08-12-2014
Aktuelles
Können wir auf der Klima-Vereinbarung zwischen China und den USA aufbauen?
von Tim Collard

Der November stand ganz im Zeichen der chinesischen Diplomatie, und unter den weitreichenden Erfolgen ist einer auf lange Sicht möglicherweise am wichtigsten: Die Vereinbarung über den Klimawandel zwischen China und den USA, die am 12. November von den Präsidenten Xi Jinping und Barack Obama verkündet wurde. Es ist schwer zu sagen, wie die Langzeiteffekte dieser Vereinbarung ausfallen werden, denn wir alle wissen, wie schwierig es ist, die Zukunft über einen Zeitraum von über 20 Jahren vorauszusagen. Der Pakt zeigt jedoch den Willen auf beiden Seiten, zu einem nahen Ziel beizutragen: eine weltweite Vereinbarung, von der man hofft, dass sie beim Weltklima-Gipfel in Paris im Dezember 2015 erreicht werden könne.

Wir sind uns alle bewusst, dass frühere Versuche, eine Einigung über den globalen Klimawandel zu erzielen, gescheitert sind. Das liegt an der Kluft zwischen den entwickelten und sich entwickelnden Ländern. Erstere sind bereits industrialisiert, und sie erzielen Profite aus ihrer Industrialisierung und sind nun in einer starken Position, die negativen Nebeneffekte zu bekämpfen. Andererseits hinken die Entwicklungsländer bei ihrer Industrialisierung hinterher und sie befürchten, dass strenge Emissionskontrollen und Klimaziele ihre Aufholjagd stoppen könnten – eine Situation, die sie offensichtlich nicht akzeptieren können.

Die Vereinigten Staaten waren immer ein entwickeltes Land. Eines hat sich in der letzten Zeit jedoch geändert: Die Entwicklungsländer werden in diesem Kontext mehr und mehr von China angeführt, was an der rapiden industriellen Entwicklung und der wachsenden Wirtschaftsmacht des Landes liegt. An China zeigt sich die Situation der Entwicklungsländer auch am deutlichsten: Die Industrien des Landes sind exponentiell gewachsen, in der Folge ist es aber auch zu einem der größten Umweltsünder geworden und gleichzeitig eines der größten Opfer dieser Verschmutzung.

China und seine Nachbarländer in der sich entwickelnden Welt müssen ihr Wachstum beibehalten und gleichzeitig daran arbeiten, die Emissionen zu reduzieren. Das ist eine größere Besorgnis der Regierung bereits seit den 1990er Jahren. Vizepremier Zhang Gaoli sagte beim UN-Gipfel im September, dass China danach streben sollte, den wachsenden Emissionsausstoß so rasch wie möglich zu stoppen. Zhangs Erklärung ist nun in eine offizielle Verpflichtung gefasst worden – es ist das erste Mal, dass China ein solches Versprechen macht.

Allerdings ist hier Pragmatismus gefragt. Zum Erreichen einer globalen Klimawandel-Vereinbarung ist eine extrem anspruchsvolle, asymmetrische Diplomatie gefragt. Asymmetrisch ist diese Diplomatie deshalb, weil es unmöglich ist zu behaupten, dass beide Seiten beim Klimawandel von einer gleichen Position aus starten. Es wäre ein schwerer Fehler für die USA und China, vom guten Willen abzuweichen, der bei Obamas Besuch in Beijing ausgedrückt wurde. Es wäre außerdem ein Fehler, sich gegenseitig als Rivalen zu betrachten, die für alle sichtbar besiegt werden müssen. Je mehr die beiden Regierungen unternehmen, um sich gegenseitig bei heimischen und geteilten Sorgen zu helfen, desto besser sind unsere Aussichten auf eine sauberere Welt für die zukünftigen Generationen.

Der Autor ist ein Kolumnist für China.org.cn. Weitere Informationen unter http://www.china.org.cn/opinion/timcollard.htm. Meinungsartikel müssen nicht notwendigerweise die Meinung von China.org.cn wiederspiegeln.

(Quelle: China.org.cn)