rückgabestellen für Eisenbahn-Container eingerichtet, um den Rückgabeprozess zu erleichtern. Neue Technologien finden insgesamt eine breite Anwendung, darunter die Beidou-Satellitenortung und der 5G-Standard. Die Hightech-Neuerungen spielen eine wichtige Rolle dabei, einen sicheren und stabilen Betrieb der Güterzüge zu gewährleisten. Außerdem hat China eine umfassende „One-Stop“-Dienstleistungsplattform auf den Weg gebracht, flankiert mit einem Kundendienstzentrum und einer eigenen Website. Auf diese Weise gelingt es, rund um die Uhr einen umfassenden Service selbst für Spezialanfragen anzubieten. Tür-zu-Tür-Transporte, Zollabwicklung, integrierte Logistik und Vollkaskoversicherungen, die Liste der Dienstleistungen ist lang.
Größere Reichweite angestrebt
Die Vorteile des Aufschwungs der China-Europa-Züge dürften den Handelsaustausch auch in Zukunft kräftig stimulieren: Sie haben auf dem eurasischen Kontinent einen neuen Binnenkanal und eine nagelneue Handels- und Wirtschaftsplattform für die Anrainerländer geschaffen. Mehr Länder und Regionen bekommen so die Chance, sich besser in die offene Weltwirtschaft zu integrieren und den Wohlstand ihrer Bevölkerung zu mehren. Die Zugverbindungen über die Neue Seidenstraße ermöglichen es zudem, dass noch mehr Waren „Made in China“ wie elektronische Produkte, Haushaltsgeräte und E-Autos noch schneller und zu günstigeren Preisen nach Europa gelangen. Dies trägt zum einen dazu bei, den Lebensstandard der europäischen Verbraucher erheblich zu steigern, zum anderen eröffnen sich auch neue Handelskanäle zum chinesischen Markt für europäische Hersteller und Händler.
Auch was die Außenöffnung chinesischer Binnenstädte angeht, gibt der Zugverkehr wichtige Impulse: Einige Städte ohne direkten Meer- oder Grenzzugang haben sich durch den Zugdienst allmählich zu neuen Hochburgen der Außenöffnung entwickelt. Nennenswert ist hier etwa die regierungsunmittelbare Stadt Chongqing. Mithilfe der Güterzüge erreicht die Metropole eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 30 Prozent beim Produktionswert der exportorientierten Industrien.
Nicht zuletzt kommen immer mehr neue Logistik-, Industrie-, Handels- und Gewerbezentren sowie Industrieparks hinzu, die zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten für die Menschen vor Ort schaffen, so auch im Duisburger Hafen. Dort haben sich mittlerweile Hunderte von Logistikunternehmen niedergelassen, die mehr als 20.000 Arbeitsplätze für die Region gebracht haben.
Angesichts des anhaltenden Aufwärtstrends der chinesischen Wirtschaft und des zunehmenden Handels zwischen China und der EU, dürften die China-Europa-Güterzüge eine große Zukunft haben. Das Betreiberunternehmen, die China State Railway Group, hat angekündigt, durch die Verbindungen eine Umsetzung der Seidenstraßeninitiative auf hohem Niveau fördern und für noch mehr Qualität und Effizienz auf der Schiene sorgen zu wollen. Und das alles im Geist der Seidenstraße, die bekanntlich für Frieden und Kooperation, Offenheit und Inklusivität, gegenseitiges Lernen, gegenseitige Wertschätzung, gegenseitigen Nutzen und Win-Win stehe, so der Betreiber.
*Tang Jialei ist Reporterin bei www.china.com.cn.
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