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24-09-2009 Beijing Rundschau
Xu Weihong, Kosmetikerin der Terrakotta-Soldaten am Grab des ersten Kaisers
von Lü Ling

Xu Weihong, Leiterin der dritten Ausgrabung in der ersten Grube des Mausoleums von Qin Shi Huang Di

Als ich die große überdachte Grube 1 auf dem Gelände des Mausoleums des ersten Kaisers der Qin-Dynastie (221 v.Chr. -206 v. Chr.) betrete, steht vor mir eine riesige Terrakotta-Armee in Schlachtordnung. 2000 Quadratmeter dieser gigantischen Grube sind bereits freigelegt worden. Es handelt sich um die Wiedergabe einer vollständigen Armee aus Fußsoldaten, Pferden und Kriegswagen.

Hier arbeitet Xu Weihong, Leiterin der dritten Ausgrabung in der ersten Grube des Mausoleums von Qin Shi Huang Di, dem ersten Kaiser Chinas.

Hier arbeiten zu können, das ist ein Traum von vielen Archäologen.

Als ich Xu Weihong zum ersten Mal sehe, kann ich in meinem Kopf nur schwer eine Verbindung zwischen dieser zierlichen Frau und den imposanten Terrakotta-Kriegern herstellen. Erst als ich mit ihr ins Gespräch komme, entdecke ich, dass diese gut aussehende Dame nicht nur sorgfältiges und umsichtiges Arbeiten gewöhnt ist, sondern sehr offen ihre Meinung ausdrückt, einen robusten Humor pflegt.

Am 13. Juni 2009 um 13.00 Uhr begann die dritte Grabungskampagne in der ersten Grube des Qin-Mausoleums, das gerne als das achte Weltwunder bezeichnet wird. Xu Weihong, 43, hat die wichtige Aufgabe übernommen, die Grabungsarbeiten zu leiten. Diesmal ist eine Fläche von etwa 200 Quadratmetern freizulegen. Die Grabungszone ist in zahlreiche gleichgroße Vierecke aufgeteilt. Jedes Viereck bildet eine Grabungseinheit. Leider sind mit dem Fortgang der Grabungen bisher noch keine neuen Wunder aufgetaucht.

 

Schönheit der Archäologengruppe

Xu Weihong, in Beijing geboren, hat zuerst in der nordwestchinesischen Provinz Gansu und dann in der nordostchinesischen Provinz Jilin studiert. Als Studentin träumte Xu oft vom Leben als Archäologin auf freien Feld mit dem Himmelszelt als Dach und der blanken Erde als Bett. Sie stellte sich vor, wie herrlich es wäre, mit einer kleinen Schaufel in der Hand der Erde die Wunder vergangener Epochen zu entreißen.

Nach Abschluss ihres Studiums ging Xu nach Lintong und arbeitete dort zunächst in einem archäologischen Museum. Im benachbarten Xi´an wurde damals gerade das Museum für die Terrakotta-Armee des Qin-Mausoleums gebaut. Es galt, die zweite Grube der Terrakotta-Armee freizulegen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Xu hat den Glück gehabt, sich an die Ausgrabung der zweiten Grube zu beteiligen.

Manch einer bezeichnet den Einsatz als Leiterin der dritten Grabungskampagne in der ersten Grube des Qin-Mausoleums als den Höhepunkt von Xus Karriere. Xu selbst ist da ganz anderer Meinung. Superlative solle man nicht auf ihren Lebensweg anwenden, sondern allenfalls zur Beschreibung der Terrakotta-Armee. Für Xu war die Feldforschung immer attraktiver als die Grabungsarbeit unter dem Dach von Grube 1.

„Wenn wir die Ausgrabung der Terrakotta-Armee mit einer offiziellen Kriegshandlung vergleichen, so sind die archäologischen Grabungen im offenen Gelände wie Guerillakämpfe", sagte Xu scherzhaft. „Für die Archäologen sind die Guerillakämpfe anregender. Wenn man Interesse an einer Grabung hat, treibt es einen von selbst voran."

„Die Artefakte, die wir bei der Terrakotta-Armee des Qin-Mausoleums ausgraben, stammen alle aus der gleichen Epoche und habe alle ähnliche Funktionen. Im offenen Gelände können wir in verschiedenen Schichten Relikte aus ganz unterschiedlichen Zeitabschnitten freilegen. Dieser Prozess lässt mich Geschichte begreifen, als läse ich in einem kulturgeschichtlichen Wälzer", sagt Xu. „Da der Rahmen für die Ausgrabung der ersten Grube schon lange gesteckt worden ist, gibt es für uns hier keine besonderen Überraschungen mehr. Deswegen ist die Arbeit eigentlich nicht so interessant. Mit großer Sehnsucht denke ich an das Leben auf freiem Feld zurück, wo wir im Fluss Fische fingen und Wein aus bauchigen Flaschen tranken."

Im Rahmen des großen, auf mehrere Jahrzehnte veranschlagten Wasserbauprojektes, bei dem mittels dreier, jeweils über 1 000 Kilometer langer Kanäle der trockene Norden des Landes mit Wasser aus dem Jangtse versorgt werden soll, wurde Xu im Juni 2006 für den Schutz von Kulturgütern abgestellt. Dazu wurde sie zur Gruppenleiterin befördert. Sie erinnert sich gerne an diese Zeit, an das Essen und Schlafen im Freien, fast wie damals zu Beginn ihrer Karriere.

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