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Beijing 2022: Grüne Spiele für eine grüne Zukunft |
Von Hu Fan und Li Kaizhi · 2022-01-11 · Quelle:China Heute |
Stichwörter: Beijing;Olympiade;Umweltschutz | Druck |
Vor vier Jahren übernahm China bei der Abschlussfeier der Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2018 in der südkoreanischen Region Pyeongchang die Flagge des Internationalen Olympischen Komitees und des Internationalen Paralympischen Komitees und gab damit den Startschuss für den Countdown der Winterspiele in Beijing.
Die 24. Winterolympiade findet vom 4. bis 20. Februar 2022 in Chinas Hauptstadt statt. Insgesamt 109 Wettbewerbe in 15 Disziplinen aus 7 verschiedenen Sportarten werden dann in den drei Wettkampfzonen rund um die Hauptstadt zu sehen sein, nämlich im Stadtgebiet von Beijing, im Bezirk Yanqing – einem nördlichen Vorort der Stadt – und im angrenzenden Zhangjiakou in der Provinz Hebei. Vom 4. bis 13. März werden im Anschluss die Paralympischen Winterspiele ausgetragen.
Beijing wird damit zur ersten Stadt weltweit, die sowohl Gastgeber der Winter- als auch der Sommerspiele war. Schon bei den 29. Olympischen Sommerspielen 2008 in der Metropole stellte China den Umweltschutz in den Vordergrund. Beijing 2022 soll nun zu einer noch grüneren Olympiade werden.
Damit reagiert Beijing nicht nur auf die Anforderungen der Olympischen Charta. China hat sich nämlich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2030 den Höhepunkt seines Kohlenstoffausstoßes zu erreichen. Bis 2060 will man zudem klimaneutral werden. Die Olympiade dürfte vor diesem Hintergrund zu einem wichtigen Gradmesser werden, da sie im Mittelpunkt der nationalen wie internationalen Aufmerksamkeit steht. Für China ist es eine erstklassige Bühne, sein Engagement und seine Fähigkeiten zur Verwirklichung seiner Klimaziele unter Beweis zu stellen.
Grüne Wettkampfstätten
Seit Ende 2015 bereitet sich das Beijinger Organisationskomitee auf Beijing 2022 vor. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem Bau von geeigneten Sportstätten, da diese das Fundament für die erfolgreiche Ausrichtung eines derartigen Großereignisses bilden. Von Beginn an hat man konkrete Regeln für den Kohlenstoffausstoß formuliert.
Liu Yumin, Leiter der Planungs- und Bauabteilung der Beijinger Spiele, sagt, alle neuen Ausrichtungsstätten erfüllten den Drei-Sterne-Standard für umweltfreundliches Bauen, Chinas höchster Standard für umweltfreundliches Bauen. Durch energiesparende Renovierungs- und Nachrüstungsarbeiten hätten zudem auch alle bestehenden Ausrichtungsstätten den Zwei-Sterne-Standard erreicht.
Laut Zhou Guanghui, Leiter der Sicherheits- und Qualitätsabteilung des Hauptbüros für Großprojekte in Beijing, wurde im Vorfeld der Winterspiele dem Einsatz umweltfreundlicher Bautechniken Vorrang eingeräumt. „Wir haben eine Reihe umweltfreundlicher, kohlenstoffarmer Veranstaltungsorte errichtet“, lobt er.
Ein gutes Beispiel ist das Nationale Eisschnelllaufstadion (National Speed Skating Oval). Die Anlage verwendet eine sattelförmige, einlagige Seilnetzstruktur mit der größten Spannweite unter den Stadiongebäuden der Welt. Das riesige Dach, das an einen Tennisschläger erinnert, mit seiner Länge von 198 Metern und einer Breite von 124 Metern besteht aus einzigartig leichten, dünnen und weichen Materialien, die nur 25 Prozent des Gewichts herkömmlicher Dächer ausmachen. Dadurch konnten die Materialmenge und die Komplexität der Bauarbeiten erheblich reduziert werden, was die Kohlenstoffemissionen von der Quelle her verringert hat.
Auch die Shougang Skisprungschanze ist ein grünes Musterbeispiel. Sie besteht aus hochfestem und witterungsbeständigem Stahl. Durch den Einsatz solcher Hightech-Materialien konnte Stahl eingespart und der Kohlenstoffausstoß um stattliche 950 Tonnen reduziert werden. Das olympische Winterdorf in Yanqing wurde derweil nach dem Baukastenprinzip errichtet, was nicht nur den Kohlenstoffausstoß durch Nassarbeiten auf der Baustelle reduziert hat. Die Materialien können außerdem durch Umbau nach den Wettkämpfen recycelt und wiederverwendet werden, mit einer Wiederverwertungsrate von bis zu 40 Prozent.
Das Kunsteis im Nationalen Eisschnelllaufstadion und in den anderen drei Eissportstätten wird über ein umweltfreundliches Kühlsystem hergestellt, bei dem mit Hilfe einer neuartigen Technologie bei der Winterolympiade in Beijing erstmals Kohlendioxid als Kühlmittel zum Einsatz kommt. Das neue Verfahren verringert nicht nur die durch herkömmliche Kältemittel verursachten Schäden an der Ozonschicht, sondern senkt auch den Energieverbrauch des Kühlsystems erheblich, was zu Energieeinsparungen von mehr als 30 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Kühlmethoden führt.
Doch auch altbewährte Stätten rücken wieder in den Fokus. Acht Veranstaltungsorte der Sommerspiele 2008 werden auch 2022 wieder genutzt.
Umweltfreundliche Gebäudetechnik wie Photovoltaik und photothermische Integration sind in alten wie neuen Sportstätten zu sehen. Auf dem Dach des Wukesong Ice Sports Center ist eine 600-kW-Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung installiert. Sie soll künftig rund 700.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen und damit einen Teil des Strombedarfs des Eissportzentrums decken. Zudem verwenden die Klima- und Lüftungsanlagen der Sportstätten bis zu 70 Prozent der im Betrieb entstehenden Abwärme weiter. Sie wird etwa für Kühl- und Heizeinrichtungen genutzt.
Darüber hinaus hat das olympische Winterdorf in Beijing Vakuumröhrenkollektoren auf den Dächern installiert, die mehr als 70 Prozent der Gesamtwärme für die Wohnbereiche liefern. Auf dem Dach des National Speed Skating Ovals wurde eine Photovoltaikanlage mit einer Gesamtfläche von etwa 3000 Quadratmetern Photovoltaikpaneelen errichtet, die saubere Energie für das Stadion liefert. Das Medienzentrum in Yanqing hat sein Dach mit über 60 Oberlichtern für die Tageslichtbeleuchtung und mehr als 250 speziell geformten Photovoltaikplatten ausgestattet. Die jährliche Stromerzeugungskapazität daraus beträgt 140.000 Kilowattstunden, was einer Reduzierung der Kohlendioxidemissionen um etwa 90 Tonnen pro Jahr gleichkommt.
Erwähnenswert ist auch die Einrichtung von Energiekontrollzentren in Veranstaltungsorten wie dem Nationalen Eisschnelllaufstadion. Sie setzen auf Big Data und Analyseverfahren mit künstlicher Intelligenz, um Energieverbrauchsdaten etwa von Wasser, Strom, Gas und Wärme in den Veranstaltungsorten in Echtzeit zu sammeln, aufzuzeichnen und zu analysieren. Auf diese Weise gelingt es, Energieverbrauch und Kohlenstoffemissionen visuell und intelligent zu überwachen und zu kontrollieren.
Herzstück der grünen Spiele: Das Olympische Dorf in Zhangjiakou
Grüne Energieversorgung
Von der Beleuchtung bis zur Eisproduktion ist Strom ein unverzichtbares Element bei den Sportveranstaltungen. Um das Ziel einer grünen Olympiade zu erreichen, haben die Veranstalter das Konzept des „grünen Stroms“ eingeführt. Es bezieht sich auf die Nutzung von Ökostromressourcen wie Wind, Sonne und anderen erneuerbaren Energien, die mit Hilfe spezieller Anlagen in Ökostrom umgewandelt werden können.
Eine Reihe von Ökostromprojekten und Unternehmen für saubere Energie, die mit verschiedenen Aspekten der Stromerzeugung, -übertragung und -nutzung für die Spiele betraut sind, haben für große öffentliche Aufmerksamkeit gesorgt.
Zhangbei, ein Landkreis von Zhangjiakou, verfügt über reichhaltige erneuerbare Energieressourcen, die jedoch aufgrund der schwachen Übertragungsinfrastruktur bisher nicht ausreichend genutzt werden konnten. Um eine reibungslose Energieversorgung für die Spiele zu gewährleisten, wurde ein Pilotprojekt für ein flexibles Gleichstromnetz in Zhangbei aufgebaut. Am 29. Juni 2020 ging es in Betrieb.
„Bei dem Projekt kommen zwölf weltweit führende Technologien zum Einsatz, um Unterbrechungen und Schwankungen der Stromversorgung im Netz – typische Einschränkungen neuer Energiequellen – wirksam zu verhindern und so stabile Energie für Produktion und Privathaushalte bereitzustellen“, erklärt Xu Zhijun, stellvertretender Generalsekretär des Organisationskomitees der Olympischen Winterspiele 2022. „Zum ersten Mal in der Geschichte werden alle Veranstaltungsorte ausschließlich mit grüner Energie versorgt. Diese Initiative eröffnet einen neuen Weg für die zukünftige Nutzung und Förderung erneuerbarer Energien“, sagt er.
Am 15. Dezember 2020 wurde die China Three Gorges Corporation (CTG) zum offiziellen Stromerzeugungspartner der Spiele. In der ersten Phase wurde ein CTG-Windpark im Kreis Shangyi in Zhangjiakou mit einer Leistung von 49,5 Megawatt installiert. Das Projekt wird über eine 220-kV-Leitung an das flexible Gleichstromnetz von Zhangbei angeschlossen.
Diese innovativen Anlagen und Projekte stellen die ausreichende Versorgung der Spiele mit Ökostrom sicher. Schätzungsweise wird das Zhangbei-Netz 22,5 Milliarden Kilowattstunden Ökostrom pro Jahr für Beijing bereitstellen, was etwa zehn Prozent des jährlichen Stromverbrauchs der Hauptstadt entspricht und eine Einsparung von 7,8 Millionen Tonnen Standardkohle und 20,4 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr bedeutet.
Auch bei früheren Olympiaden sei zwar saubere Energie zum Einsatz gekommen, aber die Beijinger Winterspiele versorgten alle Austragungsorte mit einem grünen Stromnetz, was eine Premiere in der Geschichte von Olympia sei, sagt Juan Antonio Samaranch, Vorsitzender der Koordinierungskommission des Internationalen Olympischen Komitees für die Spiele 2022 in Beijing. China setze damit neue Maßstäbe in Sachen grüne und nachhaltige Entwicklung, nicht nur in den Austragungsorten, sondern auch für die ganze Region, lobt er.
Was den Handel mit Ökostrom anbelangt, haben Beijing und die Provinz Hebei ebenfalls Regeln für die Austragungsorte veröffentlicht. Als Vorreiter ging dabei Chinas State Grid Electric Power Trading Center mit der Einführung eines speziellen Verfahrens voran.
Auf der Shougang Skisprungschanze, die sich in einem gleichnamigen Industriegelände im Bezirk Shijingshan im Westen Beijings befindet, werden die Wettbewerbe im Freeskiing und Snowboarding ausgetragen.
Grüner Transport
Auf einer Pressekonferenz über den kohlenstoffarmen Betrieb der Beijinger Olympischen Winterspiele am 26. Mai 2021 sagte Zhao Tong‘an, stellvertretender Direktor der Transportabteilung des zuständigen Komitees, dass während der Spiele grundsätzlich alle Transportdienste mit sauberer Energie betrieben und auch wasserstoffbetriebene Fahrzeuge gefördert würden.
Bei diesen Fahrzeugen reagieren Wasserstoff oder wasserstoffhaltige Stoffe in einer Brennstoffzelle mit Sauerstoff, wodurch Strom für einen Elektromotor erzeugt wird, der das Fahrzeug antreibt. Die breite Anwendung von Wasserstoff als Kraftstoff dient dazu, die durch Benzinfahrzeuge verursachte Luftverschmutzung wirksam zu verringern.
„Wir haben verschiedene Faktoren wie niedrige Temperaturen und große Höhen berücksichtigt, um den Einsatz energiesparender Fahrzeuge zu maximieren und so den Kohlenstoffausstoß zu verringern. In den Wettbewerbsgebieten Yanqing und Zhangjiakou setzen wir nun hauptsächlich wasserstoffbetriebene Fahrzeuge ein“, sagt Zhao.
Anfang November 2021 nahmen die Wasserstoffbusse offiziell ihren Dienst im Schlüsselbereich des Wettbewerbsgebiets Yanqing auf. Sie sind mit Wasserstoff-Brennstoffzellenmotoren und acht Wasserstoffspeichern ausgestattet, die insgesamt etwa 26,4 Kilogramm Wasserstoff enthalten.
Diese Busse können auch bei Temperaturen von bis zu minus 30 Grad gestartet werden. Mit einer geplanten Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde haben sie eine reine Wasserstoff-Reichweite von etwa 450 Kilometern und können sich zudem an die Bedingungen in nördlichen Gefilden mit niedrigen Temperaturen und abschüssigen Straßen anpassen. Der Einsatz der Fahrzeuge ermöglicht es, den Kohlendioxidausstoß um 70 Kilogramm pro 100 Kilometer zu reduzieren, was der Absorption von 14 normalen Bäumen an einem Tag entspricht. Dies kommt dem Ziel der Null-Emission und Verschmutzungsreduzierung klar zugute.
„Während der Spiele wird durch den Einsatz von Fahrzeugen mit sauberer Energie eine Emissionsreduzierung von etwa 11.000 Tonnen Kohlendioxid erwartet, was der Kohlenstoffsenke von mehr als 50.000 Mu (3333,3 Hektar) Wald für ein Jahr entspricht“, rechnet Zhao vor. Beijing und Zhangjiakou würden zudem wie geplant Wasserstofftankstellen, Ladesäulen und andere unterstützende Einrichtungen aufbauen, um den Bedarf für wasserstoffbetriebene und reine Elektrofahrzeuge zu decken, fügt er hinzu.
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