09-09-2014
Kultur
Erstes Yak-Museum der Welt: Eine Verneigung vor der tibetischen Kultur
von Zeng Wenhui

„Ohne Yaks gibt es keine Tibeter. Wo die Tibeter leben, gibt es mit Sicherheit auch Yaks", sagte der 10. Penchen Lama einmal zu Lebzeiten. Direkt am Eingang der ersten Ausstellungshalle des Yak-Museums „Die Tibeter und die Yaks" hängt dieses Zitat in Tibetisch, Chinesisch und Englisch.

 

Eingang des Yakmuseums (Fotos: Zeng Wenhui)

Ein Blick auf das Yakmuseum

Das Yak-Museum, in das insgesamt 110 Millionen Yuan investiert wurden, hat eine Gesamtfläche von 10.000 Quadratmetern. Gegründet wurde es auf Initiative von Wu Yuchu, der bereits über 60 Jahre alt ist. Seit dem 18. Mai 2014 ist es zur Probe geöffnet. Für Wu ist das Museum nicht nur ein Gebäude, in dem Objekte rund um das Yak aufbewahrt und ausgestellt werden, sondern ein Anthropologiemuseum, in dem die tibetische Kultur mit Hilfe ihres treuen Begleiters, des Yaks, präsentiert wird. Für Wu haben Yaks einen „schlichten, ehrlichen, getreuen einfühlsamen, ausdauernden und mutigen" Charakter.

Nach seinem Studium entschloss sich Wu 1976, im Regierungsbezirk Nagqu des Autonomen Gebiets Tibet zu arbeiten, um den Aufbau der Grenzgebiete zu unterstützen. Erst 1999 kehrte er wegen einer Arbeitsstelle nach Beijing zurück. Trotzdem reiste er jedes Jahr mindestens ein Mal nach Tibet.

Während seiner Zeit in Tibet war er von früh bis spät mit den Einheimischen zusammen. Als er dort arbeitete, erlangte er durch die Zusammenarbeit und das Leben mit der Bevölkerung nicht nur ein  tiefes Verständnisse für die einzigartige und geheimnisvolle tibetische Kultur, sondern entwickelte auch eine tiefe Zuneigung zu den Yaks, den tierischen Begleitern der Tibeter. Noch heute kann er sich an einen besonderen Tag erinnern. Es fiel Schnee, ein Kreis im Bezirk Nagqu wurde von heftigen Schneestürmen heimgesucht. Er sollte mit Kollegen Hilfsgüter in die Katastrophengebiete liefen. Unterwegs mussten sie das Ayila-Gebirge westlich des Himalayas überqueren. Doch alle Wege in den Bergen waren durch Schneemassen blockiert, die Schneedecke war über vier Meter hoch. Wu und das Rettungsteam mit über 20 Lieferwagen waren insgesamt fünf Tage und vier Nächte in den verschneiten Bergen eingeschlossen. Allmählich gingen ihnen die Lebensmittel aus und der Kreisverwaltung gelang es nicht, ihnen per Lieferwagen und zu Pferd Nachschub zu schicken. Erst mit Hilfe der Yaks konnte am Ende ein Weg durch die Schneemassen freigeschaufelt werden. „Als wir die bepackten Yaks durch den Schnee kommen sahen, haben viele von uns die mitgebrachten Kuchen und Kekse unter Tränen verzehrt. Die Yaks haben uns gerettet", erzählt Wu.   

Die Idee für den Bau des Yak-Museums entstand in einer Winternacht in Beijing. In dieser Nacht träumte Wu davon. Zum ersten Mal dachte er an die Möglichkeit, ein Museum über Yaks zu gründen. Damals bereitete Beijing im Rahmen einer Städtepartnerschaft ein neues Hilfsprojekt in Tibet vor, es sollte ein Sportzentrum in Lhasa gebaut werden. Wu überredete die Leiter, das Sport- mit einem Kulturzentrum zu verbinden. Durch seine Bemühungen wurde der Bau des Museums schließlich Teil des Hilfsprojekts. Für das Projekt gab er seinen Posten als Vorstandvorsitzender bei der Beijing Publishing Group auf und kehrte wieder nach Tibet zurück. Dort engagierte er sich mit ganzen Herzen für die Vorbereitungen und den Bau des Museums.

Wu versteht die Yak-Kultur als einen untrennbaren Bestandteil der tibetischen Kultur. „Normalerweise hält man die tibetische Kultur für eine religiöse Kultur. Ich bin damit einverstanden, dass der religiöse Aspekt tatsächlich ein wichtiger Bestandteil ist. Allerdings steht er nicht für die gesamte tibetische Kultur. Die Viehzucht- und Nomadenkultur sind ebenso charakteristische Bestandteile dieser Kultur. Und das Yak-Museum ist ein Ort, wo sie bewahrt wird", erklärt er.

Die schwierigste und wichtigste Angelegenheit im Kulturbetrieb ist die Etablierung eines Symbols für diese Kultur, das international verstanden wird. Die Yaks verkörpern die Geschichte und Kultur Tibets und prägten sie länger und umfassender als der tibetische Buddhismus. Daher kann man zweifellos die Yaks als ein Symbol der tibetischen Bevölkerung sehen.

„Das Ziel des Museums ist es, die einheimische Kultur zu bewahren, weiterzugeben und zu entwickeln", sagt Wu. Am 18. Mai wurde das Museum zum ersten Mal für das Publikum geöffnet. In vier Hallen („In den Bergen  des Himalaya-Yaks!",  „Tibeter und Yaks", „Eigenschaften der Yaks" und „Kunstwerke rund um die Yaks") wird die tibetische Viehzucht- und Nomadenkultur dargestellt. An diesem Tag kamen mehr als 1000 Tibeter. "Ausgezeichnet!", rief ein 80-jähriger tibetischer Besucher, den Tränen nah.

Wu freut sich, dass das Museum von den Einheimischen akzeptiert und gemocht wird. Als er ihnen das Projekt vorstellte, benutzte er nicht einfach das Wort „Museum", sondern das tibetische Wort „Palast des Yaks". Als die Einheimischen hörten, dass die Regierung ein Palast für Yaks bauen wollte, reagierten sie mit großem Interessen und Begeisterung.

Nachdem ein Viehzüchter aus Norden davon erfuhr, mobilisierte er seine Familie, ein Zelt aus Yak-Fell zu flechten. Nach einigen Monaten lieferte er das Zelt nach Lhasa und schenkte es dem Museum. Ein anderer Viehzüchter aus Nagqu spendete dem Museum ein Boot aus Yakleder und andere Gegenstände aus seinem Privatbesitz, die mit Yaks zu tun haben.   

Wu engagiert sich für einen kostenlosen Eintritt ins Museum. Er hofft, dass die Tibeter das Museum als eine Plattform, wo man sich austauschen und etwas lernen kann, sehen und ihre Kinder mitbringen. Außerdem wünscht er sich, dass sich die Besucher dort umfassend über Tibet und die Tibeter informieren können.