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Keine Mühe gescheut: Wiedergeburt eines Bergdorfes |
Von Xu Bei · 2021-07-01 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: KPCh;Parteimitglied;Xiamen | Druck |
Gao Qiulai (Foto: Zhang Wei)
Jeden Tag um 8 Uhr öffnet Gao Qiulai pünktlich die Tür zu seinem Büro in einem Gebäude der KPCh-Zweigstelle des Dorfes Junying. Seit 1969 hat der heute 82-jährige Gao 28 Jahre lang als Sekretär der Parteizelle dieses Dorfes gearbeitet. Obwohl er schon längst nicht mehr als Leiter des Dorfes tätig ist, wenden sich die Dörfler gerne an ihn, wenn sie Hilfe brauchen. Deswegen kommt er täglich hierher, damit die Dörfler ihn leicht aufsuchen können.
Zum gleichen Zeitpunkt beginnt der 40-jährige Su Haiting seinen Arbeitstag. Su ist seit Mai 2020 als stellvertretender Sekretär der Parteizelle des Dorfes tätig. Allerdings beginnt sein Arbeitstag nicht im Verwaltungsgebäude des Dorfes, sondern vor der Ausstellungshalle des lokalen Archivs. Denn Su wartet dort auf die ersten Tagestouristen des Dorfes.
Sowohl Gao als auch Su wurden im Dorf Junying geboren. Nachdem die beiden viele Jahre außerhalb des Weilers gearbeitet hatten, kehrten sie in ihre Heimat zurück. Das Dorf befindet sich in der Stadt Xiamen in der südostchinesischen Provinz Fujian, und liegt rund 900 Metern über dem Meeresspiegel in den Bergen, ein ideales Ausflugsziel für die Bewohner der umliegenden Städte.
Aber für Su, der 1981 geboren wurde, sah es in seiner Kindheit ganz anders aus. „Damals war Junying aufgrund der schlechten Verkehrswege unterentwickelt und verarmt“, sagt Su. Im Allgemeinen lebten Menschen auf dem Land fast isoliert von der Außenwelt. Su erinnert sich: „Die einzige Möglichkeit für uns, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten, ergab sich mit dem Besuch von Händlern, die in unser Dorf kamen, um getrocknete Makrelen zu verkaufen, oder ihren Fisch gegen unseren Tee einzutauschen.“ Seine Kindheit sei einfach und arm gewesen, „aber glücklich waren wir doch!“
Wegen der Armut verließen viele Einwohner das Dorf, um ihren Lebensunterhalt in der Fremde zu verdienen. Gao ist jedoch eine Ausnahme. Nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst, kehrte er nach Hause zurück und diente 28 Jahre lang als Sekretär der Parteizelle des Dorfes.
Am 7. April 1986 besuchte Xi Jinping, der damalige Vizebürgermeister von Xiamen, zum ersten Mal das Dorf Junying. Bei diesem Besuch schlug Xi vor, mehr Tee- und Obstbäume zu pflanzen, damit die Bauern mehr Geld erwirtschaften und einen Dienstleistungssektor entwickeln könnten. Fast elf Jahre später, besuchte Xi am 14. Juli 1997 wieder das Dorf. Anschließend wurde er stellvertretender Sekretär des Provinzkomitees der KPCh in Fujian. In diesen Jahren hatte Junying seine Teegärten auf fast das Siebenfache der ursprünglichen Fläche erweitert und die schmale Straße ausgebaut.
Gao Qiulai erinnert sich lebhaft an diese zwei Besuche: „Beim zweiten Besuch hat er uns gefragt, wie wir leben und arbeiten, und was unsere Haupteinnahmequellen seien. Beim Besuch des Teegartens schlug er vor, dass wir die Berge begrünen, den Tee und Obstanbau jedoch innerhalb des Dorfes entwickeln sollten.“
Die damaligen Erfahrungen haben Gao dazu ermutigt, gemeinsam mit allen Dorfbewohnern die Armut abzuschütteln. Nach seiner Pensionierung ist er noch als Vorsitzender des Dorf-Seniorenvereins tätig und leistet weiterhin seinen Beitrag zur Entwicklung des Dorfes.
In der Provinz Fujian trinkt man fast jeden Tag den berühmten Oolong-Tee aus verschiedenen Teeservicen. Darin macht Gao keine Ausnahme. Gao hat auch in seinem Büro Teegeschirr. Wenn die Besucher zu ihm kommen, trinken sie zuerst Tee mit ihm, dann erzählen sie von ihren Problemen und Bedürfnissen. Gao hört ihnen geduldig zu und manchmal notiert er etwas in sein kleines Notizbuch. Manchmal unterbreitet er ihnen Vorschläge, wie sie ihre Probleme lösen könnten. Wenn ihre Probleme zu groß sind, schickt er sie zu anderen Mitarbeitern der Dorfverwaltung. Als ein angesehener Senior und ehemaliger Sekretär der Parteizelle dieses Dorfes hilft Gao den Dörflern gerne dabei, Probleme zu lösen und Widersprüche auszusöhnen.
Es gibt zum Beispiel einen kleinen Fluss mit dem Name „Jiulong“ (neun Drachen) im Dorf. Früher war der Fluss durch die Abwässer von kleinen Fabriken an seinem Oberlauf stark verschmutzt. Die lokale Regierung beschloss, die Fabriken umzusiedeln und wieder für eine gute Wasserqualität zu sorgen. Für das Wasserbauprojekt sollte eine Reihe von Grundstücken enteignet werden, wogegen einige Familien protestierten. „Wir Senioren aber haben sie überreden können, sich uns und diesem Projekt anzuschließen, damit das Wasser wieder sauber wurde.“
Su Haiting (Foto: Zhang Wei)
Das Bemühen der älteren Generation um Veränderungen im Dorf haben sich tief in Sus Gedanken eingeprägt. Su hat eigentlich den normalen Weg vieler chinesischer Kinder aus armen Familien auf dem Land genommen. Er lernte fleißig in der Schule und erzielte in allen Prüfungen gute Noten. Um sich eine andere Perspektive zu erschließen, verließ er sein armes Heimatdorf und ging zum Studium der Elektrotechnik an die berühmte Fuzhou-Universität. Nach dem Studium war er erfolgreich im Beruf: Su wurde Chefingenieur und gründete in der Innenstadt von Xiamen eine Familie.
Allerdings fasste er den mutigen Entschluss, in seine Heimat zurückzukehren. Seit Mai 2020 ist er als stellvertretender Sekretär der KPCh-Zweigstelle Junying tätig und verantwortlich für Verwaltung und Entwicklung des Dorfs.
Su erzählt, dass die traditionelle Teeindustrie inzwischen 40 Prozent zum Wirtschaftswachstum des Ortes beitrage. „Wir leben seit Generationen vom Teeanbau. Als ich jung war, gab es in den Teegärten häufig Raupenplagen, alle Teeblätter waren zerfressen! Schauen Sie sich jetzt diese schönen Blätter an! Statt Pestizide zu verwenden, stellen wir biologische Schädlingsfallen auf“, sagt Su während er einen Journalisten der Beijing Rundschau durch einen Teegarten führt.
Neben dem Teeanbau entwickelt das Dorf den Agrotourismus. Unter der Leitung von Su und der Parteizelle des Dorfes sind einige Teeplantagen in Lehrgärten verwandelt worden, in denen Touristen den Prozess der Teeherstellung und die Teekultur live erleben können. Mit der Entwicklung des Tourismus finden viele Dorfbewohner eine Beschäftigung in der Hotel- und Gastronomiebranche.
Gao Shuiyin, ehemaliger Chef der Xiying Genossenschaft in Junying, startete 2015 sein Hostel- und Gastronomie-Unternehmen. „Damals hatten wir sechs Zimmer, jetzt 20", sagt der 45-Jährige. Die Zimmer, teils im traditionellen chinesischen Stil, teils modern, wurden von seiner 23-jährigen Tochter gestaltet. Er und seine Frau sind sowohl die Herbergseltern als auch die Köche. Besucher können bei ihnen lokale Gerichte bestellen.
Geschmortes Schweinefleisch, die Spezialität, die Gao Shuiyin seinen Gästen serviert, kommt aus eigener Produktion. Das Fleisch stammt von den Schweinen, die von einem anderen Dorfbewohner, Gao Shuzhang, gezüchtet werden. Gao Shuzhang, der mehr als 300 Schweine besitzt, verdient über eine Million Yuan (130.000 Euro) pro Jahr und macht einen Nettogewinn von 300.000-400.000 Yuan (39.000-52.000 Euro).
Genau wie Su, verließ auch Gao Shuzhang in jungen Jahren das Dorf auf der Suche nach Arbeit. Allerdings nahm er einen anderen Weg als Su. Gao Shuzhang war nicht gut im Lernen. Nach neunjähriger Schulzeit verließ er die Heimat und arbeitete als Wanderarbeiter in großen Städten.
Schließlich hat er die gleiche Entscheidung wie Su getroffen, ins Dorf zurückzukehren und sich in der Heimat eine neue Existenz aufzubauen. Er hat sich entschieden, gemeinsam mit seiner Frau Schweine zu züchten. „Das Einkommen ist höher als das eines Wanderarbeiters“, sagt er, „Wir können das Schweinefleisch auf Taobao und sozialen Netzwerkplattformen wie WeChat verkaufen, denn die Logistik hat sich hier mittlerweile stark entwickelt.“
Die Entwicklung des Dorfes vor Augen, kehren immer mehr junge Leute wie Su wieder ins Dorf zurück. Sie machen sich selbstständig. Einige richten in ihren alten Häusern Gaststätten ein. Einige fördern lokale Spezialitäten durch Live-Streaming.
Während sie in ihrem neuen Broterwerb Höhen und Tiefen erleben, genießen sie zugleich das Glück, einen eignen, positiven Beitrag zu ihrer Heimat zu leisten.
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