Chinas Exportvolumen stellt neue Rekorde auf. Den aktuellen Statistiken des chinesischen Hauptzollamtes zufolge hat China im Juli Waren im Wert von 1,69 Billionen Yuan exportiert, 10,4 Prozent mehr als im Juli 2019. Die auf US-Dollar lautenden Exporte stiegen ebenfalls um 7,2 Prozent. Dies stellte einen neuen Höchststand nicht nur seit Ausbruch der Epidemie, sondern auch seit März letzten Jahres auf. 

Dank des starken Anstiegs der Exporte im Juli verminderte sich der Wert der chinesischen Exporte von Januar bis Juli dieses Jahres gegenüber dem Vorjahr nur leicht um 0,9 Prozent und kehrte so im Wesentlichen auf das Niveau des Vorjahreszeitraums zurück.

Nach Ansicht von Bai Ming, stellvertretender Direktor des Forschungsinstituts für internationale Märkte an der Akademie für internationalen Handel und wirtschaftliche Zusammenarbeit beim chinesischen Handelsministerium, liege der Grund für das starke Exportwachstum im Juli hauptsächlich darin, dass sich Chinas Industrie- und Lieferketten früh von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie erholt habe und erneut seinen Wettbewerbsvorteil in der Exportwirtschaft unter Beweis gestellt habe. 

Darüber hinaus hat der Anstieg der Exporte von Gütern zu Prävention und Bekämpfung der COVID-19 Epidemie einen wichtigen Beitrag zur Erholung der Exporte Chinas geleistet. Nach Angaben des chinesischen Hauptzollamtes hat China in den ersten sieben Monaten dieses Jahres Textilien (einschließlich Gesichtsmasken) im Wert von 634,32 Milliarden Yuan exportiert, eine Steigerung von 35,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.  

Ein weiterer Grund für den deutlichen Anstieg der Exporte ist, dass viele Länder tatkräftige Hilfsmaßnahmen zur Unterstützung ihrer Bevölkerung und des Wirtschaftslebens durchgeführt haben, was zur Stabilisierung der Nachfrage beigetragen hat. 

Offiziellen Daten zufolge hat sich der Einkaufsmanagerindex (PMI) für Chinas herstellende Industrie im Juli in Bezug auf neue Exportaufträge auf 48,4 verbessert, im April stand der Index nur auf 33,5. Dies spricht ebenfalls für eine Erholung der Auslandsnachfrage.   

Trotz optimistisch stimmender Exportdaten werden Chinas Exporte angesichts vieler Unwägbarkeiten wie der Entwicklung der COVID-19 Pandemie und der Wirtschaftsentwicklung verschiedener Länder auch in Zukunft vor lang- und kurzfristigen Herausforderungen stehen. 

Einerseits könnte die Epidemie im Herbst wieder aufflammen. In jüngster Zeit hat sich die Zahl der bestätigten Fälle von COVID-19 in Japan auf über 40.000 erhöht, und auch auf den Philippinen und in Indonesien nimmt die Zahl der bestätigten COVID-19-Fälle weiter zu. Viele Experten warnen vor einer zweiten Welle der Epidemie. 

Andererseits könnten der Substitutionseffekt und der Marktanteil chinesischer Waren bei den Exporten wieder auf ein normales Niveau zurückkehren. Die nur allmähliche Überwindung der Epidemie und die schrittweise Wiederaufnahme der Produktion im Ausland könnte das Wachstum der Exporte hingegen wieder schwächen. 

Zudem muss China die negativen Auswirkungen eines wachsenden Handelsprotektionismus in vielen Ländern berücksichtigen.  

Gao Lingyun, Forscher am Institut für Weltwirtschaft und Politik der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, meint, dass die Auswirkungen der Epidemie auf Wirtschaft und Gesellschaft der Entwicklungsländer weitaus größer seien als auf die Wirtschaftsentwicklung der Industrieländer. Daher sei der Handel Chinas mit Entwicklungs- und Schwellenländern auch schwerer betroffen. Darüber hinaus habe die Epidemie den Trend zur Verlagerung arbeitsintensiver Industrien von China ins Ausland verstärkt, was sich unvermeidlich langfristig auf Chinas Exporte auswirken werde.