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Die beste Zeit oder die schlechteste Zeit?
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Von Yan Wei · 2015-09-10 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: Zeit | ![]() |
Wenn man von einem chinesischen Wunder sprechen kann, dann ist es die Integration des bevölkerungsreichsten Staates der Erde in die internationale Gemeinschaft, die Wunder bewirkt hat.
Die zwar weithin angezweifelte, aber erstaunlich haltbare Rhetorik eines bevorstehenden Kollapses in China, hat vor kurzem einen neuen Vertreter gefunden. 14 Jahre, nachdem der US-amerikanische Autor Gordon Chang den Sturz der chinesischen Regierung bis spätestens 2011 vorhergesagt hatte, publizierte David Shambaugh sein alarmierendes Urteil, dass ein „langwieriger, schmutziger und gewaltsamer" Regimewechsel in China bevorstünde.
Um seine Weltuntergangstheorien zu rechtfertigen, hat Shambaugh lediglich einige Einzelphänomene herausgepickt und dabei verpasste er, einen Blick auf die Gesellschaft zu werfen, um zu erkennen, wie durchschnittliche Chinesen ihr Land und ihre Gesellschaft sehen.
Beispielsweise wertete er die Emigration chinesischer Millionäre als Zeichen mangelnden Vertrauens in die Regierung. Natürlich kann wirtschaftliche Emigration mit politischer Instabilität korrelieren, allerdings findet dieser Emigrationsprozess der Wohlhabenden besonders in Staaten mit einer hohen Steuerbelastung wie den USA statt. Es gibt zahlreiche Berichte über einen Höchststand ans Staatsbürgerschaftszurücklegungen in den USA; mit einem Rekord von über 3400 Zurücklegungen im letzten Jahr im Vergleich zu mehreren hundert vor ungefähr einem Jahrzehnt. Es ist daher nicht angebracht, einen Zusammenhang zwischen dem Exodus der Wohlhabenden und dem imminenten Kollaps eines Landes sehen zu wollen.
In der Tat war Chinas Entwicklung Beobachtern aus dem Westen immer ein Rätsel, die daher von einigen als Wunder bezeichnet worden war, während andere konstant zur Vorsicht mahnten. Doch für die Chinesen selbst bricht nun die lang erträumte Zeit von Frieden, Wachstum und Offenheit an.
China musste einen schwierigen Weg zur Moderne nehmen. Als der westfälische Frieden, der Jahrzehnte blutiger Kriege in Europa beendet hatte und der die Grundlage für das moderne System der internationalen Beziehungen legte, 1648 unterzeichnet wurde, war in China die neu etablierte Qing-Dynastie (1644-1911) gerade dabei ihre Herrschaft zu konsolidieren. Die Herrscher der Qing tendierten dazu, sich von der Welt zu isolieren und begannen ihre schädliche Politik der Abschottung. Auch das mag einer der Gründe gewesen sein, warum China so seltsam auf die Konflikte mit westlichen Mächten reagierte, die über Handel und den rechtlichen Status von Ausländern in China entstanden waren. Diese Kolonialmächte, die in moderner Diplomatie wie Technologe versiert waren, zwangen, durch eine Reihe militärischer Offensiven, das Qing-Regime sich zu öffnen. Die erzwungene Öffnung beschädigte Chinas Souveränität und führte zu Fragmentierungen innerhalb der chinesischen Gesellschaft. Als die Qing-Dynastie 1911 gestürzt worden war, blieb China in Scherben zurück. Mehr Turbulenzen, resultierend aus Bürgerkrieg und der Invasion Japans, entstanden. Als also 1949 die Volksrepublik China gegründet wurde, ruhten die Hoffnungen auf der kommunistischen Partei Chinas (KP Chinas), dass sie das Land in Richtung Stabilität und Wohlstand führen würde.
Wie auch immer, auch die KPCh brauchte weitere drei Jahrzehnte, um den richtigen Weg zu finden. Nach den verlustreichen sozialen Experimenten, die vom Fokus auf wirtschaftlichen Aufschwung in den Anfangsjahren der Volksrepublik, bis zu radikalen politischen Strömungen der Kulturrevolution (1966-76) reichten, erkannte die KP Chinas den unaufhaltsamen Trend der Globalisierung. China konnte sich selbst aus der Rückständigkeit befreien und an Entwicklung aufholen, indem es die Initiative ergriff und auf die Welt zuging. 1978 wurde die bedeutende Entscheidung für die Politik der Reform und Öffnung getroffen, mit der China die Überholspur zu wirtschaftlichem und sozialem Fortschritt nehmen konnte.
Dieser Öffnungsprozess, der gelenkt und schrittweise verlief, brachte der Nation zahlreiche Vorteile. Es ist daher eine verbreitete Ansicht, egal ob innerhalb der Eliten oder der gewöhnlichen Bevölkerung, dass dieser Prozess weitergehen sollte. China, ohnehin ein Nachzügler der weltweiten Modernisierung, will sich nicht mehr Störungen leisten. Daher ist ein gewaltsamer Regimewechsel, wie Shambaugh meint ihn kommen zu sehen, undenkbar.
Man darf nicht vergessen, dass dieser Öffnungsprozess China von einem marginalisierten Land in einen bedeutenden Akteur des internationalen Systems transformiert hat. Wenn es also ein chinesisches Wunder gibt, dann ist es die Integration des bevölkerungsreichten Staats der Erde in die internationale Gemeinschaft.
Natürlich ist China mit zahlreichen Problemen - von Korruption bis Umweltverschmutzung - die nicht so einfach über Nacht gelöst werden können, konfrontiert. Und während diese Probleme in Angriff genommen werden, sind kritische Kommentare von Kennern Chinas immer willkommen. Konstruktive Vorschläge, die auf solider Bewertung und den Erfahrungen der westlichen Länder mit ihrem Industrialisierungsprozess beruhen, können von großem Wert sein. Doch wie auch immer, Untergangspropheten richten letztlich mehr Schaden an, als das sie Nutzen bringen könnten.
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