Ein geplanter Film zum 60. Jahrestag der Volksrepublik China verspricht mehr Stars auf der Besetzungsliste zu führen als je ein anderer Film zuvor. Um dieses ehrgeizige Vorhaben zu realisieren, haben sich seine Produzenten beim Casting auch im Ausland umgesehen, was im Internet wieder einmal die ebenso alte wie müßige Frage aufgeworfen hat, wer oder was „wirklich 'Chinesisch'" sei.
"Die Gründung der Republik", ein Epos mit Starbesetzung, das die Gründung der Volksrepublik China nacherzählt, hat den Anspruch, mehr als 100 Stars aufzubieten. Es treten auf: Kung-Fu-Stars wie Jet Li und Jackie Chan, Zhang Ziyi, Stephen Chow, Schauspieler und Cantopop-König Andy Lau, und nicht nur ein, sondern sogar zwei Tony Leungs: Tony Leung Ka-fai und Tony Leung Chiu-wai. Die Filmregisseure John Woo, Feng Xiaogang und Chen Kaige haben ebenfalls Rollen in dem Film übernommen.
Viele der mitwirkenden Stars beteiligen sich unentgeltlich an dem Projekt. Einige haben nur Gastrollen oder Kurzauftritte, bei denen sie nur für wenige Sekunden zu sehen sind. Chinesische Internetnutzer feiern den Film bereits als den "Film mit der größten Zahl männlicher Superstars aller Zeit".
Viele Darsteller verkörpern Charaktere, die sich sehr von ihren üblichen Rollen unterscheiden. Zhang Ziyi, die vielleicht weltweit bekannteste chinesische Schauspielerin, nimmt zum Beispiel eine Frau aus Künstlerkreisen. Ihre Haare sind zu einem strengen Dutt geknotet, ihre Garderobe besteht aus einer weißen Blusen und einem Kostüm aus grauer Wolle. Ein deutlicher Kontrast zum üblichen Styling des Hollywoodstars. Jackie Chan spielt einen Zeitungsreporter, während der Regisseur Feng Xiaogang die Rolle des Du Yuesheng spielt, einen der
mächtigsten Gangster aus dem Shanghai der 30er Jahre.
Die staatseigene China Film Group produziert den Film unter der Regie
ihres Generaldirektors Han Sanping. Die China Film Group hat Berichten zufolge bereits 30 Millionen Yuan (etwa 3,1 Millionen Euro) in den Film investiert. Premiere ist voraussichtlich am 17. September, also zwei Wochen vor dem 60. Geburtstag der Volksrepublik China am 1. Oktober.
Die meisten chinesischen Internetuser freuen sich auf den Film.
Aber einige erheben die Frage, ob es angemessen sei, Schauspieler
mit chinesischen Wurzeln, die aber keine chinesischen Staatsbürger mehr sind, in einem Film über die Gründung des Neuen Chinas mitwirken zu lassen. In einem auf Mop.com veröffentlichten Artikel wurden dreißig der mitwirkenden Stars als "Ausländer" geoutet, darunter auch der Regisseur Chen Kaige, der amerikanischer Staatsbürger ist.
In letzter Zeit gab es lautstarke Empörung darüber, dass viele chinesische Prominente lieber fremde Staatsbürgerschaften annehmen als Bürger der Volksrepublik zu bleiben. Jet Li hat z.B. kürzlich bestätigt, dass er im Juni Staatsbürger von Singapur geworden ist, was im chinesischen Internet scharf kritisiert wurde.
"Die Gründung der Republik" ist keine Ausnahme: "Freunde aus der ganzen Welt nehmen die Mühe auf sich, um unserer Nation zu helfen, solch einen kommerziellen Film zu drehen", so der sarkastische Kommentar eines Mop-Nutzers. Ein anderer Netizen empörte sich darüber, dass die Gründung der Volksrepublik China der Unterstützung von Ausländern bedürfe.
Andere zucken über dieser Frage nur mit den Achseln, denn schließlich sei ein weltoffenes und modernes China doch langsam eine Tatsache. "So lange der Film gut ist, spielt die Staatsbürgerschaft der Schauspieler keine Rolle", sagt einer. "Wenn wir uns wirklich öffnen, sollten die Gedanken der Menschen als ebenso wichtig gelten wie ihr Verhalten."