24-10-2012
Mo Yan und seine literarische Welt
Nicht mehr „ohne Worte"
 

„Schreiben ist eine andere Art, zu sprechen. Der Grund, dass ich mich für das Schreiben entschieden habe, ist, dass ich über meine Werke mit anderen kommunizieren und mit ihnen meine Geschichten und Ideen teilen will. Im Prozess des Schreibens lerne ich auch mich selbst und die Menschen immer besser kennen", so der Schriftsteller.

Mo Yan baute sich seine eigene kleine literarische Welt auf und ging dabei stets mutig vor. Er wagt es, die grausame Realität in China zu Papier zu bringen, was bei nicht wenigen Leuten zu Verstimmungen führte. Im Alltag allerdings ist Mo stets auf Harmonie bedacht. Seine Tochter, auch Schriftstellerin, wohnt in Beijing in der Nähe des Internationalen Flughafens. „Jedes Mal, wenn ich früher am Flughafen ein Taxi nehmen wollte, um zu ihr zu fahren, wagte ich nicht, dem Taxifahrer das eigentliche Fahrtziel mitzuteilen. Ich ließ ihn normalerweise zuerst ins Stadtzentrum fahren, obwohl meine Tochter ja in der Nähe des Flughafens wohnt. Ich wollte den Fahrer nicht vergrämen, denn die Taxifahrer müssen lange Zeit am Flughafen in der Schlange warten, bis sie an der Reihe sind. Wenn ein Fahrer dann nur eine kurze Strecke fahren darf, wird ihn das sicher ärgern. Dann fühle ich mich während der gesamten Fahrt äußerst unwohl."

Mittlerweile hat Mo eine Lösung für das Problem gefunden: Wenn er direkt zu seiner Tochter fährt, bereitet er für den Taxifahrer stets eine Schachtel Zigaretten vor. „Dann freuen sich die Fahrer natürlich. Die Zigaretten, die ich kaufe, sind mehr als 60 Yuan (rund 7,30 Euro) wert. So wird der Fahrer für die kurze Strecke entschädigt und behandelt mich äußerst freundlich und zuvorkommend."

„Je feiger und ängstlicher jemand im Alltag ist, desto mutiger ist er vielleicht in seinen Romanen", meint der Schriftsteller. In der Literatur könne man eben die Sachen tun, die man im Alltag nicht wagt oder verwirklicht. Der einzig denkbare Weg für einen guten Schriftsteller sei es, seinen Körper und seine Seele völlig in seine literarischen Werk zu stecken, so Mo.