Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in China, Michael Clauss (Foto von Zeng Wenhui)
Deutsche Unternehmen in China haben eine robuste Geschäftsleistung erbracht und bleiben trotz Verlangsamung des Wirtschaftswachstums relativ optimistisch. Das geht aus dem „Business Confidence Survey" hervor, den die Deutsche Außenhandelskammer (AHK) am 19. Juni auf einer Pressekonferenz in Beijing vorstellte.
Es sei ein Gemeinplatz geworden, dass China Reformen brauche, um weiter Wachstum zu generieren, erklärte der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in China, Michael Clauss, auf der Konferenz. „Wir haben den Eindruck, dass die chinesische Führung entschlossen ist, diese Reformen voranzubringen. Sie sind auf dem dritten Plenum des 18. ZK der KP Chinas im November letzten Jahres beschlossen worden, und sie gehen aus unserer Sicht auch in die richtige Richtung", so Clauss weiter. Der Erfolg der Reformen und das Wachstum der chinesischen Wirtschaft seien stark von weiteren Investitionen aus dem Ausland abhängig.
Lothar Herrmann, Vorsitzender der AHK in Nordchina und Ostnordchina und zugleich Vorstandvorsitzender der Siemens Ltd. China (Foto von Zeng Wenhui)
Eine ausführliche Präsentation der Studie lieferte Lothar Herrmann, Vorsitzender der AHK in Nordchina und Ostnordchina und zugleich Vorstandvorsitzender der Siemens Ltd. China. Demnach empfinden deutsche Unternehmen die durch die Zentralregierung initiierten Reformen generell als positiv. Mehr als 70 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Unternehmen durch die politischen Maßnahmen in positiver Weise beeinflusst werden könnten, vor allem durch die Förderung des Konsums, die Verbesserung des Umweltschutzes und die Stärkung des Marktes. Auswirkungen auf die Entwicklung der Investitionen in China seien jedoch noch offen. 48,6 Prozent der Unternehmen gaben an, dass die politischen Beschlüsse keinen Einfluss auf ihre Investitionsentscheidungen hätten. „Zusammenfassend haben die Unternehmen insgesamt sehr große Erwartungen an die angekündigten Reformen, aber auch eine gewisse abwartende Haltung in Bezug auf deren praktische Umsetzung", so Herrmann.
Personalbezogene Fragestellungen bleiben die größte Herausforderung für deutsche Unternehmen in China. Jedoch ist im Vergleich zum letzten Jahr der Prozentsatz der Unternehmen, die darin eine zentrale Herausforderung für den Geschäftsbetrieb sah, zurückgegangen. So nahm die Anzahl der Unternehmen, die steigende Lohnkosten als Herausforderung angeben, um 5,8 Prozentpunkte ab. Die Suche nach qualifiziertem Personal und das Finden und Halten von Mitarbeitern erscheint ebenfalls weniger problematisch. Insgesamt scheint es, dass die deutschen Unternehmen ausreichend Erfahrung gesammelt haben, um mit personalbezogenen Themen in China umzugehen.
Zum ersten Mal wurde eine langsame Internetverbindung als eines der größten Probleme aufgeführt. Im Jahre 2013 nannten 49 Prozent der Unternehmen dieses Problem, in diesem Jahr zeigten sich sogar 59 Prozent der Unternehmen besorgt über die Internetgeschwindigkeit. „Viele deutsche Unternehmen arbeiten bereits in Hightech- Industrien und haben dafür Produkte entwickelt. Sie brauchen das Internet, um Geschäftskontakte zu knüpfen. Der Zugang zu neuen Medien erfordert auch ein stabiles Internet."
Der heimische Protektionismus und der Schutz des geistigen Eigentums gewinnen ebenfalls an Brisanz. Allerdings fällt das Problem der Korruption von Platz fünf im Jahr 2013 auf zehn in diesem Jahr.
Knapp die Hälfte (45,3 Prozent) der Unternehmen planen, ihre Investitionen in China 2014 auszubauen. Jedoch sind viele Unternehmen vorsichtiger geworden, was eine zu schnelle Expansion angeht, und fokussieren sich auf die Konsolidierung ihrer Investitionen an bestehenden Standorten. Im Bereich des Beschäftigungsniveaus planen die meisten Unternehmen weiterhin, ihre Mitarbeiterzahl zu erweitern, obwohl die Anzahl im Vergleich zum Vorjahr rückläufig ist. Das Yangtse-Delta, das Gebiet um das Bohai-Meer sowie das Perlfluss-Delta werden weiterhin als attraktivste Regionen für neue Investitionen angesehen. Die Städte Chengdu und Chongqing sind die beiden Zentren, die sich am wahrscheinlichsten als neue Investitionsschwerpunkte für deutsche Unternehmen herausbilden könnten, während Zentral- und Nordostchina im Vergleich an Attraktivität verlieren. Bejing und Shanghai werden in den nächsten drei Jahren weiterhin attraktivste Standorte für Neuinvestitionen bleiben und rund ein Viertel der deutschen Unternehmen anziehen.
Zum ersten Mal haben dabei mehr als 50 Prozent der befragten Unternehmen angegeben, dass sie bereits seit mehr als zehn Jahren in China tätig sind. Diese Unternehmen erfahren nun moderatere Wachstumsraten, da sich ihr Schwerpunkt von schnellem Wachstum auf höhere Produktivität verlagert. Für Neueinsteiger bestehen weiterhin erhebliche Wachstumschancen. Beispielsweise erwarten die Unternehmen, die weniger als vier Jahre in China auftreten, ein hohes Wachstum um etwa 38 Prozent.
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