Noriyoshi Ehara, Direktor des japanischen Pavillons
Noriyoshi Ehara
Nach den Olympischen Spielen 2008 ist die Weltausstellung ein weiteres bedeutendes Ereignis, das in China stattfindet. Die EXPO 2010 in Shanghai steht dieses Jahr ganz oben auf dem Event-Kalender Chinas. Vor vierzig Jahren war die Situation in Japan sehr ähnlich. Nach den Olympischen Spielen 1964 in Tokio hat Japan im Jahr 1970 in Osaka überaus erfolgreich die erste Weltausstellung in Asien veranstaltet. Viele Leute sind der Überzeugung, dass die Weltausstellung in Osaka dazu beigetragen hat, dass Japan Aufnahme in die internationale Gemeinschaft fand und sich die Wirtschaft des Landes rasch entwickeln konnte. Ob sich das „Wunder von Osaka" nach vierzig Jahren – diesmal in China – wiederholen lässt, darüber hat die Beijing Rundschau vor kurzem mit Ehara Noriyoshi , dem Leiter des japanischen Pavillons auf der EXPO in Shanghai, gesprochen.
Beijing Rundschau: Meinen Sie, dass Chinas Wirtschaft durch die Weltausstellung in Shanghai einen mächtigen Schub erleben wird, der demjenigen Japans vor vierzig Jahren vergleichbar ist?
Ehara Noriyoshi : Als Japan die Weltausstellung in Osaka veranstaltete, befand sich Japan tatsächlich in einer ähnlichen Situation wie China heute, nämlich in einer Phase raschen wirtschaftlichen Aufschwungs. Seit Beginn der Öffnungspolitik wächst in China der Wohlstand. Es steht bereits fest, dass die chinesische Volkswirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2010 diejenige Japans überflügeln und die größte Asiens und die zweitgrößte der Welt sein wird. Im Prozess der wirtschaftlichen Entwicklung sind auch viele soziale Probleme aufgetaucht, was mich ebenfalls stark an Japan erinnert. Ob Chinas Wirtschaft nach der Weltausstellung einen Sprung nach vorne machen wird, hängt meiner Meinung nach vor allem davon ab, ob China seine Wirtschaftsstruktur ohne Reibungsverluste umgestalten kann. Wenn die chinesische Wirtschaft auf der Grundlage von Energieeinsparung und Umweltschutz zu einer nachhaltigen Form finden kann, sehe ich eine sehr positive Zukunftsperspektive.
Die Tatsache, dass die EXPO 2010 in Shanghai veranstaltet wird, spiegelt die Entwicklung von Chinas Wirtschaft wider. Immer mehr Leute schenken dem Land ihre Aufmerksamkeit und immer mehr ausländische Touristen reisen nach China. Der Austausch im Technologiebereich wird ausgebaut, die Geschäftsmöglichkeiten nehmen zu. Die Weltausstellung ist eine große Chance für China, in einen intensiveren Austausch mit der Welt zu treten.
Welchen Einfluss wird die Weltausstellung auf die Entwicklung der chinesisch-japanischen Wirtschaftsbeziehungen ausüben?
Viele Besucher, die den japanischen Pavillon besichtigt haben, finden, dass das japanische Technologieniveau im Bereich Umweltschutz und Energiesparen sehr hoch ist. Vielleicht bietet die Weltausstellung Japan und China eine Plattform zur intensiveren Zusammenarbeit bei der Lösung von Umweltproblemen. Außerdem glaube ich, dass durch die Weltausstellung mehr kleine und mittelständische japanische Unternehmen sich für Chinas Markt und entsprechende Kooperationsmodelle interessieren werden.
Wie beurteilen sie das Motto der Weltausstellung „Better City, Better Life" aus der Perspektive der Wirtschaft?
Nur bei einer gesunden Wirtschaftsentwicklung lässt sich auch eine„Better City, mit einem Better Life" verwirklichen. Wirtschaftlicher Erfolg allein ist aber nicht ausreichend für ein „Better Life". Das Ziel der Wirtschaftsentwicklung muss es sein, eine bessere Umwelt für Menschen zu schaffen. Dann erst kann man „Better City, Better Life" erlangen.
Auf der Weltausstellung liefert der japanische Pavillon eine Vision für die Stadt im Jahr 2020. Es ist eine Stadt ohne Schadstoffemissionen, die auch in den Augen der Japaner eine bessere Stadt sein wird.
Was für eine Hoffnung verbinden Sie mit der EXPO 2010?
Ich hoffe, dass durch die Weltausstellung die internationale Gemeinschaft mehr über China erfahren wird. Gerade durch die EXPO in Osaka hat die Welt Japan besser kennen gelernt. China drängt momentan nach außen. Immer mehr chinesische Firmen werden zu Auslandsinvestitionen ermutigt. Ohne tiefes gegenseitiges Verstehen wird es für China schwierig sein, eine erfolgreiche internationale Strategie zu fahren.
Zu Ehara Noriyoshi
Ehara Noriyoshi, geboren 1950, arbeitet seit seinem Studienabschluss an der Tokyoer Fremdsprachenuniversität im Jahr 1975 für JETRO, die japanische Außenhandelsorganisation. 1977 ging er zu weiterführenden Studien an die Universität Hongkong. In der Folgezeit übernahm er Schlüsselpositionen in den JETRO-Vertretungen in Bangkok, Beijing, Dalian und Yantai. Der Autor zahlreicher Bücher gilt als ausgewiesener Kenner der chinesischen Wirtschaft. Derzeit ist er Chef des Forschungszentrum Übersee der JETRO-Zentrale in Tokyo und Direktor des japanischen Pavillons bei der EXPO 2010 in Shanghai.
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