Veranstalter: Goethe-Institut China, Three Shadows Photography Art Center
Gefördert durch das Landesministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz und Else-Heiliger-Fonds der Konrad-Adenauer-Stiftung
Kuratorin: Nina Zlonicky
Im August 2014 wird Dieter M. Gräf sein zweites Ausstellungsprojekt realisieren, ermöglicht vom Goethe-Institut China und dem Three Shadows Photography Art Center und gefördert durch das Landesministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz. Die Ausstellung umfasst etwa 40 Fotoarbeiten, eine Klanginstallation in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Volker Staub, die auf drei Gedichten basiert. Es erscheint ein Katalog. Das Projekt heißt, nach einem Unterhaltungsfilm der 50er Jahre, „Die große Chance", und befasst sich mit der Herkunft des Künstlers und der Erinnerungsarbeit der Nachkriegszeit.
Wo komme ich her? Das ist für viele, die in der Nachkriegszeit aufgewachsen sind, eine zentrale Frage - auch für Dieter M. Gräf. 2012, nach dem Tod seiner Mutter fing er an, im leerstehenden Elternhaus in Maudach, einem Vorort der pfälzischen Industriestadt Ludwigshafen am Rhein, mit seinem iPhone Fotos aufzunehmen. „Ich entschied mich für das iPhone, weil ich mich damit den Gegenständen, mit denen ich aufgewachsen bin, stimmiger nähern konnte als mit Equipment. So konnte ich in die Zwischenräume gehen und aus der beweglich bleibenden Hand heraus aufnehmen, besonders in lichtarmen Bereichen entstand aufgrund der Möglichkeiten und Einschränkungen der Kamerafunktion eine leicht trashige, auratische, empfindliche Schönheit." Die Bilder und Gegenstände verweisen auf die Ästhetik der deutschen Nachkriegszeit und ihre Ordentlichkeit, die den Leichenbergen treulich folgte. „ […] aber in der Fremdheit gespiegelter Blümchentapeten kann das Eigene durchschimmern, die Erinnerung - an Kindheit, Vergangenheit, Geschichte, an das, worüber gesprochen und auch an das, worüber nicht gesprochen wurde."
Die in der Ausstellung präsentierten Arbeiten entstanden von 2012 bis 2014. Das Langgedicht „Rollenkoffer -----Rollatoren", das sich mit dem Sterben der Mutter befasst und zwei Maudach-Gedichte wurden für den dreisprachigen Katalog von Yang Lian ins Chinesische übertragen, einem der berühmtesten chinesischen Dichter der Gegenwart, auch Hairao und Andrew Shields übernahmen hierfür Übertragungen.
Dieter M. Gräf wurde 1960 in Ludwigshafen am Rhein geboren. Im Herbst 2013 verbrachte er als Dichter für das vom Goethe-Institut initiierte Residenzprogramm „Stadtschreiber" zwei Monate in Peking. Er erhielt Stipendien und Preise zugesprochen, darunter den Leonce-und-Lena-Preis der Stadt Darmstadt, war Writer-in-residence u. a. am Literarischen Colloquium Berlin, in der Villa Aurora Los Angeles, beim Deutschen Festival in Indien, in der Villa Massimo in Rom und am Deutschen Haus in New York. Er veröffentlichte u. a. die bei Suhrkamp erschienenen Gedichtbände „Rauschstudie: Vater + Sohn" (1994), „Treibender Kopf" (1997) und „Westrand" (2002), „Buch Vier" (2008) erschien bei der Frankfurter Verlagsanstalt. 2012/13 arbeitete er als Gastprofessor am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, seit 1996 ist er Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Seine Bücher wurden in führenden Medien vielfach und ausführlich rezensiert. Über Gräfs letzten Gedichtband schrieb Michael Braun in der Frankfurter Rundschau: „Diese Gedichte versuchen etwas Elementares, Fundamentales, etwas, das tief einschneidet nicht nur in unser Verständnis von ‚Dichtung', sondern in die Koordinaten unserer Weltwahrnehmung." Und Arne Rautenberg, für Deutsche Welle: „Der derzeitige Lyrikboom in Deutschland speist sich unter anderem auch aus den lyrischen Aufbrüchen der 90er Jahre, aus denen junge, eigensinnige Stimmen wie die von Durs Grünbein, Thomas Kling oder auch Dieter M. Gräf herausstachen. Sie gaben der leicht angestaubten Gattung des Gedichts wieder neue Kraft und machten der kommenden Dichtergeneration Mut."
Die Ausstellung „Die große Chance" markiert eine neue Arbeitsphase von Dieter M. Gräf, der nun seine Dichtung um visuelles Material erweitert und, in enger Zusammenarbeit mit der Architektin Nina Zlonicky, in den Raum bringt.