Startseite >> Kultur |
Entwicklungen der chinesischen Kulturvermittlung im Ausland |
Von Robert Fitzthum · 2025-06-06 · Quelle:german,china.org.cn |
Stichwörter: Kulturvermittlung;China | ![]() |
Die 5.000 Jahre alte chinesische Zivilisation hat viel an kulturellen Besonderheiten zu bieten. China hat sich sehr bemüht, über die Jahre im Ausland einen guten Einblick in klassische alte und auch moderne Kultur zu ermöglichen.
Meinen ersten Kontakt mit chinesischer Kultur hatte ich im Sommer 1979. Ich war mit einer österreichischen Reisegruppe in China unterwegs. Bei einem Abendspaziergang in Nanjing hörten einige Freunde und ich hinter einer Fabriksmauer chinesische Opernmusik heraustönen. Neugierig geworden öffneten wir vorsichtig eine Tür in der Mauer und sahen in einen Fabrikhof, der als kleines Theater adaptiert war. Es fand hier eine Opernaufführung statt und es war gerade Pause. Wir wurden eingeladen hereinzukommen, vor die erste Reihe wurden für uns Sessel gestellt, wir bekamen Tee und Fächer – bis sich alles beruhigt hatte, ging es wieder weiter mit der lokalen Oper. Nach dem Ende gab es dann für uns mehr Applaus als für die ausgezeichneten Schauspieler. Wir erlebten hier, was die ein Jahr vorher von Deng Xiaoping vorgestellte Öffnung des Landes konkret bedeutet und mit welcher Freude es von den gastfreundlichen Chinesen angenommen wurde!
Aber was hat sich seit diesen Zeiten durch die Öffnung nicht alles im kulturellen Austausch weiterentwickelt!
Aktivitäten chinesischer Kulturvermittlung
Seit 2004 gibt es in vielen Ländern, meist an Hochschulen angegliedert, die „Konfuzius-Institute“. Mit fast 20 Konfuzius-Instituten und über 300 Schulen, die Chinesisch-Unterricht anbieten, ist Deutschland ein zentraler Standort für Sprachvermittlung. Auch in Österreich und der Schweiz fördern Konfuzius-Institute Sprachkurse und kulturelle Veranstaltungen wie Kalligraphie-Workshops oder Teezeremonien.
Seit dem Jahrtausendwechsel finden auch Tourneen chinesischer Opernensembles, teils nach Peking-Stil, teils nach anderen Stilen statt, die das Publikum in Europa begeistern. Die chinesischen Opern sind mehr als nur Musik und Gesang; sie kombinieren auch Drama, Tanz, Kampfsport und Akrobatik, was sie zu einer der facettenreichsten Theaterformen der Welt macht. Im Jahr 2010 wurde die Peking-Oper von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt.
Laufend entwickelt haben sich auch die Austausche von Orchestern zwischen Europa und China. Symphonieorchester aus Düsseldorf und Wien feierten begeisterte Auftritte in China, die Wiener Philharmoniker sind immer eine große Bereicherung bei Konzertaufführungen.
Die im chinesischen Fernsehen durchgeführte Live-Übertragung des traditionellen Wiener Neujahrskonzerts aus dem Großen Saal des Musikvereins, in China „Jinse Dating“, Goldener Saal, genannt, findet bei chinesischen Musikliebhabern großes Interesse. Aber auch chinesische Orchester spielen in Europa um Neujahr klassische Konzerte, die „Chinesischen Neujahrskonzerte“.
Kämpferfiguren der vor mehr als 2.200 Jahren gestalteten Terrakotta-Armee des Ersten chinesischen Kaisers Qin Shihuang aus Xi’an lockten in Europa jedesmal Millionen Besucher an und waren eine ausgezeichnete Werbung für die chinesische Zivilisation.
Die neuen Medien
Durch die neuen E-Medien wird der Austausch von Informationen über die Lebensweise und die jeweiligen Naturschönheiten durch Kurzfilme und Chats sehr erleichtert. Das in China entwickelte Tiktok hatte weltweit (außerhalb Chinas) 1,7 Milliarden aktive Nutzer monatlich, davon ca. 263 Millionen in Europa. Als der vorige US-Präsdient Joe Biden Tiktok in den USA verbieten wollte, sind viele zu Xiaohongshu (RedNote) gewechselt. Diese APP wurde 2013 in China eingeführt und unterscheidet sich von TikTok/Douyin, das sowohl eine chinesische als auch eine internationale Version bietet, durch seine rein chinesische Version. Viele chinesische Blogger hießen die neuen US-Nutzer herzlich willkommen und teilten sogar Video-Tutorials, um ihnen die Nutzung von Xiaohongshu zu erleichtern. Diese Entwicklung markiert einen spannenden kulturellen Austausch auf einer Plattform, die bisher primär auf den chinesischen Markt ausgerichtet war.
Auch chinesische Filme gewinnen im Westen an Boden. Blockbuster-Animationen wie „Ne Zha“ und „Ne Zha 2“ ziehen ein junges Publikum an. Emotionale Dramen wie „Hi, Mom“ und „The Eight Hundred“ finden universelle Resonanz. Sowohl der Einsatz in Kinos als auch Streaming erreichen viele Zuseher.
„Liebe geht durch den Magen“
Die oben beschriebenen Aktionen führen neben Wissen über die Besonderheiten anderer Kulturen auch zu einem intensiven Kontakt der Bevölkerungen zueinander. Das ist ganz wichtig um Vorurteile aufzubrechen und den Blickwinkel zu erweitern. Durch die neue chinesische Visapolitik, die Besuche Chinas für EU-Bürger ohne Visum ermöglicht, sind der Kontakt und die Information, der Eindruck „aus erster Hand“ multiplikativ verstärkt worden. Im Rahmen eines Interviews erzählte mir eine Journalistin einer österreichischen Tageszeitung, dass sie schon in China mit einer Reisegruppe war. Ich fragte sie, was sie am meisten beeindruckt hat. Sie antwortete spontan: „Die Bankette und das tolle Essen!“. „Liebe geht durch den Magen“, heißt ein Sprichwort, das trifft offensichtlich auch bei der Völkerverständigung zu. Es ist ein Leichtes für die vielfältige chinesische Küche, hier zu punkten!
Kreuzfahrt-Touristen bei einer Löwentanzaufführung in Shanghai, Ostchina, am 8. Januar 2025. (Xinhua/Chen Aiping)
Als Europäer weiß ich, dass das Weltbild der Europäer historisch und erziehungsbedingt, eines ist, das Europa als Mittelpunkt der Welt sieht. Die Überzeugung, dass man etwas Besseres ist, verbaut durch den Elfenbeinturm, in dem viele Europäer sitzen, die großen Veränderungen der heutigen Zeit zu verstehen und rational und zukunftsorientiert darauf zu reagieren. Die Kontakte mit dem Ausland führen hingegen zu einer Auflockerung der eurozentrischen Weltsicht.
Chinas Globale Zivilisationsinitiative
Die neueste von China ins Leben gerufene Initiative, die „Globale Zivilisationsinitiative“, ruft dazu auf, die Vielfalt der Zivilisationen zu respektieren, sich für die gemeinsamen Werte der Menschheit einzusetzen, das Erbe und die Innovation von Zivilisationen hoch zu schätzen und gemeinsam den internationalen Austausch und die Zusammenarbeit zwischen den Menschen zu fördern. Im Rahmen dieser Initiative wird der kulturelle Austausch und der Mensch zu Mensch-Kontakt forciert und organisiert. Diese Initiative begründet sich philosophisch-ethisch unter anderem im Konzept von „和合“ (gesprochen etwa „Hehe“) in der chinesischen Kultur, wobei das erste „He“ Harmonie, Frieden und Gleichgewicht verkörpert und das zweite für Konvergenz, Einheit und Zusammenarbeit steht. Die „Hehe-Kultur“, fördert „Harmonie in Vielfalt“ in allen Bereichen der Gesellschaft, sowohl innerhalb Chinas als auch in den internationalen Beziehungen.
Die von China entwickelte Soft Power, die positive politische Einflussnahme in den internationalen Beziehungen auf Grundlage kultureller Attraktivität, der Unterstützung des Globalen Südens und einer friedlichen Außenpolitik, ist ein guter Beitrag, um die internationalen Beziehungen und die Völkerverständigung zu verbessern.
*Die Meinung des Artikels spiegelt die Position unserer Webseite nicht notwendigerweise wider.
Der Autor Robert Fitzthum, Jahrgang 1951, studierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Wien und arbeitete als IT-Manager in österreichischen Banken sowie als selbstständiger Unternehmensberater. Er lebt seit 2013 als Schriftsteller in China. Er schrieb „China verstehen” (Promedia-Verlag, 2018) und „Erfolgreiches China” (Goldegg- Verlag, 2021). „Chinas ‚Neue Reise‘: Sozialistische Modernisierung und die Bedeutung der Volksdemokratie” erscheint 2025.
LINKS: |
|
Adresse: BEIJING RUNDSCHAU Baiwanzhuanglu 24, 100037 Beijing, Volksrepublik China
互联网新闻信息服务许可证10120200001 京ICP备08005356号-2 京公网安备110102005860号