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Jahresrückblick: Chinas Wirtschaft trotzt den Schwierigkeiten |
Von Qiu Haifeng · 2023-01-09 · Quelle:german.chinatoday.com.cn |
Stichwörter: Wirtschaft;China | Druck |
2022 war für Chinas Wirtschaft ein außergewöhnliches Jahr. Das internationale Umfeld war stürmisch und im Inland stand man vor schwierigen Aufgaben in Bezug auf Reform, Entwicklung und Stabilität. Es galt die Auswirkungen vieler unerwarteter Faktoren abzufedern. Doch China stellte sich den großen wirtschaftlichen Herausforderungen und zeigte dabei große Widerstandsfähigkeit und Stärke.
Auch im Jahr 2023 ist der Blick auf die globale Wirtschaftslage alles andere als rosig. Das Wachstum dürfte sich weiter deutlich verlangsamen. Doch die Volksrepublik traf im vergangenen Jahr gleich eine ganze Reihe politischer Maßnahmen, deren Effekt sich nun positiv bemerkbar machen dürfte. Es wird erwartet, dass die Wirtschaftsleistung insgesamt zunimmt. Das dürfte wieder mehr Vertrauen schaffen in einer Zeit, in der die Weltwirtschaft tief in den roten Zahlen steckt. Und es dürfte auch starke Impulse geben für die Stabilisierung und Erholung der globalen Wirtschaft.
Fortschritte in schwierigen Zeiten
International steht die Welt vor großen Herausforderungen, etwa infolge der anhaltenden Coronakrise, sich zuspitzender geopolitischer Konflikte, wachsender Inflation und einer Ernährungs- und Energiekrise. Internationale Organisationen wie der Internationale Währungsfonds und die Weltbank haben daher ihre globalen Wachstumsprognosen mehrfach nach unten korrigiert. Es wird sogar mit einer handfesten Rezession gerechnet. Laut neuesten Einschätzungen des IWF droht rund ein Drittel der Volkswirtschaften in einen ökonomischen Abwärtsstrudel zu geraten.
Öffentlich vorgestellt: Das Pariser Verkehrsunternehmen RATP präsentiert auf der Technologie-Innovationsmesse VivaTech im Messezentrum Porte de Versailles den selbstfahrenden Bus Route 393. Hergestellt wird er von einer Tochtergesellschaft des chinesischen Unternehmens CRRC.
Blickt man auf die Lage in China, zeigt sich, dass die hiesige Wirtschaft – trotz Schwankungen – ihre Erholungstendenz in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen konnte. Chinas Wirtschaft habe sich angesichts zahlreicher Schwierigkeiten als äußerst widerstandsfähig erwiesen, sagt etwa Tao Kuangchun, Vorsitzender von KPMG China und Asien-Pazifik, einer führenden internationalen Wirtschaftsprüfungsagentur.
Eine Reihe frischer Daten untermauert die Zähe der chinesischen Wirtschaft: 2022 lag die Getreideproduktion bei mehr als 1,37 Billionen Jin (1 Jin = 500 Gramm). Damit wurde zum achten Mal in Folge eine Jahresproduktion von über 1,3 Billionen Jin erreicht. Die Wertschöpfung größerer Industrieunternehmen stieg von Januar bis November 2022 um 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. In den ersten elf Monaten 2022 belief sich der Gesamtwert der Ein- und Ausfuhren von Waren auf 38,34 Billionen Yuan (rund 5,17 Billionen Euro), was einem Anstieg von 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im gleichen Zeitfenster überstiegen die Anlageinvestitionen 52 Billionen Yuan (7 Billionen Euro). Und der Gesamtumsatz des Einzelhandels mit Konsumgütern erreichte 40 Billionen Yuan (5,4 Billionen Euro). Chinas Verbraucherpreisindex (CPI) kletterte im November im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Prozent. Und das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen der Bevölkerung betrug in den ersten drei Quartalen 27.650 Yuan (3728,57 Euro), wobei sich die reale Wachstumsrate im Vergleich zur ersten Jahreshälfte um 0,2 Prozentpunkte beschleunigte. Die Zahlen sprechen also für sich.
Nennenswert sind auch Chinas Erfolge auf dem Gebiet der Außenöffnung. Auf der fünften Importmesse in Shanghai wurden vorläufige Verträge über den Kauf von Waren und Dienstleistungen im Wert von 73,52 Milliarden US-Dollar für die folgenden zwölf Monate abgeschlossen, ein Plus von 3,9 Prozent gegenüber der 4. CIIE im Jahr 2021. Die 132. Auflage der Canton Fair verzeichnete online eine Rekordzahl von 3,06 Millionen Exponaten. Und die diesjährige Chinesische Internationale Messe für Dienstleistungshandel (Fair for Trade in Services, kurz CIFTIS) erzielte über 1300 erfolgreiche Vertragsabschlüsse. An der zweiten Internationalen Konsumgüterexpo (China International Consumer Products Expo, CICPE) nahmen derweil rund 2800 Marken von in- und ausländischen Unternehmen teil.
Chinas Öffnungsstrategie hat das Vertrauen ausländischer Investoren in den chinesischen Markt weiter gestärkt. Multinationale Unternehmen wie BMW, ABB und Schneider Electric haben ihre Investitionen in der Volksrepublik aufgestockt und neue Projekte in Gang gesetzt. In den ersten elf Monaten 2022 hat China bereits mehr Investitionen angezogen als im Gesamtjahr 2021 – ein neuer Rekord.
Aus Sicht von Professor Song Ligang von der Crawford School of Public Policy an der Australian National University setzt Chinas Wirtschaftsleistung ein positives Signal an die Welt. Und das in einer Zeit, in der viele Länder mit schleppendem Wirtschaftswachstum und hohem Inflationsdruck zu kämpfen haben.
Mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung
„Ungeachtet der ungünstigen Lage haben wir darauf gesetzt, unsere Investitionen in Forschung und Entwicklung aufzustocken. Folglich haben wir mehr als 20 neue Produkte auf den Markt gebracht. Ein Großteil unseres Auftragsplus des vergangenen Jahres ist darauf zurückzuführen.“ Das sagt Li Shebin, Leiter der chinesischen Firma Shengwei Bearing Parts aus Henan. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren den Bereich Forschung und Entwicklung kontinuierlich gestärkt. Das habe geholfen, bestehende Schwierigkeiten abzufedern.
Gute Ernte: Am 11. Dezember 2022 wurden in Shuangyashan in der Provinz Heilongjiang alle Getreidespeicher für die Ernte geöffnet. Damit fiel der offizielle Startschuss für die Getreideernte 2022.
Im Jahr 2021 habe man das beste Kalenderjahr der Firmengeschichte gefeiert, so Li. Und auch 2022 sei es rund gelaufen bei Produktion und Betrieb. „Für die nahe Zukunft ist nun die Errichtung einer neuen, automatisierten Produktionslinie geplant. Außerdem werden wir den Produktionsprozess technisch aufrüsten, um noch wettbewerbsfähiger zu werden.“
Angesichts der wirtschaftlich aktuell schwierigen Lage ergreifen Millionen von Marktteilnehmern derzeit gezielte Maßnahmen, um auf bestehende Veränderungen zu regieren und die Wende zum Positiven selbst in die Hand zu nehmen. Landesweit gibt es hierfür unzählige Beispiele, quer durch alle Branchen, etwa bei E-Mobilität und High-Tech-Fertigung, aber auch bei sauberen Energien und der Digitalisierung.
Nach Ansicht von Cai Weicai, Senior-Vizepräsident der thailändischen Kasikorn Bank, konzentriere sich China angesichts großer Herausforderungen wie der Pandemie und schleppender globaler Nachfrage auf die langfristige Entwicklung der eigenen Wirtschaft. Das helfe der chinesischen Wirtschaft, einen qualitätsvolleren und nachhaltigeren Entwicklungsweg einzuschlagen.
Vertrauen in eine vielversprechende Zukunft
Chinas Regierung hat ein kraftvolles Maßnahmenpaket zur Stabilisierung der Wirtschaft geschnürt, das eine solide Garantie für die weitere wirtschaftliche Erholung des Landes bietet. Einen wichtigen Eckpfeiler bilden dabei Steuerrückvergütungen für Unternehmen, damit diese besser über die Runden kommen.
Stephen Perry, Vorsitzender des 48 Group Club, eines Unternehmensnetzwerks, das die Handels- und Kulturbeziehungen zwischen Großbritannien und China fördert, lobte Chinas Regierungsfähigkeit in diesen wirtschaftlich schweren Zeiten. Trotz des schwierigen externen Umfeldes gelinge es China, durch gute Pläne und eine rechtzeitige Anpassung seiner Politik, die Wirtschaft ins Lot zu bringen, so Perry.
Auf der Zentralen Wirtschaftskonferenz, die am 15. und 16. Dezember in Beijing stattfand, hoben die Beteiligten die Notwendigkeit hervor, die Reform weiter zu vertiefen, eine Außenöffnung auf hohem Niveau zu fördern und die Qualität und das Niveau von Handel, Investitionen und Zusammenarbeit zu heben. Zudem will man noch intensiver ausländische Investitionen anziehen und diese gut nutzen.
„Angesichts der wechselhaften Weltlage und der Pandemie gibt uns Chinas Stimme Sicherheit inmitten der Ungewissheiten des globalen Marktes. Die Volksrepublik ermöglicht ausländischen Unternehmen eine innovative Entwicklung in China“, sagt Guo Mu, Senior-Vizepräsident von Herbalife Global. Langfristige Entwicklungsstrategie seiner Firma sei es, den Gegebenheiten in China entsprechend die eigenen Investitionen weiter aufzustocken.
Am 26. Dezember erklärte die Nationale Gesundheitskommission, China werde COVID-19 in Zukunft mit Maßnahmen gegen Infektionskrankheiten der Kategorie B bekämpfen, und nicht mehr nach der Kategorie A. Man habe damit die Politik zur Bekämpfung des neuartigen Coronavirus grundlegend geändert, hieß es in der Erklärung der Kommission. Ab dem 8. Januar würden die Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung für Einreisende und importierte Güter daher aufgehoben.
Dazu sagt Noel Quinn, Vorstandsvorsitzender der HSBC-Gruppe, dass sich die chinesische Wirtschaft mit der Optimierung der Maßnahmen zur Epidemiebekämpfung sicherlich wieder stark erholen werde. „Wir sehen darin starke Wachstumsaussichten und werden weiterhin in China investieren“, so sein Statement.
Bloomberg zitierte kürzlich einen IFA-Bericht mit der Aussage, dass sich die Weltwirtschaft im Jahr 2023 genauso schwach entwickeln werde wie 2009 nach der Finanzkrise. Größter Motor des globalen Wachstums aber werde China sein, dank der Optimierung seiner Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung.
*Qiu Haifeng ist Journalist von People’s Daily.
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