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24-08-2009 Beijing Rundschau
Cao Hong: Eine Laternenmacherin in neuer Zeit
von Xu Bei

Seit ihrem fünften Lebensjahr hat sie die Kunst des Laternenbauens erlernt. Kein Wunder: ist sie doch in eine Familie hineingeboren, die in diesem traditionellen Kunsthandwerk seit Generationen bewandert ist. Allerdings ist Cao anders als man sich eine Kunsthandwerkerin vorgestellt: Sie hat nicht immer an diesem Handwerk festgehalten, sondern war lange Zeit auf der Flucht vor ihm. Zunächst arbeitete sie als Vermittlerin einer Telefonzentrale, danach als Managerin eines Supermarkts und schließlich eines Shopping Centers. Dann aber kehrte sie zum Handwerk zurück: „Ich brachte es einfach nicht übers Herz, auf dieses Handwerk zu verzichten. Außerdem habe ich mich dazu entschlossen, im Laternenmachen meine eigenen Wege zu gehen", sagt die 36-jährige Cao Hong.

 

Familien- und Handwerkstradition

Die Geschichte von Cao und ihrer Familie wird von einem typischen Produkt Nanjings bestimmt: den Qinghuai-Laternen.

Die bunten Laternen sind den Nanjingern wohlvertraut. Beim Frühlingsfest wird der Qinghuai-Fluss am Konfuzius-Tempel mit vielfältig gestalteten bunten Laternen geschmückt. Und es ist für Nanjinger geradezu eine Pflichtveranstaltung, am Qinghuai die bunten Laternen zu bewundern.

Die Kunst der Herstellung dieser bunten Laternen wird von Generation zu Generation weitergegeben. In Nanjing erfreuen sich die Laternen der Familie Li, Lu, Cao und Cheng einer langen Geschichte und eines exzellenten Rufes.

„Mein Vater erinnert sich, dass sein Großvater die bunten Laternen herstellte. Der Stammbaum der Laternenmacherfamilie Cao reicht sogar bis in die Qing-Zeit des Kangxi-Kaisers zurück", sagt Cao Hong nicht ohne Stolz. Dennoch war das Laternenmachen nicht die Hauptbeschäftigung ihrer Vorfahren.

„Mein Urgroßvater war Bauer in der Nähe von Yuhuatai. Er stellte bunte Laternen her, um etwas dazuzuverdienen. Sogar während der Erntezeit machte er nach der harten Tagesarbeit abends noch Laternen. Damals gab es hinter dem Haus reichlich Bambus. Nachdem sie den Bambus zerwirkt hatten, stellten sie aus den Fasern der Rinde Körbe und Drachen her. Die unter der Rinde liegenden Fasern dienten als Brennstoff oder als Material zum Basteln der Laternen", sagt Cao. Sie erklärt, dass im Frühling ihr Urgroßvater normalerweise Drachen baute, während im Herbst Laternen gebastelt wurden, die er dann beim bevorstehenden Frühlingsfest verkaufen konnte.

Cao Zhengzhong, der Großvater von Cao Hong, war während der Zeit der Republik China (1912-1949) ein bekannter Kunsthandwerker. Und ihr Vater Cao Zhenrong amtiert jetzt als Generalsekretär der Handwerkskammer für Laternenkunst in Nanjing.

 

Laternenkunst als Zwang

Seit sie sich erinnern kann, hat Cao Hong bei der Produktion der Laternen mitgeholfen. „Anfangs half ich meinem Vater dabei, die Augenbrauen der Hasen für die Hase-Laterne aufzukleben. Später lernte ich, wie man das Gerüst der Laterne mit Bambus aufbauen kann und wie man das Buntpapier auf dieses Gerüst klebt", erinnert sich sie. Da die wirtschaftliche Lage ihrer Familie Mitte der 70er Jahre sehr schlecht war, bastelte ihr Vater in der Freizeit Laternen, um ein kleines Zubrot zu verdienen. Und die kleine Cao Hong wurde eine gute Assistentin ihres Vaters. Ungeliebt war die Arbeit dennoch: „Ich hasste es!", sagt sie, „Als ich Schülerin war, hatte ich vor den Ferien die größte Angst. In den Sommerferien spielten meine Schulfreunde zusammen im Garten, während ich zu Hause bei der Herstellung der Laternen helfen musste. Und in den Winterferien besuchten die Schulfreunde mit ihren Eltern am Frühlingsfest die Verwandtschaft, während ich mit meinen Eltern auf dem Markt stehen und Laternen verkaufen musste."

Ausweichmanöver

Wahrscheinlich wegen der harten Kinderjahre hat Cao mit ihrer Heirat das Handwerk an den Nagel gehängt. Sie arbeitete als Vermittlerin einer Telefonzentrale. Einige Jahre später, als die Funkmeldeempfänger allmählich von der Bühne der Geschichte abtraten, fand sie eine neue Beschäftigung. Cao wurde Managerin eines Supermarktes. Später hat sie sogar einen Job als Managerin eines Shopping-Zentrums bekommen.

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