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Eine historische Woche

Von George N. Tzogopoulos  ·   2019-11-21  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Griechenland;China;EU
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Der Hafen von Piräus, eines der erfolgreichsten Beispiele für internationale Kooperation im Rahmen der Seidenstraßeninitiative. [Foto: Xinhua] 

Die Geschichte einer erstaunlichen Entwicklung im Mittelmeerraum geht auf eine Entscheidung zurück, die vor elf Jahren getroffen wurde – und von der niemand erwartet hätte, dass sie zu einer solchen Veränderungen führen würde.   

Der Hafen Piräus, Griechenlands größter Hafen an der Westküste der Ägäis, ist heute ein geschäftiger Umschlagplatz mit stetig steigendem Umsatz und immer mehr Arbeitsplätzen. Die wirtschaftlichen Aussichten des Hafens, der einst fast verrottet und im Niedergang begriffen war, sind inzwischen wieder vielversprechend.   

Es begann im November 2008, als die China Ocean Shipping Co. (COSCO) Verhandlungen über den Betrieb des Hafens aufnahm. Dann kam der damalige chinesische Staatspräsident Hu Jintao zu einem Staatsbesuch in die griechische Hauptstadt Athen, um die vertiefte Entwicklung der umfassenden strategischen Partnerschaft zwischen den beiden Ländern zu fördern. Er und Konstantinos Karamanlis, der damalige griechische Premierminister, beaufsichtigten die Unterzeichnung eines Abkommens, das COSCO für 35 Jahre die Konzession für den Betrieb von zwei Containerterminals in Piräus gab.   

Damals konnte sich kaum jemand vorstellen, dass sich diese Investition zu einer Erfolgsgeschichte für beide Länder und vor allem zu einem Modell für chinesische Unternehmen in Europa und die Umsetzung der Seidenstraßeninitiative entwickeln würde.   

Der Kopf des Drachen  

Die Investition von COSCO in Piräus wird oft als "Drachenkopf" bezeichnet, indem das Interesse chinesischer Investoren an Griechenland als Vorzeigeprojekt chinesischer Investitionen dargestellt wird. Die Umsetzung des Piräus-Masterplans wird zusätzliche Möglichkeiten in den Bereichen Kreuzfahrt, Schiffsreparatur, Tourismus und Logistik schaffen.   

Ausgehend von diesem Paradigma betrachten die beiden Länder die Zusammenarbeit über den Kopf des Drachen hinaus. Die erste Novemberwoche des laufenden Jahres war in dieser Hinsicht historisch.   

Premierminister Kyriakos Mitsotakis reiste nach Shanghai, um an der zweiten Internationalen Importmesse Chinas teilzunehmen, und anschließend traf Staatspräsident Xi Jinping am 10. November in Athen ein, dem ersten Besuch eines chinesischen Staatspräsidenten nach Hus Reise 2008 und nach Xis kurzer Zwischenstation auf der Insel Rhodos auf dem Weg nach Brasilien im Jahr 2014. Die zwei wichtigen Treffen zwischen den beiden Staats- und Regierungschefs innerhalb weniger Tage zeigen den Willen beider Seiten, die bilaterale Partnerschaft auf eine neue Ebene zu heben.   

Das Timing war signifikant. Griechenland hatte im Juli seine Nationalwahl abgehalten, bei der der Sieg der konservativen Partei Neue Demokratie erstmals nach viereinhalb Jahren zu einem Regierungswechsel führte.   

Die vorherige Regierung war China gegenüber freundlich gesinnt. So nahm Premierminister Alexis Tsipras im Mai 2017 und im April 2019 sowohl am ersten als auch am 2. Gipfelforum zur internationalen Zusammenarbeit im Rahmen der „Seidenstraßen-Initiative“ teil.   

Während seiner Amtszeit unterzeichnete Griechenland auch eine Absichtserklärung mit China über den Beitritt zur Seidenstraßeninitiative und beantragte erfolgreich die Teilnahme an der damaligen 16+1 Initiative, der Gruppierung Chinas und 16 mittel- und osteuropäischer Länder, die folglich 17+1 wurde.   

Nach den Wahlergebnissen in Griechenland wurden natürlich einige Fragen zur Kontinuität dieser Außenpolitik aufgeworfen, aber Mitsotakis scheint entschlossen, den Weg seines Vorgängers fortzusetzen. Diese Haltung stimmt optimistisch für die Zukunft der bilateralen Partnerschaft.  

 

Das traditionelle chinesische Musical „Homecoming After the War“ wird am 22. September im Stadttheater von Piräus aufgeführt. [Foto: Xinhua] 

Engere Beziehungen  

Griechenland und China streben eine Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Telekommunikation, Infrastruktur, Banken und wissenschaftliche Forschung an. Entwicklungsminister Adonis Georgiadis besuchte im Oktober China und unterzeichnete eine Absichtserklärung über die Zusammenarbeit in den Bereichen Information und Telekommunikation.   

Neue Geschäftsabschlüsse und Investitionen erfordern jedoch auch Geduld. Die Erfahrung von COSCO in Piräus ist ein anschauliches Beispiel dafür.   

Während das chinesische Unternehmen seit 2013 daran interessiert war, eine Mehrheitsbeteiligung an der Hafenbehörde von Piräus zu erwerben – der Gesellschaft, die den Hafen verwaltet und betreibt –, musste es einige Jahre warten, bis die griechischen Behörden im Dezember 2015 endlich eine Ausschreibung durchführten.   

Griechenland ist ein EU-Mitgliedstaat und muss sich an spezifische Richtlinien halten, bevor es mit der Privatisierung staatlicher Unternehmen beginnt.  Transparenz, Nachhaltigkeit und Umweltschutz stehen im Vordergrund.   

Die Beziehungen zwischen Griechenland und China haben nicht nur eine bilaterale Dimension, sondern schaffen durch ihren regionalen Charakter allmählich positive wirtschaftliche Impulse in den Nachbarländern. Der 17+1 fördert die Vernetzung zwischen Südost-, Mittel- und Osteuropa. Nach der Umsetzung des Prespes-Abkommens, dem Pakt, der 2018 zwischen Griechenland und Nordmakedonien geschlossen wurde – und in dem sich dieses Land bereit erklärt hat, sich Nordmakedonien statt Mazedonien zu nennen, einem Gebiet, auf das Griechenland historische und kulturelle Ansprüche hat – dürften Hindernisse für die Zusammenarbeit zwischen beiden beseitigt werden.   

In der Folge könnte der Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahn zwischen Piräus und der ungarischen Hauptstadt Budapest Realität werden, was den Handel in der Region weiter ankurbeln könnte. Griechische und chinesische Unternehmen bilden Konsortien, um zu prüfen, ob sie für zukünftige Ausschreibungen gemeinsam bieten wollen.   

Im Sommer 2018 hat China Energy Investment, eines der größten Energieunternehmen der Welt, einen Vertrag mit der griechischen Copelouzos-Gruppe über die Beteiligung an Windkraftanlagen in Griechenland abgeschlossen. Gemäß einer offiziellen Mitteilung beider Unternehmen sollen sowohl im Bereich grüne Energie als auch bei den modernisierten, umweltfreundlichen Energieerzeugungsanlagen Synergien geschaffen werden, die möglicherweise auch auf dem Balkan und in anderen europäischen Ländern eine positive Rolle spielen könnten.   

In Anbetracht der Tatsache, dass die Seidenstraßeninitiative ein integratives Projekt ist, kann 17+1 als Modell für China dienen, um sein Engagement in anderen benachbarten Regionen zu vertiefen.   

Dem Mittelmeerraum gebührt besondere Aufmerksamkeit. Griechenland wäre daran interessiert, ein Zentrum für die 17+1 sowie für neue Initiativen in dieser Region zu sein. Die Gespräche zwischen Griechenland und China werden somit einen anderen, aber konstruktiven Charakter erhalten, damit der Dialog zwischen den Mittelmeerländern wiederbelebt werden kann. Kultur, Tourismus und Bildung könnten einen beispiellosen Willen zur Zusammenarbeit zwischen Ländern verschiedener Zivilisationen und Religionen wecken. 

Griechische Tänzer treten am 8. November 2019 während der zweiten China International Import Expo in Shanghai auf. [Foto: Xinhua] 

Kulturelle Verbindungen  

Dem Mittelmeerraum fehlt es derzeit an einer Vision, und es besteht sicherlich das Potenzial für die Gemeinschaft, ein gemeinsames Zukunftskonzept, wie es von Xi skizziert wurde, anzuwenden, um damit Win-win-Ergebnisse und gemeinsamen Wohlstand zu erzielen. Griechische und chinesische Think Tanks sollten die Chance nicht verpassen, in dieser Hinsicht zusammenzuarbeiten, um originelle Konnektivitätsstrategien vorzuschlagen.   

Griechenland und China repräsentieren zwei alte Zivilisationen. Die kulturelle Verbindung, die im Mai skizziert wurde, als der griechische Präsident Prokopis Pavlopoulos nach Xi auf der Konferenz über den Dialog der asiatischen Zivilisationen in Beijing eine Rede hielt, bringt die beiden Länder einander näher. Es gibt ein gegenseitiges Verständnis, das anderen Mitgliedsstaaten der EU nicht leicht zu erklären ist. Kultur und Politik überschneiden sich und die Verantwortung Griechenlands wird dadurch höher.   

Während die EU versucht, ihre Konnektivitätsstrategie gegenüber Asien zu entwickeln, muss sie mit China einen neuen Modus vivendi finden, der unter Bedingungen wie im Kalten Krieg kaum zu erreichen ist. Griechenland muss eine Brücke sein, die eine bessere Kommunikation zwischen der EU und China ermöglicht. Die Ereignisse in der ersten Novemberwoche 2019 könnten diesen Vermittlungswillen beflügeln.  

Der Autor ist Direktor des EU-China-Programms am Centre International de Formation Européenne.  

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