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Japans Rolle im Zweiten Weltkrieg: Abe beharrt auf seiner Position
Von Shi Yongming  ·   2015-09-09  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Bemerkungen;Demonstranten
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Die Bemerkungen des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abes über den Zweiten Weltkrieg fügen alten Verletzungen neue Beleidigungen hinzu 

 

Japans Ministerpräsident Shinzo Abe bei seiner Stellungnahme zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Tokio (XINHUA) 

 

Demonstranten am Eingang der japanischen Botschaft in Seoul (XINHUA) 

Bei einer Pressekonferenz in seinem Amtssitz in Tokio hat Japans Ministerpräsident Shinzo Abe am 14. August eine beunruhigende Stellungnahme zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs abgegeben. Der Wortlaut wurde vom Kabinett bewilligt und spiegelt die offizielle Haltung der japanischen Regierung zur Vergangenheit wider. Die Stellungnahme hat nationale und internationale Aufmerksamkeit erregt und einige von Abes Bemerkungen werfen ein Licht darauf, wie er Japans Geschichte der Aggression betrachtet.

Bei seiner Amtsübernahme macht Abe klar, dass er eine neue Stellungnahme zu historischen Themen abgeben würde, sie sollte die vorausgegangenen Stellungnahmen ehemaliger japanischer Regierungschefs ablösen, darunter Ministerpräsident Tomiichi Murayamas Entschuldigung für die japanische Aggression und Kolonialherrschaft aus dem Jahr 1995.

 

Zwei Überlebende des Massakers von Nanjing, Xia Shuqin (li.) und Chen Guixiang (re.), bei einer Versammlung zum 70. Jahrestag des chinesischen Siegs im Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression (XINHUA) 

In den vergangenen drei Jahren hat Abe seine revisionistischen Ansichten zur Geschichte bei vielen Gelegenheiten demonstriert. Zum einen stellte er Japans Rolle als Aggressor während des Zweiten Weltkriegs in Frage, seine Begründung: Es gebe keine universelle Definition des Begriffs „Aggression". Zweitens bekundete er Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Gerichtsverfahren des Internationalen Militärgerichtshofs für den Fernen Osten (1946-1948), auch bekannt als Tokioter Prozesse, die zur Verurteilung der größten Kriegsverbrecher führte. Drittens bestritt er, dass die kaiserliche japanische Armee Frauen, die so genannten Trostfrauen, während des Krieges in die sexuelle Sklaverei zwang. Diese Ansichten stellen die allgemeine Einschätzung des Zweiten Weltkriegs in Frage und widersetzen sich jedem moralischen Urteilsvermögen.

Abe wusste, dass er internationale Kritik ernten würde, denn er hatte seine revisionistischen Anschauungen zur Feier des Tages unverfroren in einer geplanten Stellungnahme präsentiert. Unter dem enormem in- und ausländischen Druck ging er schließlich einen Kompromiss ein, indem er den folgenden Satz einfügte: „Die Haltung (der Reue und Entschuldigung), wie sie von vorherigen Regierungen zum Ausdruck gebracht wurde, bleibt auch in Zukunft  unerschütterlich."

Das Grundproblem besteht darin, dass Abe keine eigene formelle Entschuldigung anbot. Mehr noch, er versuchte, einen Schlussstrich unter die Entschuldigungen der vorherigen Regierungen zu ziehen. Seine genauen Worte lauteten: „Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Kinder, Enkel und weitere kommende Generationen, die nichts mit diesem Krieg zu tun haben, dazu prädestiniert sind, sich zu entschuldigen."

Diese Stellungnahme impliziert, dass Länder wie China und Südkorea, die in der Vergangenheit unter Japan gelitten haben, mit ihrem Wunsch nach einer Entschuldigung nur lästig waren. Tatsache ist aber, dass sie Japan das Leben erst schwer machten, als es politisch nach rechts driftete und sich vom Pazifismus entfernte, der nach Ende des Zweiten Weltkriegs vorherrschend war.

Japanische Politiker forderten, Japan als politische Weltmacht wiederzubeleben. Anstatt über ihre Geschichte der Aggression und ihre Kolonialherrschaft nachzudenken und das Verhältnis zu den Nachbarn zu entspannen, verfolgten sie dieses Ziel, indem sie Japans Beitrag zum Weltfrieden schönredeten. Gleichzeitig halten einige Politiker nach wie vor an revisionistischen Ansichten fest. Sie besuchten den Yasukuni-Schrein, wo die größten Kriegsverbrecher des Landes verehrt werden; sie versuchen die Wahrheit im Hinblick auf die Aggression und Invasionen durch ihr Land in Geschichtsbüchern zu verschleiern. Häufig verleugnen rechtsgerichtete Politker und Wissenschaftler in öffentlichen Reden und Bemerkungen die japanische Aggression und täuschen die Bevölkerung im Hinblick auf die Geschichte ihres Landes.

 

Philippinische Trostfrauen demonstrieren in Manila. Sie fordern eine Entschuldigung und Entschädigungen von der japanischen Regierung (XINHUA) 

Zu den führenden Personen dieser rechtsgerichteten revisionistischen Avantgarde gehören prominente Politiker wie Ministerpräsidenten, Kabinettsmitglieder und hohe Beamte, manche im Amt, manche im Ruhestand.  Ihre Reden und ihr Verhalten haben nicht nur die Gefühle der Menschen verletzt, die in der Vergangenheit unter Japan gelitten haben, sondern auch Misstrauen im Hinblick auf die künftige Entwicklung Japans geweckt.

Da Japans Pazifismus durch den Revisionismus überschattet wird, sind die Bemerkungen des Ministerpräsidenten zu historischen Themen zu einer Voraussetzung für den Wiederaufbau des politischen Vertrauens zu China und Südkorea geworden. Daher liegt der springende Punkt im Fehlverhalten der rechtsgerichteten politischen Kräfte des Landes. Wenn Japans Regierung weiterhin seine Aggressionen der Vergangenheit schönfärbt und sein revisionistisches Verhalten fortsetzt, wird ein verzerrtes Geschichtsverständnis an künftige Generationen überliefert werden.

Im Hinblick auf die Zivilisten, die unter Japan gelitten haben, sagte Abe ganz beiläufig, dass "zahlreiche unschuldige Bürger litten und Schlachten zum Opfer fielen sowie schlimmen Hunger erdulden mussten."   

Abe scheute sich, die brutalen Massaker und andere von der kaiserlichen japanischen Armee begangenen Kriegsverbrechen zu erwähnen. Er verschwieg das Massaker von Nanjing, die Todeslager in Südostasien und die Trostfrauen, stattdessen hob er die Verluste auf japanischem Boden wie die Opfer der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki hervor. Er ließ dabei durchblicken, dass Japan ein Hauptopfer des Krieges war.

In seiner Stellungnahme vermischte Abe zudem absichtlich zwei Konzepte: „Aggression" und die „Lösung internationaler Konflikte durch Gewalt" bzw. er setzte beide gleich. So empfahl er beispielsweise „niemals mehr auf irgendeine Form der  Bedrohung zurückzugreifen oder Gewalt zur Beilegung internationaler Konflikte zu nutzen", ganz, als sei er ein überzeugter Pazifist. Unter dem Deckmantel des so genannten „proaktiven Pazifismus" spielte Abe Japans Rolle als Aggressor im Zweiten Weltkrieg herunter.

Bei seiner Auflistung der "Länder", die unter der japanischen Herrschaft litten, stellte Abe außerdem Taiwan und China gleichberechtigt nebeneinander und machte so seine Absicht deutlich, Chinas Souveränität in Frage zu stellen.   

In seiner Stellungnahme trompetete Abe geradezu Japans friedliche Nachkriegsentwicklung und Werte der Freiheit und Demokratie heraus, statt eine offizielle Entschuldigung für die Aggressionen der Vergangenheit anzubieten. Tatsächlich bewilligten Abe und seine Regierungskoalition vor Kurzem einen umstrittenen Entwurf zum Sicherheitsgesetz im parlamentarischen Unterhaus, ungeachtet der starken Opposition im In- und Ausland. Er untergrub so die pazifistische Verfassung und führte Japan auf den Pfad des Kriegs.   

Abes Stellungnahme trug nicht dazu bei, die zerbrochenen Beziehungen zu den Opfern der japanischen Aggression zu kitten, ganz im Gegenteil hat er die Kluft zwischen Japan und seinen Nachbarländern weiter vertieft.   

(Der Autor ist Forscher im Bereich Asien-Pazifik-Studien am Chinesischen Institut für Internationale Studien) 

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