Veranstalter: Goethe-Institut China, Shanghai Biennale,
raumlaborberlin, Institute for Foreign Cultural Relations
(ifa)
Die Shanghai-Biennale 2012 wird
erstmals „City-Pavillons" errichten und hat das Goethe-Institut
China eingeladen, den Berlin-Pavillon zu kuratieren.
Umgesetzt wird das Projekt vom
raumlaborberlin, das seit 1999 an den Grenzen von Architektur,
Kunst und Urbanismus arbeitet. In interdisziplinären Arbeitsteams
werden Strategien für den Stadtumbau erkundet. Im Gegensatz zur
Stadt der Eingrenzung und Ausgrenzung ist raumlaborberlin auf der
Suche nach einer Stadt der Möglichkeiten. Architektur ist in ihrer
Praxis ein Labor für experimentelles, kollaboratives,
leidenschaftliches Agieren im urbanen Raum. Bauen ist somit weniger
als das Arbeiten am Objekt zu verstehen, sondern vielmehr als
Entwicklung eines Narrativs, der Teil eines Ortes wird.
Für die Biennale hat raumlaborberlin
die Geschichte des Architekten Richard Paulick studiert, der seine
„besten Jahre" zwischen 30 und 46 in Shanghai verlebt, nachdem er
als deutscher Kommunist vor den Nationalsozialisten fliehen muss.
In Shanghai übernimmt er 1945 die Leitung des Stadtplanungsamtes
und wird in dieser Funktion von der Stadtverwaltung mit der
Erarbeitung eines Generalbebauungsplans für die Region Shanghai
beauftragt. Darüber hinaus entwirft er mehrere Bahnhöfe entlang der
Bahnlinie zwischen Shanghai und Tjandju. Trotz der Erfolge verlässt
er 1949 Shanghai und versucht zunächst in den USA und Frankreich,
Arbeit zu bekommen. 1950 kehrt er dann zurück nach Deutschland und
wird zu einem der führenden Architekten der neu gegründeten DDR. Er
entwirft Teile der „Stalinallee" und viele andere
Repräsentationsbauten in Ost-Berlin, wird Chefarchitekt für die
neuen Siedlungen in Schwedt, Hoyerswerda und Halle-Neustadt und
Leiter des Instituts für Wohnungsbau an der Deutschen
Bauakademie.
Diese Ausschnitte einer
deutsch-chinesischen Biographie bilden das Ausgangsmaterial für die
Beantwortung der für diese Biennale konzeptionell grundlegenden
Fragen nach „reactivation" und „rediscovery". Wie nähern wir uns
Geschichte? Und wie wird diese Geschichte nicht nur eine
Beschäftigung mit Architektur, sondern wie wird sie selber zu
Architektur? Wie materialisiere ich Verschiebungen eines
kulturellen Kontextes auf eine Weise, dass sie für den Betrachter
Bedeutung erlangen ohne sich der Stereotypen zu bedienen