30-10-2014
Kommentare
Beijing: Großreinemachen vor dem APEC-Gipfel
 

 
Das Bild zeigt Gärtner, die am 18.Oktober den Tian'anmen-Platz mit Blumen dekorieren.Im Rahmen des anstehenden APEC-Gipfels wird der Platz mit vielen neuen Blumenanlagen geschmückt.
 
 
Reinigungskräfte säuberen am 15. Oktober die Strassen in der Nähe des Vogelnestes.

Im November ist Beijing der Schauplatz des 22. APEC-Gipfels. Im Vorfeld sind zehn wichtige Plätze in der Stadt und acht Autobahnen einschließlich der Autobahn vom Flughafen auf Vordermann gebracht worden. Weitere 280 vernachlässigte Örtlichkeiten sowie Hausfassaden an 246 Hauptstraßen wurden ebenfalls verschönert und gereinigt.

Ob diese Aktion richtig ist, darüber scheiden sich die Geister. Die einen sind komplett dagegen, andere befürworten die Aktion. Daher empfiehlt sich eine genaue Analyse.

Zunächst einmal ist es verständlich, dass Beijings Stadtverwaltung vor dem APEC-Gipfel ein Großreinemachen und Verschönerungsmaßnahmen angeordnet hat. Die chinesische Kultur legt traditionell großen Wert darauf, das Gesicht zu wahren. Das hat durchaus positive Auswirkungen.

Da solche Imageprojekte die Öffentlichkeit teilweise stark beeinflusst haben, sind viele jedoch prinzipiell dagegen. Die Öffentlichkeit beobachtet die Aktionen in Beijing genau. Die Regierung sollte hier Verständnis für Nachfragen haben.

Um die Aktionen vor dem APEC-Gipfel zu beurteilen, sollte man prüfen, ob die Stadt auch nach Ende der Veranstaltung davon profitiert. Ist dies der Fall, sollte man die Verschönerungsmaßnahmen in ihrer Gesamtheit positiv bewerten, statt eine durchweg verneinende Haltung einzunehmen.

Man kann sagen, dass die Bewohner Beijings von den meisten Projekten, wie der Reinigung und Verschönerung der Gebäudefassaden an den Hauptstraßen, profitieren, genauso wie von der Sanierung schmutziger und unordentlicher Gebiete.

Große politische Ereignisse haben viel zur Stadtverschönerung in China beigetragen. Das gilt auch für die meisten anderen Städte der Welt, die vor wichtigen Veranstaltungen mehr oder weniger intensive Sanierungsmaßnahmen ergriffen haben. Natürlich wäre es noch besser, wenn die Sanierungsmaßnahmen auch ohne solche Anlässe durchgeführt würden. Das Benehmen der Beijinger lässt leider manchmal zu wünschen übrig, daher wäre dies durchaus sinnvoll.

Wichtig ist, dass die Sanierungsaktionen vernünftig sind, dem Gesetz entsprechen und die Sorgen der Anwohner und der Öffentlichkeit ernst nehmen. In den vergangenen Tagen wurde in den Medien darüber berichtet, dass zahlreiche Kioske als Teil der Verschönerungsmaßnahmen zwangsweise abgerissen wurden. Das ist offensichtlich übertrieben. Wir wissen nicht, wie es zu diesen Aktionen kommen konnte, und welche Auswirkungen dies auf die Sanierungsmaßnahmen in Beijing haben wird.

Häuserfassaden sollten generell nach einer bestimmten Zeit gereinigt und neu gestrichen werden. Eine Stadt mit schmutzigen Gebäuden, von denen die Farbe abblättert, ist nicht nur hässlich, sondern wirkt sich auch auf die geistige Verfassung ihrer Bewohner aus. Es fehlen Dynamik und Energie, die Kreativität leidet. In Zeiten wirtschaftlicher Depression sehen viele Städte so aus. Wohlstand zeigt sich nämlich von innen nach außen. Die Schönheit einer Stadt ist ein Gradmesser dafür.

Auch vor den Olympischen Spielen 2008 hat Beijing konzentrierte Sanierungsmaßnahmen durchgeführt und seine Infrastruktur ausgebaut. Davon profitierten Bewohner und Gäste bis heute in hohem Ausmaß. Dabei gab es allerdings auch einige verschwenderische Projekte ohne großen Nutzen. Es ist zu hoffen, dass die aktuellen Maßnahmen vor dem APEC-Gipfel effizienter und pragmatischer sind.

Medienberichten zufolge übertrifft der aktuelle Umfang der Sanierungsmaßnahmen sogar die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele. Das trifft möglicherweise auf einzelne Projekte zu, aber nicht auf den Gesamtumfang. Es erscheint weder glaubhaft, noch entspricht es der Wahrnehmung der Beijinger, denn anders als vor 2008 fehlen die zahllosen Baustellen. Die Maßnahmen der Gegenwart bauen auf den Früchten der Olympischen Spiele auf, dadurch wird vieles leichter. Auf lange Sicht zeichnet sich der Trend ab, dass der Druck durch wichtige Ereignisse für Beijing immer geringer wird.

Es ist zu hoffen, dass Beijing die unterschiedlichen Meinungen in der Öffentlichkeit verstärkt berücksichtigen wird. Chinas Erkenntnisse über die Welt und sich selbst werden im Laufe der Zeit zunehmen und sich weiterentwickeln. Unstimmigkeiten sind kein Grund, deprimiert zu sein. Denn dazu wird es immer kommen, weil alle informiert sein wollen und sich positive Veränderungen wünschen.