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24-09-2009 Beijing Rundschau
Xu Weihong, Kosmetikerin der Terrakotta-Soldaten am Grab des ersten Kaisers
von Lü Ling

Kosmetik für die Armee des ersten Kaisers

Die Grabungstechnik wie auch die bei der Konservierung der Artefakte hat im Laufe der Zeit schon große Fortschritte gemacht. Heute steht die fachgerechte Konservierung der ausgegrabenen Gegenstände im Mittelpunkt der archäologischen Arbeit, weniger das Grabungsergebnis.

Zum Zeitpunkt ihrer Herstellung in der Qin-Dynastie wurden die Figuren mit einer Schicht aus Qi-Lack behandelt. Der Lack erweist sich gegen fast alle Umwelteinflüsse als äußerst widerstandsfähig, außer gegen UV-Licht und Trockenheit über längere Zeit. Auf den Lack wurde eine dicke Farbschicht aufgetragen, die ein wässriges Bindemittel enthielt, das heute unbekannt ist. Durch die 2200-jährige Lagerung im feuchten Erdreich wurden Bestandteile des Bindemittels abgebaut und Wasser eingelagert, die Farbschicht jedoch in ihrer ursprünglichen Form erhalten. Befreit man heute die Figuren vom Erdreich, schwindet der Druck auf ihre Oberfläche. Die Lackschicht kann sich bewegen, durch Verdunstung des Wassers reduziert sich das Volumen, der Lack reißt und die Farbe springt ab. Deshalb wurde 1985 nach nur einem Jahr die zweite Grabungskampagne abgebrochen: die geborgenen Figuren waren durch den Kontakt mit Luft und Licht erheblich beschädigt worden.

Seit zwanzig Jahren gibt es deshalb ein chinesisch-deutsches Kooperationsprojekt: Wissenschaftler und Restauratoren aus Heidelberg, Mainz und München helfen den chinesischen Archäologen. In den 80er Jahren hat man versucht, durch Injektion eines Klebstoffs zwischen dem Lack und der Farbschicht der Terrakotta-Figur die Farbe zu fixieren. In den Labors des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege wurde in jüngster Zeit ein aufwändiges aber sehr vielversprechendes Verfahren entwickelt, bei dem ein Kunststoff, der Plexiglas ähnelt, in Form von Einzelmolekülen aufgetragen wird und sich dann zu einem Polymer aushärtet. Dazu ist der Einsatz einer Elektronenstrahlanlage erforderlich.

„Ich fühle mich wie eine Kosmetikerin für die Terrakotta-Soldaten. Daher gibt es in unserer Gruppe auch viele Kolleginnen. Die Frauen verfügen über eine speziell weibliche Sorgfalt, um diese Arbeit gut leisten zu können", sagt Xu.

Vor 30 Jahren hat man mit den Ausgrabungen auf dem Gelände des Qin-Mausoleums begonnen. Damals wurden viele Archäologen und zusätzlich Soldaten eingesetzt, um 1979 möglichst schnell zur Dreißigjahrfeier der Volksrepublik das Museum für die Terrakotta-Armee eröffnen zu können. In der Eile vernachlässigte man viele wichtige Einzelheiten.

„Heute sind in unserer Gruppe sogar vier Mitarbeiter eigens für die Konservierung der Artefakte abgestellt", sagt Xu. „Früher hat man nur rasch eine Notiz gemacht, wenn es auf einem ausgegrabenen Schwertgriff Naturfasern gab. Damals hatte man nicht genug Zeit für weitere Untersuchungen. Heute analysieren wir diese Stoffreste und erlangen dadurch Einblick in die Textilfertigung der Qin-Zeit", sagt Xu.

Als sie so inmitten der großen Schlachtordnung der Terrakotta-Armee steht, träumt sie davon, dass eines Tages die Armee des ersten Kaisers von China in vollem Glanz wiedererstehen möge.

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