|
Seit vielen Jahren spielt die Zusammenarbeit in Wirtschaft und Handel in den bilateralen Beziehungen von China und Deutschland eine bedeutende Rolle. Das bilaterale Handelsvolumen beträgt fast ein Drittel des chinesisch-europäischen Handels. China ist für Deutschland der drittgrößte Handelspartner der Welt und das zweitwichtigste Importland, Deutschland ist für China der bedeutendste Handelspartner, wichtigste Quelle für ausländisches Kapital und Technologieimporte ausEuropa.
Die häufigen gegenseitigen Besuche zwischen führenden Persönlichkeiten beider Länder haben in diesem Jahr auch für die Handelszusammenarbeit gute Bedingung geschaffen. Während des Staatsbesuchs von Staatspräsident Xi Jinping im März unterzeichneten China und Deutschland zehn Dokumente zur Zusammenarbeit, die sich auf viele Bereiche wie Finanzwesen, Technik, Umweltschutz, Medizin, Bildung und Landwirtschaft beziehen und deren Gesamtvolumen mehr als 9,23 Milliarden US-Dollar beträgt. Während des Staatsbesuchs von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Juli haben beide Länder Wirtschafts- und Handelsabkommen im Wert von mehreren Milliarden Euro unterzeichnet. Im Oktober besuchte Ministerpräsident Li Keqiang Deutschland und erzielte mit der Bundesregierung fast 50 Handels- und Regierungsabkommen, deren Gesamtvolumen sich auf 18,1 Milliarden US-Dollar beläuft.
Die umfassende und diversifizierte Zusammenarbeit in Wirtschaft und Handel erhöhte die Ansprüche an die Konnektivität der Infrastruktur zwischen China und Deutschland sowie zwischen China und Europa. China und Deutschland befinden sich jeweils an den entgegengesetzten Enden der Seidenstraße und sind zwei wichtige Wirtschaftsmächte auf dem eurasischen Kontinent. Als Chinas Staatspräsident Xi Jinping im März Deutschland besuchte, besichtigte er Duisburg-Ruhrort, den größten Binnenhafen Europas, ein Zeichen dafür, dass China auf den Aufbau der Konnektivität der Infrastruktur zwischen China und Europa großen Wert legt.
Mittlerweile sind die Yuxinou -Güterzüge bereits in Betrieb genommen worden. Yuxinou bezeichnet die rund 12.000 Kilometer lange Fernverkehrsstrecke zwischen Chongqing-Tuanjiecun und dem Duisburger Hafen in Nordrhein-Westfalen. Fracht ist auf dieser Strecke rund 17 Tage unterwegs, ein Drittel weniger als auf dem Seeweg und zwei Drittel günstiger als auf dem Luftweg. Dadurch sind die Kosten für deutsche Produkte, die direkt nach China verkauft werden, stark gesunken, während das Frachtvolumen rasant gestiegen ist. Der chinesisch-deutsche Handel wird sich im nächsten Schritt stark weiterentwickeln und auch die Entwicklung in den umliegenden Ländern und Gebieten vorantreiben.
Die enge Zusammenarbeit im Handel führte auch zu gestiegenen Ansprüchen an das Zahlungs- und Steuersystem. Mit der größeren Bedeutung der chinesischen Währung Renminbi wird die Handelskooperation immer leichter. Die chinesische Zentralbank PBoC (People's Bank of China) und die Deutsche Bundesbank haben anlässlich des Besuchs des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping in Berlin eine Absichtserklärung zum Clearing und Settlement in chinesischer Währung am Finanzplatz Frankfurt unterzeichnet. Die beiden Zentralbanken haben sich darauf verständigt, die Zusammenarbeit bei der Abwicklung von Renminbi-Zahlungen zu intensivieren. Zudem wurden die Rahmenbedingungen für die Einrichtung einer Clearing-Bank vereinbart.
Ebenfalls im März haben die Regierungen beider Länder ein neues Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur Steuerhinterziehung im Bereich Einkommens- und Vermögenssteuer revidiert. Das trägt dazu bei, die Zusammenarbeit im Bereich Steuern zu verstärken, die Doppelbesteuerung zu vermeiden, illegale Steuervermeidung zu verhindern und zu stoppen, grenzüberschreitende Steuerdelikte zu bekämpfen, die wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder künftig weiterzuentwickeln und zusammen eine gute internationale Steuerordnung zu schaffen.
Die Autorin ist Wisschaftlerin des Deutschland-Forschungszentrums der Renmin-Universität of China.
|