In China allerdings war das Töten von Drachen schon immer eine brotlose Kunst, was Zhu Pingman erfahren musste, ein Mann, der das Lernen liebte. Gegen eine nicht unerhebliche Summe Geldes ließ er sich von Zhili Yi in der Kunst des Drachentötens unterweisen. Nach Erwerb einschlägiger Kenntnisse führte er diese gerne seinen Nachbarn vor: Man packe den Drachen am Kopf, trete ihn auf den Schwanz und steche ihm dann in den Rücken. Die Nachbarn aber lachten Zhu aus und fragten, wo, wann und an wem er seine Fertigkeiten unter Beweis stellen wollte. Da wurde ihm klar, dass er nichts als totes Wissen angehäuft hatte. Daraus ist die Redewendung entstanden 屠龙之术 (tú lóng zhī shù), "die Kunst einen Drachen zu töten".
Vor dem Hintergrund dieser uralten Weisheit wirft ein gar nicht so altes Verbot Fragen auf: Die chinesische Regierung hat es im Jahre 2007 gegen einen TV-Werbespot des amerikanischen Unternehmens Nike ausgesprochen. In der Werbeeinblendung setzt der US-Basketballstar LeBron James in seinem Dribbling unter anderem zwei Drachen außer Gefecht, was übrigens keineswegs so blutrünstig geschieht, wie es von Herrn Zhu mit seinem riesigen Drachenschlachtermesser geplant war. Kann man etwas verbieten, was es eigentlich gar nicht gibt? Jedenfalls ist nicht überliefert, dass Herr Zhu seinerzeit mit dem Gesetz in Konflikt geraten wäre. |