18-06-2010
Neue Strategie zur Entwicklung von Xinjiang
Xinjiang: Entwicklung und Stabilität im Mittelpunkt
 von Han Fudong

 

Früher war Stabilität in Xinjiang wichtiger als alles andere, heute sieht hingegen die Regierung die  wirtschaftliche Entwicklung der Region auf der Grundlage gesellschaftlicher Stabilität als vordringliche Aufgabe an.

Im Plan zur Entwicklung des Uigurischen Autonomen Gebietes Xinjiang fällt vor allem die Einrichtung einer Sonderwirtschaftszone in Kaschgar auf. Die Stadt Kaschgar wird seit 1988 die erste Stadt Chinas sein, der dieser Status zugesprochen werden soll. Vor kurzem hat die chinesische Wochenzeitung „Nanfang Porträt Zhoukan" (Nanfang Porträt) Wang Zhiyong interviewt, der in der Stadtregierung von Kaschgar das Wirtschaftsressort leitet.

 

Nanfang Porträt: Warum hat sich Ihrer Meinung nach die Zentralregierung dazu entschlossen, in Kaschgar eine Wirtschaftssonderzone einzurichten?

Wang Zhiyong: Wenn man die Entwicklung in Xinjiang fördern möchte, muss man den Umfang der Öffnung vergrößern. Außerdem erfreut sich Kaschgar einzigartiger geografischer Vorteile. Kaschgar grenzt an acht Länder.

Nach den Unruhen vom 5. Juli 2009 hat nicht nur die Zentralregierung, sondern auch das Parteikomitee des Autonomen Gebietes Xinjiang andere Ansichten über die Voraussetzungen für Stabilität in Xinjiang. Früher war Stabilität in Xinjiang wichtiger als alles andere, während die Regierung nunmehr die Entwicklung der Wirtschaft als erste Aufgabe, Stabilität als größte Verantwortung ansieht.

 

Nanfang Porträt:Wann wird der Plan zur Einrichtung der Sonderwirtschaftszone Kaschgar Ihrer Einschätzung nach offiziell genehmigt werden?

Wang Zhiyong: Der Plan ist grundsätzlich festgestellt worden. In einigen Reden führender Köpfe der der Zentralregierung wurde er schon erwähnt. Die Regierung hat bislang nur grundsätzlich beschlossen, in Kaschgar eine Sonderwirtschaftszone einzurichten. Wie genau die Regelungen im Einzelnen aussehen werden, was für eine Boden-, Steuer-, Finanz- und Zollpolitik in Kaschgar umgesetzt werden soll, ist hingegen noch offen.

 

Nanfang Porträt:Für die Einrichtung einer Sonderwirtschaftszone ist die Infrastruktur in Kaschgar noch unzureichend. Hat die Regierung des Autonomen Gebietes Pläne für entsprechende Infrastrukturmaßnahmen?

Wang Zhiyong: Wir haben vor, zwei Eisenbahnenlinien zu errichten, eine soll China mit Kirgisistan und der Ukraine verbinden, die andere nach Pakistan führen. Aber welche zuerst gebaut wird, hat das Staatliche Komitee für Entwicklung und Reform noch nicht festgelegt.

Außerdem sind wir bestrebt, den Flughafen von Kaschgar zu einem internationalen Flughafen auszubauen.

 

Nanfang Porträt:Es gibt Spekulationen, dass die Kreise Shule und Shufu mit der Stadt Kaschgar zu einem großen Stadtkreis Kaschgar zusammengelegt werden sollen. Stimmt das?

Wang Zhiyong: Es existiert ein vorläufiger Plan in dieser Richtung, wonach die gegenwärtige Stadt Kaschgar mit den Kreisen Shule und Shufu zu einer relativ großen Verwaltungseinheit mit mehreren Millionen Einwohnern zusammengebunden werden soll.

 

Nanfang Porträt:Worin liegen die Besonderheiten und Vorteile von Kaschgar?

Wang Zhiyong: Kaschgar ist ein bedeutendes Landwirtschaftsgebiet mit einer Anbaufläche von 660 000 Hektar, dessen Einzugsgebiet fast vier Millionen Menschen ernährt. Die bäuerlichen Einkommen sind hier ziemlich niedrig. Industrie ist in Kaschgar sehr schwach entwickelt. Kaschgar ist ein armes Gebiet und sehr auf Finanzhilfe der Zentralregierung angewiesen. Die Finanzeinnahmen betrugen im letzten Jahr 1,47 Milliarden Yuan. Dies konnte nur knapp 10 Prozent der Ausgaben decken. Andererseits ist Kaschgar aber reich. Es ist reich an vielfältigen Naturressourcen.

 

Nanfang Porträt:In welchem Bereich benötigt Kaschgar die Unterstützung der Zentralregierung besonders dringend?

Wang Zhiyong: Die Zentralregierung sollte Kaschgar eine spezielle Bodenpolitik ermöglichen. Dann braucht es Vergünstigungen bei der Unternehmenssteuer. Es sollte eine Finanzpolitik betrieben werden, die Unternehmen Anreize bietet, sich hier niederzulassen.

Es fehlt in der Gegend an qualifiziertem Personal. Es mangelt an Technikern und Akademikern, wodurch die Entwicklung sehr eingeschränkt wird.

Setzt die Regierung entsprechende Präferenzen, kann Kaschgar als Investitionsstandort sehr attraktiv werden, was erheblich dazu beisteuern wird, die hohe Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen.

 

Nanfang Porträt:Gibt es denn Unternehmen, die in Kaschgar investieren möchten?

Wang Zhiyong: Die gibt es durchaus! Dank des Plans zur Entwicklung des Urigischen Autonomen Gebietes Xinjiang sind Unternehmer aus dem ganzen Land nach Kaschgar gekommen, um sich vor Ort über die Lage zu informieren. Viele von ihnen sind zu Investitionen entschlossen.

 

Nanfang Porträt:Bedeutet die Öffnung nicht auch eine größere Herausforderung im Kampf gegen den Terrorismus?

Wang Zhiyong: Der Druck wird bestimmt größer als früher sein. Allerdings glaube ich, wenn wir unsere Wirtschaft gut entwickeln und strenge Kontrolle an den Grenzübergängen und am Flughafen durchführen, können wir diese Herausforderung meistern.
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