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Aus der Krise gestärkt hervorgehen |
Von Liu Zhenmin · 2020-09-25 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: UN;China;Entwicklung | Druck |
Das Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York am 14. September 2020 (XINHUA)
Die Bedeutung der Entwicklung von Gesellschaften ist nach dem 2. Weltkrieg überdeutlich geworden. Die Notwendigkeiten des Wideraufbaus und die Geburt vieler Nationen als Ergebnis der Entkolonialisierung erwiesen sich als die Eckpfeiler der Gründung der Vereinten Nationen und wurden zum Gegenstand zahlloser Debatten.
Beginnend mit der ersten UN Development Decade (1961-70) in den 1960er Jahren bis heute mit der 2030 Agenda für nachhaltige Entwicklung haben die Vereinten Nationen die Förderung der Entwicklung zu einer ihrer tragenden Säulen gemacht.
Diese beherrschende Sicht auf Entwicklung war begleitet von der Notwendigkeit internationaler Kooperation. Bereits in den späten 1950er Jahren erkannten die Vereinten Nationen, dass Entwicklung eines nachhaltigen Ansatzes bei der Formulierung geeigneter Maßnahmen bedarf, und dass diese Maßnahmen dabei helfen sollten, die strukturellen und institutionellen Veränderungen herbeizuführen, die notwendig wären, um die sozioökonomische Entwicklung voranzubringen.
Die große Herausforderung für die Gestalter von Politik liegt weniger im Erkennen und Ergreifen notwendiger Maßnahmen, als in deren Koordination. Deshalb wird internationale Zusammenarbeit als Grundlage für Entwicklung angesehen. Fortschritt bedarf des politischen Willens und Stimmigkeit der Maßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene.
Die Verbindung zwischen internationaler Kooperation und Entwicklung bildete die Grundlage für die Entwicklungsarbeit der Vereinten Nationen in den letzten 75 Jahren.
Das nach dem Ende des 2. Weltkriegs gestartete European Recovery Program (besser bekannt als Marshallplan) half den westeuropäischen Ländern beim Wiederaufbau ihrer Wirtschaft und der Stabilisierung ihrer Währungen. Die im Rahmen der ersten UN Development Decade und unter den Millennium Development Goals (2000-15) an den Tag gelegte Solidarität führte zu Erfolgen bei wichtigen Entwicklungszielen, darunter auch der Armutsbekämpfung. Heute sind die weltweit koordinierten Bemühungen zum Erreichen der Sustainable Development Goals (SDGs) bis zum Jahre 2030 integrale Bestandteile der Anstrengungen eines jeden Landes, sich seinen sozialen, wirtschaftlichen und umweltschützerischen Herausforderungen zu stellen.
Auch wenn die Vereinten Nationen internationale Kooperation und Entwicklung betreiben und inspirieren, sind die wirtschaftlichen Verwerfungen des letzten Jahrzehnts doch ein Zeichen dafür, dass die globalen Mechanismen fortwährend gestärkt werden müssen, wenn sie dazu dienen sollen, die verwundbarsten Länder und deren Einwohner wirkungsvoll vor den Auswirkungen der Krisen zu schützen.
Die globale Finanzkrise 2008/09 und die folgenden Turbulenzen auf den Finanzmärkten der Welt leiteten in den Industriestaaten eine Epoche schwachen Wachstums, Zurückhaltung bei Investitionen, niedriger Inflation und niedriger Zinsen ein. Geringe Wachstumsraten gefährden auf nationaler und internationaler Ebene die Umsetzung der Agenda 2030. Langfristige Tendenzen wie Bevölkerungswachstum und Alterung der Gesellschaft, Urbanisierung, technologischer Wandel, Ungleichheit und Klimawandel bereiten Sorgen auf der Ebene der Makroökonomie.
UN kämpfen gegen COVID-19
Mit der raschen Ausbreitung von COVID-19 zur Pandemie mobilisierten die UN all ihre Kräfte, was in einem Bericht unter dem Titel UN Comprehensive Response to COVID-19 dokumentiert ist.
Die UN unterstützen auch weiterhin weltweit Länder in ihrem Kampf gegen das Coronavirus und ihren Anstrengungen um Überwindung der Folgen der Pandemie. Motiviert werden die Vereinten Nationen durch die übergeordneten Ziele der Vorbeugung gegen künftige Pandemien, des Aufbaus von Widerstandskraft gegen die Folgen des Klimawandels, die Überwindung systemischer Ungleichheiten, die durch die Pandemie offensichtlich geworden sind, sowie vom Gebot, niemanden zurückzulassen.
Im Verfolg dieser Ziele ruht die Strategie der UN auf drei Säulen.
Die erste Säule betrifft die Bereitstellung umfangreicher, koordinierter und umfassender Gesundheitshilfe. Unter Führung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) tragen die Vereinten Nationen zum Kampf gegen die weltweite Gesundheitskrise bei, einschließlich beschleunigter Anstrengungen für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen COVID-19 und für die Zugänglichkeit preiswerter Diagnosen und Therapien.
Die zweite Säule betrifft unterstützende Maßnahmen zum Auffangen der Folgen der Krise für die Gesellschaft, das Alltagsleben der Menschen und die Lage der Menschenrechte in vielen Ländern. Die humanitäre Hilfe der UN für die verwundbarsten Kreise der Bevölkerung der verwundbarsten Länder hat viele Menschenleben gerettet.
Darüber hinaus haben die UN die G20-Staaten und die internationalen Finanzinstitutionen dazu aufgerufen, Schulden zu erlassen und Wiederaufbaumaßnahmen für die gefährdesten Länder einzuleiten, vor allem für die am wenigsten entwickelten Länder. Auch wurde die Notwendigkeit hervorgehoben, gerade in diesen Zeiten der steigenden Gewalt gegen Frauen und Mädchen entgegenzutreten.
Die dritte Säule kümmert sich darum, gestärkt aus der Pandemie hervorzugehen. Anstatt zu einer Praxis zurückzukehren die nicht nachhaltig ist, müssen die Anstrengungen in Richtung auf die Schaffung von gleichberechtigten, inklusiven und robusten Volkswirtschaften, wie sie in der Agenda 2030 vorgesehen sind, verstärkt werden.
Um dies zu erreichen, erneuern die Vereinten Nationen den Aufruf zur Lösung der Schlüsselprobleme in Fragen der Entwicklung, darunter den Übergang zu erneuerbaren Energien, nachhaltiger Lebensmittelproduktion, Gleichheit der Geschlechter, ein besseres Sozialsystem und eine verbesserte Reaktionsfähigkeit des Gesundheitssystems.
Die UN betonen nach wie vor die Bedeutung der Schaffung eines Systems der internationalen Zusammenarbeit, das in effektiver Weise den Herausforderungen der Gegenwart begegnen kann.
Unter Einsatz ihrer Erfahrung und ihres Expertenwissens hat die Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen einen bedeutenden Beitrag im Kampf gegen COVID-19 geleistet, worin auch rasche Hilfsmaßnahmen gegen die sozioökonomischen Folgen der Pandemie und Beratung von Mitgliedsstaaten eingeschlossen waren.
Die Rolle der UN nach COVID-19
Auch in der Welt nach COVID-19 werden die UN ihre zentrale Rolle bei der Implementierung der SDGs spielen, den Dialog und die Entscheidungsfindung erleichtern und die Staaten bei der Umsetzung zwischenstaatlicher Vereinbarungen über nachhaltige Entwicklung unterstützen.
Die UN müssen auch ihre führende Rolle bei der Sammlung und Verbreitung von Daten zur Entwicklung behalten, denn dies ist wichtig, um Schritt für Schritt eine koordinierte Antwort auf alle Phasen einer Pandemie geben zu können.
Damit die Welt wirklich gestärkt aus der Krise hervorgehen kann, muss die internationale Gemeinschaft viele eingefleischte Annahmen über Entwicklung auf den Prüfstand stellen, die Entwicklungswege rekapitulieren und sie anpassen, wenn sie nicht in Übereinstimmung zu bringen sind mit dem Prinzip der nachhaltigen Entwicklung. Die UN können mit Ländern zusammenarbeiten, um den Entwicklungsweg zu wählen, der am besten für eine Welt nach COVID-19 geeignet ist.
So ist eine der großen Lehren aus der COVID-19-Krise, dass der Aufbau eines leistungsfähigen, allgemeinen Gesundheits- und Sozialsystems nicht länger in eine ferne Zukunft verschoben werden darf, sondern hier und heute erforderlich ist.
Wir befinden uns an einem historischen Scheideweg, an dem sich ungeheure Möglichkeiten für eine Politik auftun, die den Menschen und den Planeten in den Mittelpunkt stellt. Seit dem Ausbruch der Epidemie wurden die UN für die Durchführung eines beeindruckenden Maßnahmenkatalogs mobilisiert. Die UN und ihre Unterorganisationen haben nicht nur in aufeinander abgestimmter Weise gehandelt, sondern vor allem auch zeitnah reagiert. In der Tat werden die nun ergriffenen Maßnahmen darüber entscheiden, ob die Welt den Übergang zu einer gerechten und nachhaltigen Welt schafft, welche in der Lage ist, künftige Krisen zu meistern.
Die UN müssen mit der internationalen Gemeinschaft zusammenarbeiten, um zu neuen Wegen der Kooperation zu finden. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig multilaterale Kooperation ist, denn Seuchen kennen keine Grenzen. Da die Pandemie noch immer weltweit enorme Schäden verursacht, brauchen wir einen Multilateralismus, der noch umfassender und effektiver ist, der auf der Grundlage der in der UN-Charta und anderen zwischenstaatlichen Abkommen formulierten Ideale und Ziele, ein Multilateralismus, der gegründet ist auf Vertrauen, das durch internationales Recht untermauert ist.
Es ist von ausschlaggebender Bedeutung, dass das UN-System an der Spitze aller Anstrengungen zum Aufbau und Erhalt von Partnerschaften im Rahmen eines multilateralen Netzwerkes steht, in dem multilaterale und regionale Organisationen, die Zivilgesellschaft, Unternehmen, Akademiker, Wissenschaftler und Regierungen aller Ebenen zusammenarbeiten. Dieses multilaterale System muss den Hoffnungen der Menschen Gerecht werden und auf die Ängste und Unsicherheiten derer reagieren, denen wir dienen. Nur so kann die Zukunft, wie wir sie uns wünschen, gesichert sein.
Der Autor ist Untergeneralsekretär der Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen (UN DESA)
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