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Echo aus Boao: Solidarisch handeln, zusammen vorwärtsgehen |
Von Zhang Xudong · 2022-05-09 · Quelle:China Heute |
Stichwörter: Boao;Weltwirtschaft | Druck |
Während die Coronapandemie die Welt noch immer in Atem hält, die Weltwirtschaft um Erholung kämpft und die Folgen des Klimawandels immer sichtbarer werden, steht die Welt angesichts geopolitischer Konflikte nun zusätzlich auch noch neuen Bedrohungen für Frieden und Stabilität gegenüber. Auch der internationale Lebensmittel- und Energiehandel sowie die Zusammenarbeit in den Lieferketten können sich den dramatischen Folgen all dieser Faktoren nicht entziehen. Die historischen und epochalen Veränderungen weltweiter Tragweite, die wir gerade erleben, haben die mühsam errungenen Erfolge der letzten Jahre bei der Armutsminderung in den Entwicklungsländern quasi über Nacht zunichte gemacht. Hinzu kommt, dass die neue technologische Revolution und der digitale industrielle Wandel die Entwicklungskluft mit jedem Tag vergrößern.
Konfrontiert mit dieser Vielzahl an Herausforderungen richtete die Welt ihren Blick jüngst auf die südchinesische Inselprovinz Hainan, genauer gesagt auf die Küstenstadt Boao. Denn dort fand im vorigen Monat die Jahreskonferenz des Boao Asienforums 2022 statt. Unter dem Motto „Corona und die Welt: Gemeinsame Förderung der globalen Entwicklung und Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft“ stellte China der Welt seine Konzepte zur Lösung globaler Herausforderungen vor.
Einmal jährlich im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit: Am 21. April tagte die Jahreskonferenz des Boao Asienforums 2022 in der Küstenstadt Boao auf Hainan.
Mit Zuversicht und Zusammenhalt alle Herausforderungen meistern
Seit Jahren hat China bei verschiedenen internationalen Gelegenheiten die Weltgemeinschaft immer wieder dazu aufgerufen, die Zuversicht zu bewahren und den allgemeinen Trend der historischen Entwicklung zu erkennen. Einer der Hauptgründe für diesen Appell: verschiedenste Denk- ja sogar offene Gegenströmungen, die dem historischen Trend von Frieden, Entwicklung, Zusammenarbeit und gemeinsamem Gewinnen entgegenlaufen.
Vertrauen ist unerlässlich, um alle Herausforderungen zu meistern. Es ist zugleich auch das knappste Gut in unserer heutigen, unruhigen Welt. Chinas Staatspräsident Xi Jinping hat bei seiner Rede auf der Eröffnungszeremonie der Boao-Jahreskonferenz diesen Punkt mit Nachdruck betont. Er sagte: „Die stärkste Kraft, um aus dem Nebel ins Licht zu treten, ist die Zusammenarbeit. Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe sind unsere wirksamsten Instrumente.“ Entscheidend sei es, durch Zusammenarbeit das Leben und die Gesundheit der Menschen zu schützen, den wirtschaftlichen Aufschwung zu fördern, den Weltfrieden und die Ruhe zu bewahren sowie die Herausforderungen im Bereich globale Governance zu bewältigen.
Der Sieg gegen das Coronavirus scheint noch in weiter Ferne, da die Erforschung und Entwicklung neuer Impfstoffe und Arzneimittel sowie deren Einsatz der Entstehung neuer Virusvarianten und dem Tempo ihrer Verbreitung nach wie vor hinterherhinken. Vor diesem Hintergrund bedarf es noch größerer Anstrengungen und einer stärkeren Zusammenarbeit und Abstimmung aller Länder, um gewaltige Synergien zur Bekämpfung der Pandemie zu bündeln. China setzt nach wie vor darauf, Wort zu halten und konsequent zu handeln. Dadurch konnte das Land bereits enorme Beiträge dazu leisten, dass die Impfstoffe den Entwicklungsländern zugänglich und für sie erschwinglich wurden. China hat zugesichert, weitere 600 Millionen bzw. 150 Millionen Impfdosen für Afrika und die ASEAN-Staaten bereitzustellen.
Was die Erholung der Weltwirtschaft angeht, hat der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem neuesten Bericht die globale Wachstumsprognose für 2022 merklich gesenkt. Dies belegt die derzeit maue Perspektive der Weltwirtschaft. Noch schlimmer aber ist die Inflation in einigen Industrieländern, die ein Rekordhoch seit Jahrzehnten erreicht hat. Experten gehen davon aus, dass eine weiche Landung der Weltwirtschaft kaum mehr möglich ist. Die Prognosen stehen auf wirtschaftlicher Rezession, und diese dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach ein bis zwei Jahre dauern.
In einer vernetzten Welt sitzen dabei letztlich alle Länder in einem Boot. Als Folge sehen sich insbesondere viele Entwicklungsländer enormem Druck ausgesetzt, angesichts anziehender Preise für Getreide, Energie und die wichtigsten Produkte sowie steigender Kosten für die Schuldentilgung. Ein Ausweg aus dieser brenzligen Lage wäre die konsequente Gestaltung einer offenen Weltwirtschaft, die Schaffung neuer Triebkräfte durch wissenschaftlich-technologische Innovation, verstärkte Zusammenarbeit in den globalen Industrie- und Lieferketten sowie die primäre Gewährleistung der Lebenshaltung der Bevölkerung.
Frieden und Stabilität sind wichtige Voraussetzungen für eine florierende Wirtschaftsentwicklung und einen allgemein steigenden Lebensstandard. Doch verharrt die Welt teils in den verkrusteten Denkmustern des Kalten Kriegs. Hegemoniestreben und Blockkonfrontation herrschen noch immer in einigen Ländern vor. Angesichts dieses Gegenwindes stellte Xi Jinping in Boao die globale Sicherheitsinitiative in den Vordergrund. Sie bezieht sich auf sechs Bereiche und betont, dass die Menschheit eine unteilbare Sicherheitsgemeinschaft bildet. Chinas Initiative skizziert das Kernkonzept, die grundlegende Richtschnur, wichtige Prinzipien, Langzeitziele und praktikable Ideen zur Wahrung und Verwirklichung globaler Sicherheit. In Übereinstimmung mit den Prinzipien und Konzepten der chinesischen Außenpolitik stellt sie eine systematische und neue Erläuterung des internationalen Konsenses dar, und ist daher von großer aktueller Bedeutung.
In Bezug auf die globale Governance wies Xi Jinping in Boao drauf hin, dass sich die internationale Gemeinschaft heute zu einem hochentwickelten und integrierten Apparat entwickelt habe. Handlungen, die darauf abzielten, auch nur einen einzigen Teil dieser Maschine zu beseitigen, führten zwangsläufig zu ernsthaften Funktionsstörungen im Gesamtapparat, mahnte der Staatspräsident. In einem solchen Falle gebe es letztlich nur Verlierer. Mit seiner anschaulichen Metapher verdeutlichte Xi, dass Vorgehensweisen einiger westlicher Großmächte wie Alleingang, blanker Egoismus, Entkopplung, Lieferstopps oder Konfrontation in der Weltgemeinschaft auf Gegenwind stießen. Um eine wirksame globale Governance zu sichern, sollten vor allem die großen Länder mit gutem Beispiel vorangehen und in Sachen Gleichheit, Zusammenarbeit, Integrität und Rechtsstaatlichkeit zeigen, wie ein großes Land mit diesen Themen umgehen sollte.
Wiederaufnahme der Arbeit in Shanghai: Mitarbeiter des Unternehmens Shanghai Electric Nuclear Power Equipment bei der Wärmebehandlung von Maschinenteilen
„Geht es Asien gut, profitiert die ganze Welt“
Als ein asiatisches Land schenkt China selbstverständlich dem Frieden und der Entwicklung in dieser Region besondere Aufmerksamkeit. China setzt sich seit langem dafür ein, Asien zu einem Friedensanker, Wachstumsmotor sowie zu einer Kooperationshochburg zu gestalten. Ziel ist es, das „asiatische Wunder“ fortzusetzen und ein neues Erfolgskapitel zu schreiben. Damit dies gelingt, appellierte Xi auf der Boao-Jahreskonferenz an die Staaten der Region, den Frieden in Asien entschlossen zu sichern, die regionale Zusammenarbeit energisch auszubauen und gemeinsam die Einheit der Region zu fördern.
Im Hinblick auf die Förderung der asiatischen Zusammenarbeit ist das Regionale umfassende Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (RCEP), das seit mehr als 100 Tagen in Kraft ist, von entscheidender Bedeutung. Es schließt nicht nur 30 Prozent der Weltbevölkerung ein, seine Staaten steuern auch 30 Prozent der Leistung und des Handelsvolumens der Weltwirtschaft bei. Das Abkommen sieht vor, die Zölle auf bis zu 90 Prozent der zwischen den Unterzeichnerstaaten gehandelten Waren in absehbarer Zukunft abzuschaffen. Zudem sollen einheitliche Vorschriften in Bezug auf die Regeln des Ursprungslands, Zollverfahren, Inspektion und Quarantäne für weitere Handelserleichterungen und eine noch engere Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette innerhalb der Region sorgen. Nach Angaben der chinesischen Zollbehörde überstiegen die Im- und Exporte Chinas in die anderen 14 RCEP-Mitgliedsländer im ersten Quartal des laufenden Jahres bereits rund 290 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 6,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht und 30 Prozent des gesamten chinesischen Außenhandels im selben Zeitraum ausmachte.
Als Reaktion auf die jüngste Entwicklung der chinesischen Wirtschaft befürchtet ein Teil der internationalen Öffentlichkeit, die Maßnahmen zur Epidemieprävention und -bekämpfung könnten das chinesische Wirtschaftswachstum in diesem Jahr merklich ausbremsen und wichtige Ziele wie Wachstumsstabilisierung und Beschäftigungssicherung drohten auf der Strecke zu bleiben. Xi Jinping betonte in seiner Grundsatzrede in Boao dagegen, dass die Grundlagen der chinesischen Wirtschaft - ihre starke Widerstandsfähigkeit, ihr enormes Potenzial, ihr großer Handlungsspielraum und ihre langfristige Nachhaltigkeit - unverändert blieben. Auch weiterhin liefere Chinas Wirtschaft große Dynamik für die Stabilität und den Aufschwung der Weltwirtschaft und breitere Marktchancen für alle Länder.
Auch Vizepremier Han Zheng, der ebenfalls an der Eröffnungszeremonie und den damit verbundenen Veranstaltungen teilnahm, äußerte sich bei einer Podiumsdiskussion mit chinesischen und ausländischen Unternehmern gezielt zu Fragen der chinesischen Wirtschaft. China gestalte seine makroökonomische Politik in diesem Jahr mit noch stärkerer Intensität, erklärte er. Man setze unter anderem auch auf eine stärkere Unterstützung der Realwirtschaft und der Wirtschaft auf der Basisebene. China sei absolut zuversichtlich und in der Lage, eine nachhaltige und gesunde sozioökonomische Entwicklung zu erreichen, so Han. Bezüglich der zahlreichen Schwierigkeiten, denen Unternehmen bei der Sicherung ihrer Lieferketten aufgrund der Seuchenprävention und -bekämpfung in verschiedenen Landesteilen jüngst gegenüberstünden, unterstrich Han, dass China weiterhin an seiner Strategie der wissenschaftlich fundierten und dynamischen Unterbindung von Neuinfektionen festhalte. Die Epidemieprävention und -bekämpfung werde gezielt mit Maßnahmen zur Förderung der sozioökonomischen Entwicklung koordiniert, sagt er weiter. Man werde geordnete logistische Abläufe sicherstellen und auch die Stabilität der industriellen Lieferketten gewährleisten, so der Regierungsvertreter. „Wir streben an, die Auswirkungen der Epidemie auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung so minimal wie möglich zu halten“, so Han.
Alles in allem wird China durch den Übergang von der faktororientieren zur institutionellen Öffnung sein Tor zur Welt immer weiter aufstoßen. China setzt darauf, Energie für ein neues Entwicklungsmuster freizusetzen. Dies ist einerseits für den Aufbau eines großen offenen Marktes in Asien förderlich und wird anderseits mehr positive Energie für die globale friedliche Entwicklung liefern.
*Zhang Xudong ist Forscher am Institut für Global Governance und Entwicklung an der Tongji-Universität und trägt einen Doktortitel für Internationale Beziehungen der renommierten Tsinghua-Universität.
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