Seinen internationalen Durchbruch erlebte Mo Yan erst 1988. Damals wurde Zhang Yimous Verfilmung des Romans „Das Rote Kornfeld" auf dem Berliner Filmfestival mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Die weibliche Hauptrolle besetzte der Regisseur mit der Kunststudentin Gong Li und verhalf auch ihr damit zum internationalen Durchbruch. Es war der erste chinesische Film, der auf einem internationalen Top-Filmfestival einen Preis erhielt.
Das Originalwerk steckt voller Enthusiasmus und stürmischer Leidenschaft, eine handwerklich gute Erzählung, in der alle Helden nur so vor Lebenskraft strotzen. Schauplatz der Handlung ist ein Kornfeld. Dort widersetzen sich die Helden der Geschichte den japanischen Aggressoren und leisten mithilfe uralter Weisheit Widerstand.
„Als Zhang Yimou mir das erste Mal gegenübertrat, kam er barfuß und mit einem Paar aus Kautschuk gefertigten Sandalen in der Hand", erinnert sich der Schriftsteller an seine erste Begegnung mit dem Regisseur. Es sei ein harmonisches Gespräch gewesen, so Mo, bei dem beide über das Recht auf die Bearbeitung des Drehbuchs sprachen. Mo stellte keine Forderung. „Sie können meinen Roman nach Belieben zum Drehbuch verarbeiten. Ich kümmere mich nicht darum, wie Sie meinen Roman bearbeiten."
Als Mo den Film nach Ende der Dreharbeiten zum ersten Mal sah, staunte er nicht schlecht: Das von ihm geschilderte Kornfeld hatte eigentlich kein Pendant in der Realität, war reine Fiktion, aber Zhang Yimou fand für die Verfilmung ein Kornfeld, das den Schilderung Mos genau entsprach. „Das Kornfeld war eigentlich ein von mir erfundener Mythos, ein Traumland." Zunächst bereitete Mo auch die Wahl Gong Lis als weibliche Hauptdarstellerin etwas Sorge, da es sich um eine unerfahrene Kunststudentin handelte. Doch alle Bedenken sollten sich in Luft auflösen. Sowohl Zhang Yimou als auch Gong Li gelangten für den Film zu Weltruhm.
1987 war der Roman bereits mit dem Preis für hervorragende chinesische Kurzgeschichten und Novellen ausgezeichnet worden. Durch die Verfilmung wurde die Leserschaft noch größer. Film und Buch verhalfen Mo letztlich, seine Stellung in der chinesischen Literaturwelt zu festigen. Die Übersetzung des Romans ins Englische wurde in der ausländischen Presse als „großes Ereignis der englischsprachigen Literatur" gefeiert; „man kann die Vitalität und den Einfluss chinesischer Romane vorausahnen", hieß es damals.
Nachdem Mo Yan Anfang der 1980er Jahre die literarische Weltbühne betreten hatte, wurde er wegen seines Schaffensstils einer der Vertreter des Avantgardismus im heutigen China. „Man muss Bücher so zügellos und frei schreiben, wie sich ein starker Wind erhebt und wie ein himmlisches Ross durch die Lüfte galoppiert. Denkweise und Kunststil müssen außergewöhnlich sein", sagt Mo selbst über seinen literarischen Schaffensprozess. Mit „außergewöhnlich" sind nach Ansicht einiger Literaturkritiker vor allem Werke gemeint, die Eindruck machten; Werke, die den Leser in Erstaunen versetzten, ihm die Sprache verschlügen; Werke, die völlig neuartig schienen.
In „ ,Das rote Kornfeld' " hat Mo mit freier und zügelloser Phantasie, Sprache und außergewöhnlichen und neuartigen Gefühlen eine glanzvolle Welt erschaffen. In einer Rede anlässlich der Preisverleihung hieß es, Mo erwecke seine Geschichten mit seiner Seele zum Leben, seine Werke verströmten große Lebenskraft und führten den Nationalgeist weiter. Dadurch erscheinen seine Kriegsgeschichten in einem neuartigen Licht. |