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Forscher Thomas Weise: Eine akademische Traumkarriere in China |
Von Zhu Bochen · 2023-05-06 · Quelle:german.chinatoday.com.cn |
Stichwörter: Deutschland;China | Druck |
Als Thomas Weise vor 13 Jahren seine akademische Reise an der University of Science and Technology of China (USTC) in Hefei begann, war er noch Postdoktorand. Nie hätte er gedacht, dass er es so weit bringen würde auf seinem akademischen Weg in China - und dass er so lange bleiben würde.
Der deutsche Informatiker erinnert sich noch gut an den Moment, als er nach seiner Promotion an der Universität Kassel von Deutschland aus erstmals Kontakt zu chinesischen Forschern aufnahm. Damals war er auf der Suche nach neuen beruflichen Möglichkeiten. „Aus heutiger Sicht muss das eine sehr merkwürdige Situation gewesen sein“, gibt er zu. „Ein Ausländer, der noch nie in China war, bewirbt sich einfach direkt um eine Stelle.“
Konzentriert bei der Arbeit: Am 10. Juni 2022 hält Professor Dr. Thomas Weise während eines Treffens des Deutschen Hochschulkonsortiums für Internationale Kooperationen (DHIK) eine Onlinepräsentation an der Universität Hefei. (Foto freundlicherweise China.org.cn zur Verfügung gestellt)
Für Weise unterscheiden sich China und Deutschland in vielerlei Hinsicht. Das Wichtigste aber sei, dass beide Länder über fortschrittliche Wissenschaftskapazitäten verfügten, sagt er - insbesondere auf dem Gebiet der KI-bezogenen Optimierungstechniken.
Nach einem kurzen Austausch per E-Mail schloss sich Weise im November 2009 dem Team von USTC-Professor Yao Xin an, das für seine Expertise im Bereich des evolutionären Computings bekannt ist. Nur sechs Monate später stand für den deutschen Forscher fest, dass er den Rest seiner Karriere, ja vielleicht den Rest seines Lebens in Hefei verbringen wollte, hier in der in Deutschland wenig bekannten Hauptstadt der zentralchinesischen Provinz Anhui.
„Blitzschnell hat mir die Arbeitsatmosphäre in China gefallen. Vor meinen chinesischen Kolleginnen und Kollegen ziehe ich wirklich den Hut. Sie alle sind hervorragende Forscher und ich konnte viel von ihnen lernen“, sagt der deutsche Professor. „Die Doktoranden sowie die Bachelor- und Masterstudierenden hier habe ich als sehr fleißige, aufgeschlossene und wirklich intelligente Menschen kennengelernt. In diesem Sinne habe ich die Arbeit hier im Labor von Anfang an genossen.“
Trotz des dynamischen und wettbewerbsfähigen Forschungsumfelds in China und der guten finanziellen Ausstattung sowohl für die Grundlagenforschung als auch für die angewandten Wissenschaften musste sich Weise an die im Vergleich zu Deutschland unterschiedlichen akademischen Leistungsmaßstäbe erst noch gewöhnen. „Das bringt Veränderungen mit sich. Während ich in Deutschland wahrscheinlich ein guter Doktorand war, hat es einige Zeit gedauert, bis ich in China auch ein akzeptabler Forscher wurde“, sagt er selbstkritisch.
Zwei Jahre später, nämlich 2011, war Weise jedoch bereits zum außerordentlichen Professor an der USTC aufgestiegen. Aus seiner Sicht bietet Hefei Ausländern eine einzigartige Plattform. Die Stadt beherbergt eine Reihe hochkarätiger Universitäten, die wissenschaftliche Grundlagenforschung betreiben. Auch spielt sie dank Unternehmen wie Volkswagen Anhui, ChangXin Memory Technologies und iFlytek in der angewandten Wissenschaft eine führende Rolle.
Hinzu komme, so Weise, dass Hefei ein Paket von politischen Vorzugsmaßnahmen bereitgestellt habe, um talentierte ausländische Fachkräfte anzuziehen und ihnen Arbeit und Leben zu erleichtern. Dazu zählen beispielsweise verschiedene Vergünstigungen für Experten, Möglichkeiten des Besuchs internationaler Schulen für mitgereiste Kinder und maßgeschneiderte medizinische Versorgung. „All diese Maßnahmen sind für Expats wie mich von großem Nutzen“, sagt Weise.
2016 erklomm der deutsche Forscher eine weitere wichtige Sprosse auf der Karriereleiter, nämlich als er die Chance erhielt, ein neues Team zu gründen und eine Forschungsgruppe an der Universität Hefei aufzubauen. Sie sollte eine führende Kraft im Bereich Innovation in den angewandten Wissenschaften werden und gute Beziehungen zu Hochschulen in Deutschland aufbauen. All dies gelang. Heute leitet der 42-Jährige ein Team von Forschern, die an einer Vielzahl von Themen im Zusammenhang mit KI und Optimierung arbeiten, um hocheffiziente und intelligente Systeme zu schaffen.
Am 24. Juli 2017 hält Professor Dr. Thomas Weise einen Forschungsvortrag mit dem Titel „Automating Scientific Research in Optimization“ an der Hochschule Mittweida in Deutschland. (Foto freundlicherweise China.org.cn zur Verfügung gestellt)
„Mein Ziel war es, eine gute Forschungsgruppe aufzubauen, die Beiträge für die Gesellschaft leistet und einen guten Ruf im In- und Ausland hat“, sagt Weise. 2020 erhielt der Deutsche für seine herausragenden Beiträge zur lokalen wissenschaftlichen Entwicklung und zur chinesisch-deutschen Zusammenarbeit den Freundschaftspreis der Volksregierung der Stadt Hefei.
„Von einem kleinen Postdoc, der wahrscheinlich nicht so gut war wie seine chinesischen Kollegen, bin ich hier zu einem Professor aufgestiegen, der erfolgreich ein Forschungsteam aufgebaut hat und leitet, und das alles im chinesischen Hefei. Das hätte ich mir wirklich nie träumen lassen“, sagt der deutsche Forscher. „Ich habe keine Ahnung, ob ich gut genug bin, um all meine Ziele für die Zukunft zu erreichen“, zeigt er sich bescheiden. „Aber ich werde definitiv mein Bestes geben und bin der Universität Hefei sehr dankbar, dass sie mir diese einmalige Chance bietet.“
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