13-01-2010 Beijing Rundschau
Ningbo-Pavillon auf der Weltausstellung: Tonziegel verleihen schlichte Schönheit
von Wu Yu

„Wa pan (瓦爿)" ist eine volkstümliche Bezeichnung für zerbrochene Tonziegel. In ländlichen Gebieten der Provinz Zhejiang dienten Tonziegel lange Zeit als Baumaterial. Für die bevorstehende Weltausstellung in Shanghai wurden die Mauern des Ningbo-Pavillons mit ihnen verkleidet. So haben die Tonziegel, die von Abbruchhäusern stammen, noch einmal eine architektonische Funktion erfüllt.

Am 14. Dezember 2009 wurde der fertiggesellte Ningbo-Pavillon im Expo-Park seiner Bestimmung übergeben. Er ist der einzige Pavillon, der in der Urban Best Practices Area der Weltausstellung Bezug nimmt auf traditionelle Formen ländlichen Bauens. Die Urban Best Practices Area befindet sich in der Zone E des Expo-Geländes. Sie bietet ausgesuchten städtischen Projekten die Möglichkeit, sich mit innovativen Konzepten vorzustellen.

Insgesamt 400 000 Bruchstücke von Tonziegeln kamen für die Fassadengestaltung zum Einsatz. Auf dem Dach des Pavillons sorgen dreißig Bäume für einen Hauch ländlichen Lebens.

„Diese Tonziegel fielen bei der Altstadtsanierung an, sie wurden allerdings als Schutt angesehen, den es zu entsorgen galt. Diese Ziegelsteine sind aber nicht nur Träger alter Baukultur, sondern ein schützenswertes Gut, das auch heute noch für nachhaltiges Bauen Verwendung finden kann", meint Ni Liangfu, Direktor des Ningbo-Pavillon.

 Der 47-jährige Ni hat schon im Alter von zehn Jahren viel von Angehörigen der älteren Generation seiner Familie über traditionellen Hausbau gelernt. Erst in jüngster Zeit ist sein Blick jedoch auf die Ziegelfragmente gerichtet worden. „Erst mein Meister hat mich auf die Verwendung von Tonziegeln gebracht", sagt er. Der, den er „Meister" nennt, ist Wang Shu, Direktor des Architekturinstituts an der Kunstakademie von Hangzhou und Schöpfer des Ningbo-Pavillons.  Wang erzählt, dass seit 2003 durch die Zusammenarbeit von Bauunternehmen mit akademischen Einrichtungen in vielen Städten der Regionen Ningbo und Hangzhou Gebäude aus Tonziegeln errichtet worden sind. Darunter befindet sich sogar ein Gebäudekomplex von 160 000 Quadratmetern umbauter Fläche. An der Kunstakademie in Hangzhou kam es zu einer Renaissance dieses traditionsreichen Baumaterials.

 „Anfangs meinten viele, dass die moderne Stadt nicht mehr solchen  Architekturmustern folgen sollte. Sogar auf dem Land verschwanden die Tonziegel nach und nach aus der Praxis des Hausbaus. Urbanisierung und der Bau der so genannten sozialistischen Dörfer neues Typs bedeuten aber nicht notwendig, die alten Gebäude abzureißen und den städtischen Baustil einfach in die Dörfer zu übertragen", sagt Wang Shu. 

 Im Ningbo-Pavillon kann man sehen, dass Tonziegel auch für die Innenausstattung geeignet sind. Zierstreifen und Schriftzeichen sind den Ziegeln aufgeprägt, man kann dort lesen: 福(Fu „Glück"), 禄(Lu „gutes Gehalt") und 寿(Shou „langes Leben"). Und auf einigen Betonwänden lassen die Streifen an Bambus denken, so wird dem Bau auch in seinem Innerraum ein Naturelement hinzugefügt. Da zwischen den Betonwänden und den Tonziegeln Dämmmaterial eingebaut wurde, ist das Gebäude gut isoliert und damit energiesparend.

  Die Ausstellung, die zur Expo im Ningbo-Pavillon stattfinden soll, trägt den Titel „Modernes Dorf und ideale Heimat im Zeichen der Urbanisierung" und dreht sich um das Dorf Tengtoucun in der Nachbarschaft Ningbos. Die Verbindung aus Ökoumwelt, moderner Landwirtschaftstechnik und dem Alltagsleben auf dem Lande stehen im Mittelpunkt der Präsentation.

 Bekannt geworden ist Tengtoucun im Jahr 1993, als ihm der Titel eines der „500 besten Öko-Dörfer der Welt" verliehen wurde. 2007 kam die von den Vereinten Nationen vergebene Auszeichnung eines der „Zehn harmonischsten Dörfer" hinzu.

Wang meint jedoch, dass Tengtoucun aus der Sicht der Architektur noch nicht die ideale Lösung zur harmonischen Verbindung von Tradition und Moderne bereithält. Der Ningbo-Pavillon und seine Architektur sind eine Einladung an alle chinesischen Dörfer, darüber nachzudenken, wie man in Zukunft Häuser für ihre Bewohner bauen kann. 

 „In meinen Augen sind die Tonziegel ein Symbol für das Zusammenbinden von Tradition mit nachhaltiger Entwicklung. Ich hoffe, dass der Ningbo-Pavillon vielen Besuchern gefallen wird, damit es zu einem tieferen Verständnis der traditionellen Architektur und zu einem größeren Respekt ihr gegenüber kommt", sagt Ni Liangfu. (Quelle: Xinhua)


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