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25-09-2009 Quelle: Xinhua
Mit High-Tech aus der Krise

„Die Aufgabe des Ministeriums für Wissenschaft und Technologie liegt doch darin, Technologie selbst zu entwickeln, um das Fundament für eine langfristige Entwicklung Chinas zu legen", sagt Wan Gang, Minister für Wissenschaft und Technologie in einem Interview mit Xinhua. Lächelnd hält er eine Tasse Kaffee in der Hand. „Wir sind doch förmlich umlauert von Technik! Nehmen Sie nur diesen Kaffee als Beispiel: in seinem Veredelungsprozess von der Kaffeebohne bis zum fertigen Getränk stecken sehr viele technische Vorgänge", sagt Wan.

 

„Technik ist der Schüssel zur Lösung der Wirtschaftskrise"

„In der Geschichte der Menschheit haben Wirtschaftskrisen jedes Mal eine technische Revolution herbeigeführt. Technik ist dabei der Schlüssel zur Überwindung der jeweiligen Krise", sagt Wan. Auch in der aktuellen Krise steht die Technik wieder auf dem Prüfstand.

Im Jahr 2008 haben die High-Tech-Branchen diese Prüfung gut bestanden. In West- und Zentralchina bewegt sich die Wachstumsrate bei Unternehmen aus diesem Bereich zwischen 19 bis 20 Prozent. In Ostchina, dessen Wirtschaft stark vom Export abhängig ist und erheblich unter der Krise leidet, wachsen Unternehmen aus dem High-Tech-Bereich immerhin noch um rund zehn Prozent.

„In der Wirtschaftkrise beginnen die Industrieländer über das gegenwärtige Entwicklungsmodell nachzudenken. Das Ergebnis dieses Nachdenkens ist die Transformation der Wirtschaft. Die amerikanische Regierung stellt die erneuerbare Energie in den Mittelpunkt ihrer Industriepolitik, die zu neuem Wirtschaftswachstum führen soll. Auch die britische Regierung legt großen Wert auf neue Technologien. Alle Länder haben bemerkt, dass bei der Transformation der Wirtschaft die Technik eine wichtige Rolle spielt", meint Wan. Ihm zufolge muss China in den Bereichen erneuerbare Energie, Biotechnologie, Informationstechnologie und moderne herstellende Industrie neue Wege beschreiten, um das Land gelassen aus der wirtschaftlichen Talsohle herausführen zu können.

Als ausgewiesener Experte der Automobilindustrie sagt Wan: „Nehmen wir energieeffiziente Kraftfahrzeuge als Beispiel. Elektroautos und Fahrzeuge mit Hybridantrieb können nicht nur saubere Luft garantieren, sondern auch die Entwicklung der Automobilindustrie fördern."

Gegenwärtig kann man sehen, dass in der Automobilbranche weltweit Überkapazitäten entstanden sind, und die Konkurrenz auf dem Automobilmarkt sehr heftig ist. Wahrscheinlich wird die Wirtschaftkrise zu einem radikalen Wandel in der Automobilindustrie führen. Wan Gang meint, dass man gerade unter diesen Umständen innovationsbreit sein müsse und mit der Entwicklung neuer energieeffizienter Fahrzeuge die Gelegenheit ergreifen könne, von einer Fertigungsstätte für Automobile zu einem Labor der automobiltechnischen Zukunft zu werden.

 

Technik steht nicht nur im Dienst der Wirtschaft, sondern auch der Bürger

Wie Technik den Menschen nützlich sein kann, erklärt Wan am Beispiel seiner Tochter, die gern Klavier spielt: „Wenn man Klavierspielen lernt, braucht man einen Taktmesser. Die Funktion des traditionellen Metronoms ist auf die Taktanzeige beschränkt. In seiner modernen Fassung enthält er jedoch einen Minicomputer, der über zahlreiche Funktionen verfügt, wie zum Beispiel das Aufzeichnen von Tönen oder die Funktion einer Stimmgabel."

„Überall stecken technische Verfahren drin. Für den Bürger erweist sich das bei Nahrungsmitteln, Kleidung, Wohnung und Verkehrsmitteln", sagt Wang. China verfügt zwar nur über acht Prozent der weltweiten Agrarflächen, ernährt damit aber 25 Prozent der Menschheit und bietet zugleich anderen Ländern Unterstützung bei der Versorgung mit Getreide an. Ohne Technik wäre dies vollkommen unmöglich.

Wan kann sich noch gut daran erinnern: als er 1969 als Leiter einer Produktionsbrigade auf dem Land arbeitete, galt ein Pro-Hektar-Ertrag von 900 Kilo als legendär und ein Ertrag von 1200 Kilo als Wunder. Durch die Bemühungen von Wissenschaft und Agrarindustrie ist die Produktionsmenge stetig gestiegen. Im Jahr 2008, als Wan auf Inspektionsreise in der Provinz Henan war, sah er, dass der Pro-Hektar-Ertrag bei Mais 3105 Kilo und bei Weizen 1800 Kilo betrug.

Nach dem Erdbeben vom 12. Mai 2008 hat auch die Technik eine wichtige Rolle gespielt. Durch das Navigationssystem konnte man im Kontrollzentrum ein sehr klares Bild der Situation entwerfen und die Rettungsarbeiten koordinieren.

 

„Der Geist der Technik beflügelt uns seit Generationen"

„Als ich mir am 16. Oktober 1964 im Friseursalon die Haare schneiden ließ, hörte ich die Nachricht, dass die von China entwickelte Atombombe erfolgreich gezündet worden ist. Damals hatte ich noch keine Ahnung von Atombomben, aber mir war klar, dass es niemand wagen wird, uns zu schikanieren, wenn wir über die Atombombe verfügen!", sagt Wan. „Seitdem hatte ich den Wunsch, selbst zur Entwicklung der Technik beizutragen."

„Die Menschen stehen im Mittelpunkt der Technik. Eine der wichtigsten Aufgabe des Ministerium für Wissenschaft und Technologie hat mit Menschen zu tun, mit der Aus- und Fortbildung technischer Talente, darunter Wissenschaftler, Techniker und Administratoren", sagt Wan. „Der geistige Reichtum, der durch Wissenschaftler von Generation zu Generation weiterreicht worden ist, und das kreative Potenzial unserer Menschen sind der wahre Reichtum unseres Landes."

Zur Person von Wan Gang:

Der 1952 in Shanghai geborene Ingenieur wurde 2007 zum Minister für Wissenschaft und Technologie ernannt. Er ist der erste Minister seit 35 Jahren, der nicht der Kommunistischen Partei Chinas angehört, sondern Mitglied der Blockpartei Zhi-Gong ist, eine Vereinigung von Auslandschinesen. Wan Gang hat an der Tongji-Universität in Shanghai Experimentielle Mechanik studiert und war dort ab 1981 als Dozent für Mathematik und Mechanik tätig. 1985 nahm er an der TU Clausthal das Studium der Antriebstechnik auf. Ebenfalls in Clausthal promovierte er im Jahr 1990. Von 1991 bis 2000 machte er Karriere bei Audi in Ingolstadt. Zunächst in der Fahrzeugentwicklung tätig, arbeitete er zuletzt im Planungsstab. Ende 2000 kehrte er nach China zurück, um von der Tongji-Universität aus nach Gründung eines entsprechenden Instituts ein landesweites Forschungsprogramm zur Entwicklung von elektrischen Kraftfahrzeugen und Wasserstofftechnologie zu koordinieren. Im Juli 2004 wurde er Präsident der Tongji-Universität, eine Position, die er bis heute neben seinem Ministeramt innehat.


 

 
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