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Durch COVID-19 können China und Deutschland einander näherkommen |
Von Ole Döring · 2020-04-08 · Quelle:german.china.org.cn |
Stichwörter: COVID;Deutschland | Druck |
Die COVID-19-Pandemie fordert die Gesundheitssysteme und die internationale Solidarität heraus, ebenso wie unser aller Umgang mit Informationen. Darauf hat die WHO sehr früh und deutlich hingewiesen. Wie wir über einander reden und mit einander handeln, entscheidet über die Gesundheit der Welt. Was bislang niemand für möglich gehalten hat, ist das ehemalige Garantiemächte der Regeln des Welthandels zu Desperados werden. Nun geht es auch noch um die Standards der Zivilisation. Das Versagen der USA spielt für diese Erkenntnis eine wichtige Rolle.
Das Land Berlin hatte 200.000 Atemschutzmasken bestellt, um medizinisches Personal vor der Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen. Die Lieferung wurde vor wenigen Tagen in Bangkok abgefangen und in die USA umgeleitet. Der Berliner Senat sprach von amerikanischer „Piraterie". Das passt zum einen in das Gesamtbild einer irregeleiteten Nation, belegt zum anderen die Not, in die sich die USA selbst gebracht haben. Wegelagerei und Mafia-Gebaren zu Lasten eines der treuesten Verbündeten stellen jedoch eine neue Qualität dar.
Besonders schockierend ist für Deutschland, die frühere Schutzmacht USA immer häufiger als einen der Herde für rücksichtslosen Egoismus verstehen zu müssen - auf allen Ebenen: sowohl global als auch gegenüber der eigenen Bevölkerung. Jetzt soll der Zweck, „amerikanische Leben zu retten“, alle Mittel heiligen. Das wäre in seiner nationalistischen Diskriminierung schlimm genug, wird aber noch durch die Gleichgültigkeit gegenüber den weit über 20 Millionen Menschen übertroffen, die in den reichen und mächtigen USA selbst in Armut und ohne Gesundheitsversorgung existieren müssen. Das schmerzt all jene, deren Weltbild am „großen Bruder Amerika“ gewachsen ist und die auch moralisch Vorbildliches vom Westen erwarten. Es quält jeden Menschen, der versteht, wie wichtig internationale Zusammenarbeit für die gesunde Zukunft der Menschheit ist.
Während auf der einen Seite die Masken fallen, tun sich auf der anderen Seite viele Deutsche schwer, nicht nur zu sehen, sondern auch zu akzeptieren, wie stark und tief sich China gewandelt hat. Nachdem COVID-19 beeindruckend schnell als Gefahr erkannt und durch konsequente Maßnahmen eingedämmt wurde, wendet China sich nun schon der Bewältigung der Krisenfolgen zu. Auf vielfältige Weise unterstützt China unter anderem die WHO, die besonders stark betroffenen Regionen Europas mit Nothilfe und bemüht sich um Erleichterungen für Länder Afrikas.
Auch wenn die Medien überwiegend ein anderes Bild vermitteln: Niemand, der sich auskennt, kann seriös bestreiten, dass China für Deutschland ein zuverlässiger Partner geworden ist. Die tiefen Beziehungen zwischen Firmen, Wissenschaftlern oder Netzwerken inspirieren ungezählte Beispiele von Solidarität und unbürokratischer Unterstützung. Sogar aus den Hochburgen des ideologischen Kampfes, die vom Kalten Krieg übrig geblieben sind, kommt Lob an die Chinesen, für ihren Fleiß, ihre Kraft, ihre Freundschaft. Über die Ärztezeitung Lancet verbreiten Mediziner aus aller Welt einen Aufruf zur Solidarität mit Chinas Gesundheitskräften. Die Autoren einer internationalen Berliner Denkfabrik verbinden das Lob an Chinas Bürger allerdings mit der Befürchtung, dass die Zusammenarbeit mit oder positive Nachrichten über China „uns zum Sprachrohr der Kommunistischen Partei Chinas machen.“ Hier kommen eine veraltete Analyse, schlechte Beobachtung und fehlerhafte Argumentation zusammen und werden in der Ideologie des Kalten Krieges zur Sprache gebracht. Es darf für diese Leute einfach nicht sein, dass China ein normales Land ist, mit dem man sich respektvoll auseinandersetzen muss.
Während sich die geistige, moralische und soziale Not nicht mehr wegreden lässt, igeln sich die Ideologen auf amerikanischer Seite ein und werden erfinderisch. Nachdem ihr Präsident Trump noch Ende Februar vom „Corona-Hoax“ und Nachfolger der „Klima-Lüge“ gesprochen hatte, will seine Senatorin McSally aus Arizona ihm nicht nachstehen. In einem Beitrag der Zeitschrift Politico am 2. April 2020 verlangt sie den Rücktritt des WHO-Generalsekretärs Dr. Tedros. Nicht etwa wegen dessen Warnung vor der „Infodemie“, die durch Falschinformationen, Diskriminierung oder Lügen massive gesundheitliche Schäden weltweit anrichtet, die Vertrauen zerstört und solidarische Zusammenarbeit untergräbt, sondern weil er überhaupt „mit Kommunisten“ zusammenarbeitet.
Diese Gedankenverbindung ist nicht originell. Was an China mit der Kommunischen Partei an der Regierung heute schlecht sein soll, bleibt vage. Die folgende Verbindung ist zweifellos kreativ: China müsse den USA deshalb jetzt sämtliche Schulden erlassen. Denn Frau McSally „habe noch nie einem Kommunisten getraut“. China und die USA sind seit Jahrzehnten aufs Engste miteinander verflochten - sei es in der Wirtschaft, in der Forschung oder durch soziale Vermischung. Diese bewährte und vertrauensvolle Zusammenarbeit hat zu einer Verschuldung der USA bei China von knapp 1080 Milliarden US Dollar geführt. Auch das ist ein Beleg für die Normalisierung der Beziehungen. Dieses Geld will sie jetzt zurück.
COVID-19 ist in den USA angekommen. Muss man sich nun ernsthaft Sorgen um den Zustand der amerikanischen Wirtschaft, der Gesellschaft und Gesundheitsversorgung machen, wenn nur Finanzhilfen in derartigen Größenordnungen einen Ausweg versprechen? Den Generalsekretär der WHO als Kommunistenfreund und Beihelfer einer nicht existierenden Vertuschungskampagne zu bezeichnen, mag zum robusten Handwerkzeug einer Kampagne gehören. Oder kommt darin bereits die geistige Zerstörungskraft der Infodemie zum Ausdruck? Wenn die USA zu „Wildwestmethoden" greifen und sogar Freunde berauben, stehen sie in einer verzweifelten Versorgungskrise.
Während die USA sich solchermaßen demaskieren, wird deutlich: Was Deutschland und China trennt, hat weniger Gewicht als eine COVID-Schutzmaske. Zugleich braucht es Geduld, einander auf Augenhöhe zu sehen. Gemeinsame Regeln, gemeinsame Ziele und lernende Zusammenarbeit bilden den Stoff, aus dem eine gesunde Zukunft weiter wachsen kann.
Das heißt, weder auf Propaganda noch schlechtes Benehmen kommt es an, sondern auf die realen Beziehungen. China hat den einfachen und wahren Grundsatz zur Devise für die Gestaltung der Neuen Seidenstraße gemacht: die Menschheit sitzt in einem Boot. Immer wenn es darauf ankommt, seriös, sachlich und nachhaltig zusammenzuarbeiten. Wenn es um Maßnahmen für Vertrauen geht, als Grundlage von Wirtschaft und Zusammenarbeit, verdichten sich die positiven Erfahrungen unserer Länder. Eben berichtet der Berliner Senat von der erfolgreichen Lieferung von zwei Millionen Atemschutzmasken - ohne Umwege, direkt aus China.
Der Autor ist habilitierter Philosoph und Sinologe. Er lebt und arbeitet zwischen Berlin und Hongkong. Zuletzt hat er die Bildungseinrichtung „Europäisches Zentrum für chinesisches Denken“ mitbegründet. Die Meinung des Autors spiegelt die Position unserer Webseite nicht notwendigerweise wider.
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