Startseite >> Wirtschaft |
Touristen statt Vieh und Getreide |
Von Wang Hairong · 2015-09-09 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: Agrartourismus | Druck |
China fördert die Entwicklung des Agrartourismus, um die Armut auf dem Land zu bekämpfen.
Zum Erntefest werden im Dorf Huangling in der Provinz Jiangxi bunte Früchte präsentiert (Xinhua)
Touristen auf einem Weingut in der Ortschaft Xiaji (Provinz Shaanxi) (Xinhua)
Am Hang des Lushan-Bergs im Dorf Zhonghaoyu (Provinz Shangdong) bietet sich eine atemberaubende Aussicht. Seit einigen Jahren nutzen die Dorfbewohner touristische Ressourcen wie diese, um zu mehr Wohlstand zu gelangen.
Touristen zieht es aus unterschiedlichen Gründen nach Zhonghaoyu, etwa um die Blumen im Frühling zu sehen, oder im Sommer und Herbst Pfirsiche, Kastanien, Datteln und Kakis zu pflücken. Ein Fluss, der sich die Felsen entlang schlängelt, verleiht der Gebirgslandschaft zusätzliche Lebendigkeit. Stadtbewohner kommen oft mit ihren Kindern, damit sie die Landwirtschaft und andere Seiten des Dorflebens kennenlernen.
Noch vor mehr als zehn Jahren war das Dorf bettelarm, die Bewohner lebten vor allem vom Sorghum– und Hirseanbau. 2003 bot das Dorf, das entschlossen war, den Tourismus zu entwickeln, dann fünf ausgewählten Haushalten Geld zum Betreiben von Gasthäusern in ihren Höfen an.
2011 gründete Zhao Shengjian, der nach seinem Universitätsabschluss ins Dorf zurückgekehrt war, die Youyougu Tourism Development Co. Er bot den Bewohnern an, sich als Anteilseigner am Unternehmen zu beteiligen und versprach, sie mit Dividenden je nach Höhe ihrer Investitionen und der eingesetzten Arbeitskraft zu belohnen. Am Ende beteiligte sich rund ein Dutzend Bauern an Youyougus Franchise-Netzwerk. Das Unternehmen führte standardisierte Preise, Dienstleistungen und Einrichtungen ein.
In den Nachbarstädten startete Youyougu außerdem Kampagnen zur touristischen Vermarktung von Zhonghaoyu und entwarf ein paar neuartige Reiseprogramme wie Outdoor-Überlebenstrainings und Sommerzeltlager für Kinder.
Nach Angaben des Nachrichtenportals Dzwww.com betreibt Youyougu mittlerweile 90 Bauernhofhotels, 25 davon bieten einen Vier- oder Fünf-Sterne-Service an. Die 364 Einwohner von Zhonghaoyu verfügen gegenwärtig über ein jährliches Prokopfeinkommen von 28.000 Yuan (4390 US-Dollar), das bedeutet eine 14-fache Steigerung innerhalb von zehn Jahren. Jedes Jahr kommen durchschnittlich mehr als 70.000 Touristen ins Dorf, die Direkteinnahmen aus dem Tourismus sind auf über 9 Millionen Yuan (1,41 Millionen US-Dollar) pro Jahr geklettert.
Die Anwohner müssen nun nicht länger als Wanderarbeiter in die Stadt ziehen, weil sie auch zu Hause gutes Geld verdienen können. Das Dorf und Youyougu haben den Anwohnern außerdem zu einigen Sozialleistungen verholfen. Für die über 70-Jährigen wurde beispielsweise ein Altenheim gebaut.
Der Erfolg von Zhonghaoyu hat mehrere Dörfer in der Nähe dazu inspiriert, es ebenfalls mit dem Tourismus zu versuchen.
Bauern profitieren
Bei einer nationalen Konferenz am 18. August in Zhonghaoyu wurde das Dorf für seine erfolgreiche Armutsbekämpfung mit Hilfe des Tourismus ausgezeichnet.
Wang Degang, Dekan des Fachbereichs Tourismus der School of Management an der Universität von Shandong, erklärte, dass Zhonghaoyu weder ein Vorreiter bei der Entwicklung des Tourismus war, noch eine ungewöhnlich umfangreiche Tourismusbranche aufweisen könne. Das Dorf verkörpere aber einen Trend im Agrartourismus, nämlich Bauern in ein vom Dorf betriebenes Tourismusunternehmen zu integrieren und sie davon profitieren zu lassen.
Der Tourismus habe eine tragende Rolle bei der Armutsbekämpfung auf dem Land gespielt, erklärte Li Jinzao, Leiter der Chinesischen Tourismusbehörde (CNTA), auf der Konferenz. Seinen Angaben zufolge half er seit 2011 mehr als 10 Millionen Landbewohnern, das sind mehr als 10 Prozent der gesamten verarmten Bevölkerung.
Durch den Tourismus kann ein Dorf 70 Prozent seiner Anwohner aus der Armut befreien. „Mindestens die Hälfte der 128.000 verarmten Dörfer in China bieten in dieser Hinsicht die nötigen Voraussetzungen", betonte Li. „Der Tourismus kann eine große Zahl an Arbeitskräften einbinden, die Produktionskosten sind niedrig und er bringt schnelle Ergebnisse bei der Armutsbekämpfung."
Die meisten ländlichen Regionen punkten mit grünen Bergen, sauberem Wasser und reiner Luft, ihren Spezialitäten und ihrer Folklore, all das werde von Stadtbewohnern sehr geschätzt, erklärte Li Jianguo, leitender Berater des Forschungszentrums für Agrartourismus in der Provinz Jiangxi.
2> |
LINKS: |
|
Adresse: BEIJING RUNDSCHAU Baiwanzhuanglu 24, 100037 Beijing, Volksrepublik China