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Beijing als Gartenstadt: Chinas Hauptstadt will noch grüner werden |
Von Zhou Lin · 2024-06-24 · Quelle:german.chinatoday.com.cn |
Stichwörter: Gartenstadt;Beijing | Druck |
Am 25. April war es soweit: Die Beijinger Stadtregierung stellte offiziell ihren Sonderplan zum Aufbau Beijings zur Gartenstadt für die Jahre 2023 bis 2035 vor und definierte darin, was eine Gartenstadt ausmacht: nämlich ein harmonisches Miteinander von Mensch und Natur, qualitätsvolle Entwicklung, gemeinsame Gestaltung, Verwaltung und Teilhabe sowie Harmonie und Lebensqualität. So fasst es Shi Xiaodong, Chefplaner der Kommission für Planung und Naturressourcen der Stadt Beijing, auf der Pressekonferenz zum Thema zusammen.
Idylle im Großstadt-Dschungel: Diese Anwohner entspannen sich an einem heißen Julitag 2021 im Schatten eines malerischen Minigartens im Dashilan-Hutong im Beijinger Stadtbezirk Xicheng.
Aufbau einer harmonischen und lebenswerten Gartenstadt
Traditionellen chinesischen Werten folgend, etwa der Harmonie zwischen Mensch und Natur und dem Grundsatz, dass das Dao der Natur folgt, verschmelzen in Chinas Hauptstadt schon lange auf eindrucksvolle Weise natürliche Landschaftsmuster mit kulturellen und historischen Relikten. „Die Gartenstadt Beijing spiegelt damit voll und ganz das chinesische Konzept der ökologischen Zivilisation wider“, erklärt Shi.
Beijing hat seine natürlichen Landschaftsmerkmale – dazu zählen das Taihang- und das Yanshan-Gebirge als ökologische Waldbarrieren und die fünf Flüsse der Stadt, allen voran der Yongding und der Chaobai – und die menschgemachten Besonderheiten der Hauptstadt über die Jahre tiefgründig erforscht und als Ergebnis 15 Gartenstadt-Demonstrationszonen bestimmt. Dazu zählen insbesondere einige Altstadtbezirke und bekannte Wahrzeichen der Metropole wie die berühmte Zentralachse, das Olympiazentrum, die Große Mauer bei Badaling, das städtische Nebenzentrum, das Internationale Kongress- und Ausstellungszentrum am Yanqi-See, der neue Shougang-Park, der Weltgartenpark, die Wissenschaftsstadt der Zukunft und der internationale Flughafen Daxing. Zusammen sollen sie ein hochwertiges Aushängeschild für die Gartenstadt Beijing formen.
Der Plan zur Schaffung einer Gartenstadt knüpfe nicht nur an die historische Tradition Beijings an, sondern hebe auch die jahreszeitlichen Merkmale der Hauptstadt hervor, sagt Shi, zum Beispiel indem die Bepflanzung stärker aufeinander abstimmt werde. Es sei geplant, Verkehrsknotenpunkte wie Flughäfen, Busbahnhöfe und Bahnhöfe sowie deren Verbindungslinien stärker zu begrünen und so farbenfrohe Eingangskorridore nach Beijing zu schaffen, damit die Millionenstadt bei Gästen aus aller Welt einen guten ersten Eindruck hinterlasse. Vorgesehen sei auch, mehr städtische Grünflächen zu schaffen, damit die Menschen im städtischen Alltag in allen Richtungen mehr Grün sähen.
„Die Gartenszenerie soll Teil des Alltags der Menschen werden. So wollen wir der Idee der gemeinsamen Gestaltung, Verwaltung und Teilhabe echtes Leben einhauchen und eine gesellschaftliche Atmosphäre schaffen, in der jeder ein Gärtner ist und jeder Gestalter unserer Gartenstadt“, skizziert der Chefplaner die Vision für die Zukunft.
Blick auf den Park am Fluss Wenyu, bekannt als die größte grüne Lunge der chinesischen Hauptstadt, am 8. Juni 2023.
Blühende Geschäftsviertel und grüne Verkehrsadern
Am Yansha-Pier an der östlichen dritten Ringstraße befindet sich, umgeben von sachte im Wind wiegenden Trauerweiden und flatterndem Schilf, eine Uferpromenade mit klarem Wasser. Im frischen Nass spiegeln sich Landschaftsbrunnen, künstliche Wasserfälle und Steingärten, am Flussufer reihen sich Szene-Restaurants und -Cafés aneinander. Auf den Uferterrassen schlürfen junge Leute ihren Cappuccino und zappen sich am Smartphone durch die neuesten Streamingserien. Am Flussufer übt sich derweil die Jugend keck im Skaten und Inliner-Fahren. Wir befinden uns am Liangma-Fluss, einem der neuesten Trendspots der Hauptstadt.
Dank der Anstrengungen zur Umweltsanierung der letzten Jahre hat sich diese städtische Wasserader zu einem neuen Besuchermagnet aufgeschwungen, ist zu einer neuen Visitenkarte der Stadt greift. Der Fluss lockt mit einer attraktiven Mischung aus internationalem Flair, jugendlichem Lifestyle und kreativer Gastronomie.
Beijing ist nicht nur eine internationale Metropole, sondern auch eine berühmte Kulturstadt mit langer Geschichte. Li Rugang, stellvertretender Direktor der Kommission für Stadtverwaltung, sagt, man habe über sechs Jahre Beijings 60 schönste Straßen gekürt. 2003 seien 20 Routen für Stadtspaziergänge vorgestellt worden – als Besichtigungsrouten zu den schönsten Hutongs und Gassen. Die ausgewiesenen Touren ermöglichen es den Menschen heute, die städtische Architektur der Straßen und Gassen auf eigene Faust zu erkunden und so den einzigartigen kulturellen Charme Beijings hautnah zu erleben.
Beliebtes Fotomotiv: Touristen posieren am 11. April 2024 vor dem Begonien-Blütenmeer an den Ruinen der historischen Stadtmauer von Dadu der Yuan-Dynastie.
Die letzten Meter auf dem Weg zum grünen Stadtalltag
Mit dem Aufbau Beijings zur Gartenstadt wollen die Stadtplaner auch die Vielfalt, Stabilität und Nachhaltigkeit der städtischen Ökosysteme weiter verbessern und so ein harmonisches Miteinander von Mensch und Natur im städtischen Raum verwirklichen. Lian Guozhao, stellvertretender Direktor des Beijinger Amts für Forstwirtschaft und Grünanlagen, sagt, dass es in Beijing derzeit mehr als 600 Arten wildlebender Landwirbeltiere gebe, darunter allein über 500 Vogelarten. Die Ergebnisse im Bereich des Artenschutzes seien bemerkenswert, betont er.
Beijings Waldbedeckungsrate beträgt mittlerweile 44,9 Prozent. „Bis 2035 soll sie auf über 45 Prozent ansteigen. Wir werden gezielt noch mehr Waldfläche schaffen und die Qualität der Waldökosysteme weiter verbessern, um bis 2025 einen Gesamtwaldbestand von 34,5 Millionen Kubikmetern und eine jährliche Kohlenstoffsenkenkapazität von zehn Millionen Tonnen in den bewaldeten Grünflächen Beijings zu erreichen“, erklärt Lian.
Miniparks, Miniatur-Grünräume und Parks ohne Umzäunung sind dabei die neuen Highlights im städtischen Gartenbau. Die neuen Parks ohne Zäune sollen – anders als bisher – rund um die Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich sein und so „die letzten Meter“ auf dem Weg zum grünen Alltag der Menschen erschließen. Bisher wurden insgesamt 109 solcher Parkanlangen eingerichtet, und zwar in den Bezirken Haidian und Chaoyang.
Die Parkanlage an der historischen Stadtmauer von Dadu der Yuan-Dynastie war die erste dieser zu jeder Zeit frei zugänglichen Parks der Hauptstadt. Nach Entfernung des Zauns hat man den Park mit farbenfrohen Sträuchern neu bepflanzt und die öffentlichen Einrichtungen so gestaltet, dass ein natürlicher Übergang zwischen Park und Straßenbereich entstand. Der an den Gehweg angrenzende Bereich wurde in einen Landschaftsstreifen mit grauen Dachziegeln, weißen Wänden und Fenstern im Blumendekor verwandelt, während der Bereich neben der nahegelegenen Bushaltestelle mit Sitzgelegenheiten in Form von Blättern ausgestattet wurde. Vom Frühaufsteher älteren Semesters bis hin zum jungen Nachtschwärmer können so nun alle Hauptstädter den Garten jederzeit betreten und sich am Grün erfreuen.
Keine Gartenstadt ohne Gewässer
Der ökologische Aufbau und der Gewässerschutz bilden eine grüne ökologische Barriere auf dem Weg zur Gartenstadt. Yang Jinhuai, stellvertretender Direktor des Beijinger Wasseramtes, gibt zu Protokoll, dass die Wasserqualität des örtlichen Miyun-Stausees stets den Standard eines Oberflächengewässers der Klasse II erreicht habe. „Hier nisten und brüten viele Vögel wie Reiher und Zwergsäger“, sagt er. Der Zustand der Gewässerökosysteme habe sich stetig verbessert, so der Experte.
Uferbereiche sind längst zu wichtigen öffentlichen Räumen geworden. Sie spiegeln den Charme und die kulturelle Vielfalt einer Stadt. Der Park am Wenyu-Fluss, den Yang als „grüne Lunge“ der Hauptstadt bezeichnet, messe eine Gesamtfläche von rund 30 Quadratkilometern. „Er erfüllt verschiedene Funktionen, dient unter anderem als Freizeitpark, hilft dem Tier- und Pflanzenschutz und fungiert außerdem als Hochwasserrückhalteraum.“ Mit einer Hochwasserablauffläche von zwölf Millionen Quadratmetern erhöhe er die Schutzkapazität und die Widerstandsfähigkeit der chinesischen Hauptstadt, so Yang.
Für die Zukunft plant man in Beijing, die Zugänglichkeit und gemeinsame Nutzung der städtischen Uferflächen noch weiter zu fördern. Zusätzliche Projekte zum Bau von Uferpromenaden und zur landschaftlichen Aufwertung städtischer Flussabschnitte sind bereits in Planung und eine Reihe öffentlicher Wassersportgebiete wie Eislaufflächen und Kajakstrecken wurden bereits eingerichtet. Bis 2035 soll die Länge von Beijings Uferpromenaden auf 550 Kilometer anwachsen. Damit würde die Vision einer Gartenstadt rund um die städtischen Gewässer Realität.
Ein Leben nahe von Wäldern und Feldern, Flanieren im Schatten grüner Bäume und Rasten zwischen Blumen und Gräsern – auch in China ist dies die poetische Vorstellung von einem guten Leben. Die Stadt Beijing ist mit ihren Anstrengungen zum Aufbau einer Gartenstadt dieser schönen Vision definitiv einen großen Schritt näher gekommen.
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