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Partnerschaft statt Rivalität: Warum China und die EU zusammenarbeiten müssen

Imran Khalid  ·   2025-06-19  ·  Quelle:german.chinatoday.com.cn
Stichwörter: China;EU
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Die globale Machtbalance verschiebt sich. Die Unipolarität, die einst die internationalen Beziehungen prägte, schwindet. An ihre Stelle tritt eine zunehmend multipolare Welt, in der kein einzelner Akteur mehr die Bedingungen für globales Handeln diktieren kann. In dieser sich wandelnden Ordnung fungieren die Beziehungen zwischen China und der Europäischen Union als Weichensteller. Wie sich das Verhältnis in den kommenden Jahren gestaltet, wird nicht nur den Kurs der bilateralen Beziehungen selbst, sondern auch das Schicksal der multilateralen Zusammenarbeit und der globalen Stabilität beeinflussen. 

Im vergangenen halben Jahrhundert haben China und die EU eine Beziehung aufgebaut, die auf Kooperation, Handel und gegenseitigem Respekt basiert. Was 1975 bescheiden mit nur 2,4 Milliarden US-Dollar Handelsvolumen begann, hat sich inzwischen zu einer 785 Milliarden US-Dollar schweren Wirtschaftspartnerschaft aufgeschwungen. Investitionen sind sprunghaft angestiegen, Bindungen haben sich vertieft. Es gab Höhen und Tiefen, aber die Entwicklungsrichtung war doch stets klar: engere Bindungen und größere wechselseitige Verflechtung. 

Und doch liegt eine gewisse Zögerlichkeit in der Luft. Einige Stimmen innerhalb Europas beginnen, China eher als Rivalen zu begreifen denn als Partner. Es ist die Rede von De-Risking, von Rückzug und dem Bau von Mauern. Das Schlagwort De-Risking mag vergleichsweise neutral klingen, in der Praxis aber riskiert es, jahrelange Fortschritte zunichte zu machen und das falsche Signal zu senden, dass Kooperation irgendwie gefährlich sei. 

Es ist wichtig, klarzustellen, dass China die EU nicht auffordert, Partei zu ergreifen. Europa hat tiefe historische, politische und wirtschaftliche Bindungen zu den Vereinigten Staaten. Und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Die unipolaren Zeiten aber, geprägt von der Dominanz einer einzigen Supermacht, sind vorbei. Die Zukunft wird stattdessen von vielen Einflusszentren geprägt sein. Und in einer solchen multipolaren Welt hat Europa eine Wahl: entweder die eigene Rolle unabhängig definieren oder sich vor den Karren anderer spannen lassen. 

China hat immer an Dialog und Win-win-Kooperation geglaubt und plädiert dafür, Brücken zu schlagen statt Mauern zu bauen. China sieht seine Beziehung zu Europa als einen gemeinsamen Raum, in dem man Unterschiede respektiert und gemeinsame Ziele verfolgt. Ob es um den Klimawandel, die globale Gesundheit, die digitale Transformation oder die Erholung der Weltwirtschaft geht – beide Seiten eint mehr, als sie trennt. 

  

Eine Schülerin der zweisprachigen ungarisch-chinesischen Schule in Budapest zeigt am 3. Mai 2024 ihr Bild eines Riesenpandas. (Foto: Xinhua)  

Selbstverständlich sind China und die EU auch Wettbewerber. Aber Wettbewerb muss nicht Konfrontation bedeuten. Die Befürchtung, dass China Europa übertrumpfen oder gar ersetzen wolle, ist fehl am Platz. China kann mit Größe und Geschwindigkeit aufwarten, Europa mit Präzision und Fachwissen. Das sind komplementäre Stärken, keine konfliktträchtigen. Das eigentliche Problem ist nicht der Wettbewerb – es ist das Misstrauen. Denn europäische Amtsträger äußern sich immer häufiger besorgt über die Wirtschaftsbeziehungen zu China. 

In einer Zeit, in der die einzige globale Gewissheit die Ungewissheit ist – steigende Inflation, geopolitische Spannungen, Lieferkettenstörungen –, ist es doch gerade Stabilität, die unsere Welt am dringendsten braucht. Und genau hier können China und die EU eine einzigartige Rolle spielen. Gemeinsam sollten beide für eine ausgewogenere, gerechtere und offenere Weltwirtschaft eintreten. Gelingen aber wird dies nur, wenn beide Seiten bereit sind, einander zuzuhören und vertrauensvoll zu handeln. 

Für Europa bedeutet dies, über das alte Strategiehandbuch des Kalten Krieges hinauszudenken. Es bedeutet, zu erkennen, dass die heutige Welt nicht von zwei Blöcken, sondern von vielen Stimmen geprägt ist. Es bedeutet, selbstbewusst eigene strategische Autonomie auszuüben und vielfältige Partnerschaften einzugehen, auch mit China, basierend auf Europas eigenen Interessen und Werten, nicht auf externem Druck. 

Für China bedeutet dies, seinen Öffnungskurs fortzusetzen, für mehr Transparenz zu sorgen und die berechtigten Anliegen der EU zu adressieren. Zweifellos gibt es auch Herausforderungen. Mancher in Europa ist verleitet, Washingtons Führung zu folgen und Zölle und Beschränkungen im Namen der „Sicherheit“ zu verhängen. Aber dieser Weg birgt Kosten – höhere Preise, belastete Lieferketten und schwindendes Vertrauen. Europa muss sich fragen: Ist es klug, alle Wetten auf einen Partner zu setzen, insbesondere auf einen, der sich zunehmend nach innen wendet? 

Europa hat die Wahl, einen anderen Weg einzuschlagen, einen pragmatischen. Einen Weg des Gleichgewichts, auf dem die Zusammenarbeit mit China fortgesetzt wird, nicht trotz, sondern gerade wegen der globalen Herausforderungen. Diese Art von Partnerschaft fußt auf Gegenseitigkeit und dem gemeinsamen Schultern von Verantwortung. Sie bietet weit mehr Perspektiven als jedes Nullsummenspiel. 

Vergessen wir nicht: Dieses Jahr feiern China und die EU 50 Jahre diplomatische Beziehungen. Dieser Meilenstein ist mehr als nur eine Zahl. Er erinnert uns daran, wie weit China und die EU gemeinsam gekommen sind und wie viel mehr beide Seiten erreichen können, wenn sie weiterhin zusammenarbeiten. 

Ja, die Welt verändert sich. Alte Strategieschablonen büßen da ihre Gültigkeit ein. Aber diese neue Realität ist nichts, was man fürchten müsste – sie ist etwas, das man annehmen sollte. Denn in einer multipolaren Welt ist es letztlich die Stärke unserer Partnerschaften, die unseren Einfluss bestimmt, nicht unsere Lage auf der Landkarte. China sieht Europa nicht als Rivalen, sondern als einen wesentlichen Partner bei der Gestaltung der Zukunft, einer Zukunft, die durch Kooperation statt Konfrontation geprägt ist und von der alle Seiten profitieren, einschließlich China und die EU. 

  

*Imran Khalid ist geostrategischer Analyst und Kolumnist für internationale Angelegenheiten. Er schreibt für zahlreiche renommierte internationale Nachrichtenorganisationen. 

Die Meinung des Autors spiegelt nicht unbedingt die Position unserer Website wider.

 

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