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25-09-2009 Beijing Rundschau
Mehr als nur ein Sport
von Chen Ran 

„Guten Morgen und Willkommen an Bord!" An einem Freitagmorgen im September schickt Ju Lan, Kapitän des Segelboots „St. Valentines" in Qingdao, seinen Willkommensgruß über das Kai C des Internationalen Jachtklubs Yinhai. Qingdao, das ist die weltbekannte Hafenstadt und Zentrum des ehemaligen deutschen Pachtgebiets in der ostchinesischen Provinz Shandong am Gelben Meer.

Seit Anfang 2007 wiederholt der 51-jährige Kapitän mit der sonnengebräunten Haut, der für ein Fotostudio arbeitet, das sich auf Hochzeitsfotos spezialisiert hat, dieselbe Rede fast jede Woche, bevor das Segelboot in See sticht. Nur zwei Monate hatte er frei, August und September 2008, als in Qingdao die olympischen und paraolympischen Segelwettbewerbe ausgetragen wurden.

„Ihr seht prächtig aus! Alles, was ihr tun müsst, ist euch zu entspannen und den Anweisungen des Fotografen zu folgen," ermutigt Ju Lan ein Paar, als das rund neun Meter lange Boot sich langsam vom Kai entfernt. Das in Beijing wohnende Paar stammt aus Yichun, einer Waldgegend in der Provinz Heilongjiang im Nordosten Chinas. Nach Qingdao sind die beiden eigens für die Hochzeitsfotos gekommen. „Qingdao ist überall in China als die Segelstadt bekannt," sagt die glückliche Braut Li Yan, 29 Jahre alt. „Es gibt nichts Romantischeres und Aufregendes, als unsere Hochzeitsbilder - diese ‚einmal im Leben'- Erinnerung, auf einer Segelboot-Vergnügungstour in Qingdao zu machen!"

 

Ein guter Start

Qingdao, das an der Südküste der Halbinsel Shandong nicht weit von Korea entfernt liegt, ist auf das Engste mit dem Segelsport verbunden. Durch seine einzigartige Lage zwischen Berg und Meer ist es im Sommer ein sehr beliebtes Ferienziel. 2009 wurde Qingdao vom „Institut für die Ermittlung der Wettbewerbsfähigkeit der Städte" in die Top Ten der Städte Chinas mit der höchsten Lebensqualität gewählt.

Die erste registrierte Segelregatta der chinesischen Geschichte wurde hier im Mai 1904 veranstaltet, noch unter deutscher Herrschaft. Nach der Gründung der Volksrepublik China im Jahre 1949 wurde Qingdao rasch zum Zentrum für Segelsport. Das damals einzige landesweite Sportzentrum wurde im Jahre 1953 gegründet. 1978 begann hier eine überschaubare Schar von weniger als 30 Athleten für die Teilnahme an den Olympischen Spielen zu trainieren. 1980 fand in Qingdao die erste nationale Segelregatta statt.

Das Konzept, Qingdao zu Chinas Segelstadt Nummer eins zu machen, nahm Gestalt an, als im Juni 2003 das Segelkomitee des Beijinger Organisationskomitees für die Spiele der XXIX. Olympiade gegründet wurde. Der Plan: ein Seesportzentrum zu errichten, in dem gleichermaßen Segelausbildung, Freizeitsport und professionelle Trainingsbedingungen - mit den Olympischen Wettbewerben als Ausgangspunkt - angeboten werden.

„Früher herrschte hier von November bis April Nebensaison, aber Dank der Werbung durch die Weltklasseregatten läuft das Geschäft mit den Besuchern von auswärts nun ganzjährig", sagt Ju der Beijing Rundschau.

Jus Interesse an Segelbooten begann vor rund dreißig Jahren, als er eine Lehre in einer lokalen Bootsfabrik machte. Segeln war für Jus Generation ein unerfüllbarer Traum, denn in seiner Jugend waren die materiellen Voraussetzungen dazu nicht vorhanden: „Wie ich die Schulkinder von heute beneide, denn sie haben Zugang zum Segelsport!", sagt Ju.

Förderung der Jugend

Tatsächlich ist sich die Stadtregierung von Qingdao der Wichtigkeit bewusst, junge Segler zu unterstützen, und hat dafür erhebliche Anstrengungen unternommen. Eine auf fünf Jahre angelegte Werbekampagne, die speziell auf Jugendliche zugeschnitten ist, wurde im Juni 2006 gestartet. Das Ziel: Segelunterricht an allen Bildungsstätten der Stadt - von der Grundschule bis zur Universität. Damit soll sichergestellt werden, dass einer von zehn jungen Menschen regelmäßig segeln geht.

Laut Angaben des Qingdaoer Sportverbands vom Juni 2009 bieten insgesamt 43 Vor- und Grundschulen eine Segelausbildung an, 82 Segelklubs für Schüler unter 18 Jahren wurden gegründet. Die Zahl der aus Spenden erworbenen Lehrboote hat 1 000 erreicht, und 2 600 junge Talente auf Profi- und Amateurniveau sind aus verschiedenen Segelveranstaltungen hervorgegangen.

Fünf Minuten vom Strand entfernt liegt die Wendeng Lu Grundschule, eine der ersten Schulen, die Segelunterricht angeboten hat. Hier zeigt sich die Segelkultur schon an vielen kleinen Details, vom Klassenzimmer in Form eines Segels, selbstgemalte Bilder mit Segelmotiven und Scherenschnitte, die in Klassenzimmern und Gängen hängen.

Zhang Yuan, der Schulleiter, sagt der Beijing Rundschau, dass der Segelunterricht die Grundlagen von Navigation und Astronomie vermittelt, technische Segelkenntnisse, Vertrauensbildung und die Verknüpfung von gesundem Menschenverstand und Risikobereitschaft. Zum Beispiel konzentriert sich das Wochenpensum für Segelschüler unter der 4. Jahrgangsstufe, die in der Regel zehn Jahre alt sind, auf Theorie, während Schüler jenseits der 4. Klasse Zugang zur praktischen Ausbildung an Bord haben.

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