29-04-2010 Beijing Rundschau
Geschichte Shanghai: Die Entwicklung der Stadt bis zum Ende des 19. Jahrhunderts
 

 

Die ersten Spuren der Besiedlung der Region reichen in die Jungsteinzeit bis etwa 4000 v. Chr. zurück. In der Song-Zeit (960-1279) wird der Name Shanghai erstmals als Bezeichnung eines Dorfes in diesem Gebiet erwähnt. Schon in der Tang-Dynastie (618-907) soll es ein Dorf namens Hu Du an der Mündung des Suzhou-Flusses in den Huangpu gegeben haben, dem heutigen Zentrum der Stadt. Daher rührt die übliche Abkürzung Shanghais als Hù (), wie sie heute auf den amtlichen Kraftfahrzeugkennzeichen der Stadt erscheint.

In die Ming-Zeit fallen zwei wichtige Ereignisse der Stadtgeschichte Shanghais: 1554 wurde erstmals eine zehn Meter hohe Stadtmauer errichtet, um die Siedlung vor den Überfällen japanischer Piraten zu schützen. Der Mauerring soll einen Umfang von fünf Kilometern gehabt haben. 1602 wurde ein Tempel zu Ehren eines Stadtgottes eingeweiht. Dieses Privileg wurde normalerweise nur Gemeinwesen gewährt, die den Rang einer Stadt besaßen, was für Shanghai damals nachweislich nicht der Fall gewesen ist. Möglicherweise liegt darin ein Hinweis auf die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt, die größer war, als es ihrem politischen Status entsprach. Shanghai ist zumindest so wohlhabend gewesen, dass es japanischen Piraten ein lohnendes Ziel bot. Dennoch ist die Rolle der Stadt als Wirtschaftsplatz in voreuropäischer Zeit in der Literatur umstritten. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die kaiserliche Zollverwaltung für die Provinz Jiangsu von Songjiang nach Shanghai verlegt, was für die Bedeutung der Stadt für den Außenhandel spricht. Allerdings ist auffällig, dass Shanghai keine Erwähnung findet in den Berichten der Gesandtschaft des Earl of Macartney, der im Jahre 1793 zur Verbesserung der Handelskontakte zwischen Großbritannien und China an den Hof des Qianlong-Kaisers reiste. Die Gesandtschaft berührte Macau, Tianjin, Beijing, Chengde, Suzhou, Hangzhou und Guangzhou, nicht aber Shanghai.

Rund ein halbes Jahrhundert später kann es jedoch an der wirtschaftlichen Bedeutung Shanghais keinen Zweifel mehr geben. Im Vertrag von Nanjing, in dem die Briten 1842 die Qing-Regierung zur Öffnung von Häfen für den Überseehandel zwingen, wird Shanghai als einer der Häfen benannt, die dem Handel künftig offen zu stehen haben. Mit der Errichtung so genannter "Konzessionen" oder "Konzessionsgebiete", die der chinesischen Jurisdiktion entzogen waren, beginnt der Aufstieg Shanghais zur legendären Hafenstadt und Asiens größtem Handelsplatz.

Schon 1843 errichten die Briten ihr Konzessionsgebiet, 1849 folgen die Franzosen und 1862 die Amerikaner. Bereits 1863 schließen sich die amerikanische und die britische Konzession zur Internationalen Konzession zusammen, die künftig von den Konsuln von 14 in der Stadt ansässigen Nationen verwaltet werden. Die französische Konzession bewahrt unter dem Konsul Frankreichs ihre Eigenständigkeit. Das Municipal Council of Shanghai, 1854 als Organ der Legislative für das britische Konzessionsgebiet gegründet, wird zum wichtigsten Entscheidungsträger für die Verwaltung des Internationalen Konzessionsgebiets. 1895 tritt mit Japan der letzte Inhaber eines exterritorialen Gebietes in Shanghai auf den Plan. Als Folge des sino-japanischen Krieges von 1894/95 beansprucht Japan u.a. das Recht, ein Konzessionsgebiet in Shanghai zu eröffnen.

Während des Taiping-Aufstandes (1851-1865), einem Bürgerkrieg, der Südchina verwüstete und schätzungsweise 20 Millionen Todesopfer forderte, wurde Shanghai von 1853 bis 1855 von einer Triade, der "Gesellschaft der kleinen Schwerter" beherrscht. Diese Zeit unklarer Machtverhältnisse nutzten die in der Stadt ansässigen Westmächte zur Übernahme der Zollhoheit in den Vertragshäfen. Zur Wahrung ihrer Handelsinteressen in den zu großen Teilen von den Taiping eroberten Jangtse-Gebieten, legten die Westmächte Wert auf strikte Neutralität. Deshalb sahen sie mit kritischen Augen auf den Aufbau eines kleinen, hauptsächlich von chinesischen Geschäftsleuten finanzierten Söldnerheeres unter Führung des Amerikaners Frederick Townsend Ward. Der Versuch der Taiping-Rebellen zur Eroberung von Shanghai gipfelte 1861 in der "Schlacht um Shanghai". Den Qing-Truppen gelang es unter entscheidender Beteiligung der "Stets siegreichen Armee" Frederick Townsend Wards, der mittlerweile einen chinesischen Beamtenrang erlangt hatte, die Taiping abzuwehren und damit das Ende des Aufstandes einzuleiten.  

 Glücksspiel, Opium und Prostitution sind in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts neben den Einnahmen aus dem Hafenbetrieb die einträglichsten Erwerbsquellen für die Stadt. Erst mit der Errichtung des japanischen Konzessionsgebiets nach 1895 werden die ersten Fabriken in der Stadt gebaut. Europäische und chinesische Unternehmen folgen rasch dem japanischen Vorbild.   


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