Am Sonntagmorgen führte die Besatzung der Shenzhou XII-Mission den ersten Weltraumspaziergang durch – das erste Mal nach 13 Jahren, dass chinesische Astronauten eine solche Operation absolvierten. Im Vergleich zu der Mission im Jahr 2008 sind dieses Mal deutlich längere und kompliziertere Weltraumspaziergänge geplant.

Zwei chinesische Astronauten flogen am Sonntagmorgen aus dem Kernmodul von Chinas permanenter Raumstation, um die erste Außenbordaktivität des Landes - allgemein bekannt als „Weltraumspaziergang“ („Spacewalk“) - seit 13 Jahren durchzuführen.

Generalmajor Liu Boming und Oberst Tang Hongbo schwebten um 8:11 Uhr bzw. 11:02 Uhr aus dem Modul, das den Namen „Tianhe“ (auf Deutsch: Himmlische Harmonie) trägt.

Das Paar trug einen Raumanzug der neuen Generation und hatte die Aufgabe, einen großen Roboterarm zu benutzen, um verschiedene Operationen durchzuführen, einschließlich der Installation von Geräten außerhalb des Raumfahrzeugs, und der Bewegung der Panoramakamera, so die China Manned Space Agency. Während des Weltraumspaziergangs sei Generalmajor Nie Haisheng, der Kommandant der Mission, im Inneren des Moduls geblieben, um bei der Steuerung des Roboterarms zu helfen, so die Agentur in einer kurzen Erklärung.

Die dreiköpfige Besatzung ist seit mehr als 16 Tagen mit „Tianhe“, dem ersten und zentralen Bestandteil der chinesischen Raumstation namens „Tiangong“ (auf Deutsch: Himmlischer Palast) unterwegs und wird dort noch bis Mitte September leben und arbeiten, bevor die drei Astronauten schließlich zur Erde zurückkehren.

Ihr Raumschiff wurde mit einer Langer-Marsch-2F-Trägerrakete ins All befördert, die am 17. Juni vom Jiuquan Satellite Launch Center im nordwestchinesischen Gansu abhob. Die Astronauten betraten „Tianhe“ später am selben Tag, nachdem das Raumschiff an das Modul angedockt hatte, und wurden so zu den ersten Bewohnern von Tianhe.

„Shenzhou XII“, die siebte bemannte Raumfahrtmission der Nation, ist Teil des „Tiangong“-Raumstationsprogramms, das darauf abzielt, bis Ende 2022 eine dreiteilige Station in einer erdnahen Umlaufbahn in etwa 400 Kilometern Höhe über dem Erdboden fertigzustellen.

Bei einem Treffen mit Reportern im Jiuquan-Zentrum einen Tag vor ihrer Weltraumreise hatte Liu angekündigt, dass im Vergleich zu den Außenbordeinsätzen bei der Shenzhou VII-Mission die Weltraumspaziergänge bei Shenzhou XII viel länger und anspruchsvoller sein würden.

„Und ich glaube, dass es Schwierigkeiten und Herausforderungen geben wird. Deshalb haben wir ein umfassendes, systematisches und strenges Training absolviert", sagte er. „Wir werden uns bemühen, jede Außenbordaufgabe mithilfe unserer Zusammenarbeit und mit Unterstützung der Bodenkontrollstation erfolgreich zu gestalten."

Ji Qiming, stellvertretender Direktor der China Manned Space Agency, sagte, dass die Astronauten während der Shenzhou XII-Mission zwei längere Weltraumspaziergänge durchführen und externe mechanische Arme verwenden würden, um Geräte zu installieren und den Zustand des Tianhe-Moduls zu überprüfen.

Vor diesem Sonntag hatten chinesische Astronauten bislang nur einen einzigen Weltraumspaziergang durchgeführt: Im September 2008 hatten Liu Boming und Zhai Zhigang während des dreitägigen Shenzhou VII-Raumflugs für diese Premiere für China gesorgt. Ein weiteres Mitglied dieser Mission - Jing Haipeng - war in ihrem Raumschiff, um die Ausrüstung zu kontrollieren und zu überwachen. Während der Operation blieb Zhai für etwa 15 Minuten außerhalb des Raumschiffs, während Liu die obere Hälfte seines Körpers für mehrere Minuten aus dem Raumschiff bewegte, um Zhai zu helfen.