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Das Qingming-Fest |
Von Xu Bei · 2016-04-01 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: Qingming-Fest;Bräuche | Druck |
Entstehung und Bedeutung
Das Qingming-Fest ist eines der beliebtesten traditionellen Feste Chinas. Seit alters her gehen Alt und Jung an diesem Tag aus der Stadt hinaus, um die Gräber zu reinigen und einen Frühjahrsspaziergang zu machen. Zu dieser Zeit ist der Winter gerade vorbei, und es wird wärmer draußen; die Blumen und Bäume beginnen zu blühen; die Stimmung ist lebendig und voller Reize.
Das Qingming-Fest wird auch als „Fest des kalten Essens" genannt. Dies geht auf eine Geschichte zurück, die sich während der Frühlings- und Herbstperiode (770-476 v.Chr.) und der Zeit der Streitenden Reiche (475-221 v. Chr.)ereignet haben soll:
Wengong von Fürstentum Jin, der eigentlich Zhong'er hieß und der Sohn von Xianggong war, musste aus seiner Heimat fliehen und 19 Jahre in der Fremde ziellos herumziehen. Die meisten der Getreuen, die mit ihm geflohen waren, ertrugen die Qualen nicht und wandten sich von ihm ab. Nur Jie Zitui und fünf bis sechs andere hielten treu zu ihm und blieben bis zum Ende der Verbannung bei ihm. Einmal äußerte Wengong, er würde gerne Fleisch essen, das schnitt Jie Zitui heimlich ein Stück Fleisch aus seinem Arm, kocht es und gab es dem Prinzen. Mit Hilfe des Herrschers des Staates veranlasste er, dass all die Getreuen, die ihm gefolgt waren, mit einem Stück Land belehnt werden sollten. Jie Zitui und seine Mutter waren sich einig, nicht nach Reichtum und Rang zu streben. Sie gingen zum Berg Mianshan, um dort als Einsiedler zu leben. Wengong erinnerte sich später an seinen Gefolgsmann und machte sich auf, um Jie zu suchen. Aber er fand auf dem Berg keine Spur von den beiden. Nun wusste Wengong aber, dass Jie seine Mutter treu und innig liebte. So kam er auf den Gedanken, Feuer legen zu lassen, in der Hoffnung, dass Jie seine Mutter in Sicherheit bringen und herauskommen würde. Damit hatte er jedoch keinen Erfolg. Drei Tage und drei Nächte wütete das Feuer, dann war der ganze Berg kahl gebrannt. Wengong schickte Leute auf die Suche nach den beiden. Schließlich entdeckten sie Jie Zitui und seine Mutter. Beide waren tot. Im Streben hatten sie eine halbverbrannte Weide umarmt. Wengong war erschüttert. Er ließ die beiden auf dem Berg bestatten und einen Tempel zu ihrer Erinnerung errichten. Den Namen des Berges änderte er zu „Jie". Zur ewigen Erinnerung an die Freundschaft mit Jie ließ er die Weide abhacken und Schuhe aus dem Holz machen. Täglich schaute er diese Lange an und seufzte: „Oh, Bedauernswerter unter meinen Füßen." Daher redete man enge, aufrichtige Freunde in Briefen manchmal mit „Unter den Füßen von X (Namen des Briefempfängers)" an, als Zeichen der Hochachtung und Freundschaft.
Es war am Qingming-Fest, als der Fürst von Jin Feuer an den Berg Mianshan legen ließ. Um Jie Zituis edler Haltung „Ich gehe lieber in den Tod, als Fürst zu sein" zu gedeneken, verzichteten viele Familie darauf, an diesem Tag Feuer anzuzünden oder zu kochen. Man aß bereits zubereitete kalte Speisen. So bildete sich dann die Gewohnheit dieses einzigartigen „Fest des kalten Essens" heraus. Außerdem ging man an diesem Tag hinaus, um die Gräber der Ahnen zu reinigen und der Verstorbenen zu gedenken. Es ist bis heute ein Totengedenktag geblieben.
Qingming-Bräuche
Qingming ist der Tag, an dem die Menschen hinaus in die Natur ziehen. Die ganze Familie versammelt sich und verlässt die Stadt, um ins Grüne zu gehen. Die Heimkehrenden brachen früher Weidenzweige ab und trugen diese geflochten als Kränze um den Kopf. Vor allem Frauen steckten sich hübsche Kränze ins Haar, die immer während Frühling symbolisieren sollten. Es gab die Redeweise: „Wer nicht an Qingming Weiden bricht, der wird bald ein Greis." Daran ist erkennbar, wie weitverbreitet diese Sitte war. „Regen rieselt an Qingming, betroffen sind die Wanderer auf dem Wege. Man fragt nach der Weinstube, der Hirtenjunge weist in die Ferne zum Aprikosenblütendorf." Mit diesen Versen beschrieb Du Mu, ein Dichter der Tang-Zeit(618-907), die Stimmung dieses Tages.
Die Sitte des Wanderns und der Grabreinigung hat sich bis heute erhalten. Jedes Jahr, wenn die warmen Frühlingstage beginnen, ist überall das Leben in seiner neuen Kraft zu sehen, wie gemalt erstreckt sich die Landschaft über Zehntausende von Meilen. Die Menschen freuen sich darauf, aufs Land hinauszugehen und im neuen Grün zu wandern, gleichzeitig die Gräber herzurichten und ihrer Ahnen zu gedenken.
Papierdrachen
Es gibt an Qingming noch andere Bräuche, die geradezu Volkssportcharakter haben; dazu gehören Schaukeln, Cuju (eine Art Fußballspiel aus dem alten China. Es entstand in der Periode der Streitenden Reiche und hatte seine Blütezeit während der Tang- und Song-Zeit. Heute ist dieses Spiel nicht mehr zu finden.), Hahnenkämpfe, Hunderennen und Drachensteigenlassen. Der Tang-Dichter Wei Zhuang schrieb: „Die Straßen sind voller Pappeln und Weiden, ihre Zweige schweben am Himmel wie Rauch, so zeichnen sie das Bild des Qingming im Frühling. Viele Mädchen schwingen auf Schaukeln, wie die Bäume hinter dem Vorhang." So beschrieb der Dichter seine Eindrücke vom Qingming-Fest.
Um die Ursprünge des Drachensteigenlassens zu untersuchen, muss man über 2000 Jahre in der Geschichte zurückgehen, zurück in die Zeit der Frühlings- und Herbstperiode. Zu jener Zeit gab es einen Mann namens Lu Ban, der einen „Holzvogel" (Muyuan) Konstruiert hatte und ihn in die Lüfte steigen ließ, um feindliche Staaten auszukundschaften, eine Art militärischer Aufklärung. Später verwendete man Papier anstelle von Holz und nannte diesen Drachen Zhiyuan. Nach der Überlieferung war der Erfinder des Papierdrachens der Militärstragtege Han Xin aus der Westlichen Han-Dynastie. Er benutzte den Drachen zu Landvermessungen für militärische Zwecke. Die ersten Drachen in China dienten als nicht der Volksunterhaltung, sondern kriegerischen Zwecken.
Im 10. Jahrhundert gab es einen Mann namens Li Ye, der Bambusröhrchen und Seidenbänder an den Drachen befestigte, so dass dieser nicht nur in die Luft steigen, sondern dort auch hin- und herflattern konnte und pfeifende Töne von sich gab, wenn der Wind in Bambusröhrchen blies. Deshalb nannten die Menschen den Zhiyuan-Drachen dann Fengzheng (Windharfe). Diese Bezeichnung hat sich bis heute erhalten.
Die Drachen, die vom Volk als Spielzeug benutzt werden, unterliegen fortwährender, vielfältiger Veränderung und Weiterentwicklung. Jedes Jahr um das Qingming-Fest herum, wenn das Wetter schön und der Wind günstig ist, gehen die Leute in kleinen Gruppen hinaus, um Drachen steigen zu lassen. So wetteifern am blauen Himmel alle möglichen Arten und Formen von Drachen in ihrer Schönheit. (Quelle: Die chinesischen Feste, Verlag für fremdsprachige Literatur)
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