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Chinesisch-amerikanische Wirtschafts- und Handelsbeziehungen vor neuen Herausforderungen
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Von Li Jian · 2015-09-22 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: Sino-US;Wirtschaft;USA | Druck |
Wirtschafts- und Handelsbeziehungen gelten als Grundstein der chinesisch-amerikanischen Beziehungen. Angesichts der großen Veränderungen in der globalen Wirtschaft stehen diese Beziehungen nun vor zahlreichen Herausforderungen. Beide Länder müssen eine Reihe wichtiger Probleme, die ihre langfristigen Interessen und die globale Entwicklung berühren, gemeinsam lösen.
Hochrangige Regierungsvertreter aus China und den USA nahmen im Juni in Washington am siebten Strategischen Wirtschaftsdialog und der sechsten hochrangigen Beratungsrunde über den Austausch zwischen beiden Ländern teil.
Strategische Bedeutung
Lange Zeit waren die chinesisch-amerikanischen Wirtschafts- und Handelskontakte den (sicherheits-)politischen Beziehungen untergeordnet und anfällig für politische Konflikte zwischen beiden Staaten. Dennoch ist die Zusammenarbeit in Wirtschaft und Handel seit den 1970er Jahren der dynamischste, langfristig stabilste und wichtigste Teil der bilateralen Beziehungen.
Das Handelsvolumen zwischen China und den USA stieg von rund zwei Milliarden US-Dollar Ende der 1970er Jahre auf mittlerweile 555,1 Milliarden US-Dollar. Das durchschnittliche Wachstum liegt bei 16 Prozent. Selbst wenn es Probleme in den bilateralen Beziehungen gab, wuchs der Handel weiter. Die USA sind Chinas größter Exportmarkt, umgekehrt ist China nach Kanada der zweigrößte Exportmarkt der USA.
Die wechselseitigen Investitionen liegen gegenwärtig bei über 120 Milliarden US- Dollar. Fast alle amerikanischen Unternehmen der Fortune-Global-500-Liste haben in China ein Tochterunternehmen oder Joint-Venture gegründet und waren in den letzten 20 Jahren sehr erfolgreich damit. Umgekehrt bevorzugen viele chinesische Unternehmen, die ins Ausland gehen, die USA als Investitionsziel.
China hat aus den Erfahrungen der USA gelernt und den Wechselkurs-Mechanismus des Renminbi reformiert, es hat sein Finanzwesen auf den Markt ausgerichtet, den Handelsausgleich und die strukturelle Regulierung gefördert. Die Zusammenarbeit im Bereich Energie ermöglicht es zahlreichen chinesischen Unternehmen, Projekte für saubere und effiziente Energie aus den USA zu übernehmen. Im Tourismus sind ständig steigende Besucherzahlen in beide Richtungen zu verzeichnen. China ist jetzt schon der größte Reisemarkt nach den USA.
Durch die Zusammenarbeit in Wirtschaft und Handel kamen Kapital, fortschrittliche Technik, und Modernisierungskonzepte aus den USA nach China. Das Unternehmensmanagement verbesserte sich deutlich, die Wirtschaft entwickelte sich rasant. Auch die USA profitierten lange Zeit von ihren Investitionen in China, sie wurden mit preiswerten Konsumgütern versorgt, die eine niedrige Inflationsrate ermöglichten. Der amerikanische Markt war ideal, um Chinas durch die schnelle Industrialisierung wachsende Produktionskapazität zu absorbieren. China kaufte ferner mit seinen großen Devisenreserven aus seinem Handelsüberschuss amerikanische Staatsschulden auf.
Beide Seiten haben dauerhafte Beziehungen entwickelt, sie ergänzen sich gegenseitig, sind aufeinander angewiesen und profitieren voneinander. Ihre Zusammenarbeit ist durch den zunehmenden Handelsverkehr zum wichtigsten Motor für die Globalisierung und die Entwicklung der Weltwirtschaft geworden. Der internationale Markt hat sich vergrößert.
Gemeinsame Herausforderungen
Beide Länder stehen nun vor neuen Herausforderungen. Die gegenwärtigen bilateralen Beziehungen unterscheiden sich von denen vor 30 Jahren, die USA und China sind mittlerweile die größte bzw. zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt. Sie müssen nicht nur Probleme im eigenen Land lösen, sondern auch den Umgang miteinander überdenken. Die wirtschaftliche und technologische Kluft zwischen ihnen schließt sich allmählich, den USA wird immer bewusster, dass China ein ernstzunehmender Konkurrent geworden ist. In gewissem Sinne fordert China die amerikanische Überlegenheit, ihren Marktanteil, manche Interessen sowie das Mitspracherecht bei der Formulierung von Regeln heraus.
Ist die Basis für die Zusammenarbeit in Wirtschaft und Handel im neuen Kontext der Globalisierung trotzdem noch solide oder nicht? Die Antwort lautet „Ja". Die USA und China stehen auch heute noch vor gemeinsamen Herausforderungen, gemeinsame Interessen bilden eine stabile Grundlage für eine enge Zusammenarbeit.
Gemeinsame Herausforderung Nr. 1: Ausarbeitung von Regeln auf höherer Ebene
Die USA haben das Interesse an der Doha-Entwicklungsagenda verloren. Sie haben stattdessen Verhandlungen für eine Transpazifische Partnerschaft (Trans-Pacific Partnership, TPP), ein Transatlantische Freihandelsabkommen (Transatlantic Trade and Investment Partnership, (TTIP) und das Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen (Trade in Services Agreement, TISA) initiiert. Obwohl China an den Verhandlungen zur Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) und weiteren Gesprächen teilnahm, steht es abseits der von den USA geführten Verhandlungen. Ohne die Teilnahme Chinas und entsprechender Länder stehen der Geltungsbereich der neuen Regeln und der Marktumfang für den Freihandel aber noch in Frage. Dies ist sowohl für China als auch für die USA ein großer Verlust und gleichzeitig von Nachteil für die globale wirtschaftliche Integration und Liberalisierung.
Gemeinsame Herausforderung Nr. 2: Erweiterung des Entwicklungsspielraums
Als aufstrebendes Land kann China im 21. Jahrhundert nicht denselben Weg gehen wie die großen Industrienationen vor einigen Jahrhunderten, es muss einen neuen Entwicklungsweg finden. 2013 präsentierte Staatspräsident Xi Jinping die beiden Initiativen „Wirtschaftsgürtel an der Seidenstraße und maritime Seidenstraße des 21. Jahrhunderts", die von zahlreichen Staaten begrüßt wurden. Die USA zweifeln bislang noch an diesen Projekten. Einige Menschen in der internationalen Gemeinschaft, China und den USA halten weiter an der Mentalität des Kalten Krieges fest. Diese ideologischen Vorurteile zu bewältigen und ein Schwellenland sowie eine traditionelle Großmacht zu einer Schicksalsgemeinschaft zu vereinen, stellt China und die USA vor eine große Herausforderung.
Gemeinsame Herausforderung Nr. 3: Globale Verantwortung übernehmen
Die Welt steht wegen der mangelnden Nachhaltigkeit im Umgang mit Umwelt und Ressourcen, der Widersprüche durch unterschiedliche Entwicklungsniveaus, des weit verbreiteten Protektionismus, der Bedrohung u.a. durch den Terrorismus, der großen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen infolge des schnellen Fortschritts in der Informationstechnologie unter enormem Druck. China und die USA stehen vor ähnlichen Problemen, beide Länder sollten international Verantwortung übernehmen und diese Probleme Hand in Hand angehen.
Angesichts der gemeinsamen Herausforderungen spielen Interessenskonflikte eine untergeordnete Rolle. Ein Nullsummenspiel wäre hier keine geeignete Problemlösung. Die Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen und dringende Probleme gemeinsam zu lösen, den Frieden und Fortschritt für die Menschheit zu gewährleisten, sollte das Hauptanliegen sein und ist der richtige Ausweg.
Wichtige Aufgaben für die Zusammenarbeit in Wirtschaft und Handel
Die globale Wirtschaft steht weiterhin im Schatten der Finanzkrise. In den meisten Ländern ist bislang kein energischer und nachhaltiger Anstieg der Marktnachfrage zu verzeichnen. Auch technische Durchbrüche und industrielle Fortschritte fehlen weitgehend. Sowohl in China als auch den USA sind strukturelle Wirtschaftsreformen weiter in vollem Gange. Es gibt also noch eine Reihe dringender und wichtiger Aufgaben im Rahmen der Wirtschafts- und Handelskooperation.
Beide Seiten müssen die regionale wirtschaftliche Integration und Liberalisierung auf einer höheren Ebene fördern. Durch mehr Koordination und Kooperation sollte sichergestellt werden, dass bereits initiierte Freihandelsabkommen wie TPP und RECP inklusiv statt exklusiv sind. Wenn beide Staaten auf höherer Ebene einen Konsens über den Rahmen des Freihandels erzielen, der die beidseitigen Interessen ausgewogen berücksichtigt, könnte dies so bedeutend sein wie die Welthandelsorganisation (WTO) und zahlreiche weitere Handelspartner dazu bringen, sich an den Verhandlungstisch zu setzen.
In Zukunft wird es einen geeinten Markt für mehrere Milliarden Menschen geben. Die Infrastruktur in den Industriestaaten wird möglicherweise zu veraltet sein, um die Bedürfnisse dieses Marktes zu befriedigen. Daher sollten die Entwicklungsländer ihre Infrastruktur aufbauen und verbessern. Wenn China und die USA ihre jeweiligen Vorteile nutzen, könnte das die globale Konnektivität und die Wiederbelebung der globalen Wirtschaft fördern.
Beide Länder sollten die Wirtschaft mit Hilfe der modernen Informationstechnologie und des E-Commerce grenzüberschreitend ankurbeln. Traditionsindustrien können mit Hilfe der Informationstechnologie modernisiert und wiederbelebt werden, so dass sich für Entwicklungsländer neue Chancen ergeben. Der internationale E-Commerce kann als eine innovative Möglichkeit die Handelskanäle, -methoden und -regeln sowie die aktuelle Interessenslage deutlich verändern. Dabei ist es erforderlich, dass beide Länder, dort, wo sich die Industrialisierung mit Hilfe von IT und grenzüberschreitendem E-Commerce voranschreitet, neue Regeln für den internationalen Handel aufstellen.
China und die USA sollten ferner vorbildliche Lösungsansätze für Umweltprobleme ausarbeiten, die die Interessen aller Seiten berücksichtigen. Treibhausgasemissionen bedrohen das Überleben und den Fortbestand der gesamten Menschheit. Die Grenzwerte für Emissionen werden zwar immer strenger, sie weichen aber weiterhin stark voneinander ab. Bei Verhandlungen konnten nur geringfügige Fortschritte erzielt werden. Als Länder mit den meisten CO2-Emissionen sollten China und die USA aktiv werden und Verantwortung übernehmen. Die von beiden herausgegebene Gemeinsamen Erklärung zum Klimawandel beim APEC-Gipfel 2014 verlangt, dass sowohl China als auch die USA praktische Maßnahmen ergreifen, damit so schnell wie möglich ein globales Klimaabkommen erzielt werden kann.
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