Die Regierung ermutigt Universitätsabsolventen zur Unternehmensgründung, um den angespannten Arbeitsmarkt zu entlasten
Neustart: Chu Yuchun, eine Absolventin der Fujian Normal University, mit dem Unternehmenszertifikat für ihre neu gegründete Firma in Fuzhou (Provinz Fujian)
In diesem Jahr wird erneut eine große Zahl an Hochschulabsolventen erbittert um eine begrenzte Anzahl von Arbeitsplätzen kämpfen. Mittlerweile ist es jedes Mal das gleiche Spiel, wenn das akademische Jahr dem Ende zugeht. 7,27 Millionen Studenten werden in diesem Jahr in China ihr Studium abschließen, die meisten von ihnen werden im Juni und Juli auf den Arbeitsmarkt strömen. Das sind noch mal 280.000 mehr als im Vorjahr, das bereits als härtestes Jahr für Jobsuchende seit der globalen Finanzkrise im Jahr 2008 galt.
Die Zahl der Hochschulabsolventen ist heute doppelt so hoch wie vor zehn Jahren. In der Vergangenheit ermutigte die Regierung die Universitäten, die Zahl der Einschreibungen zu steigern, und viele Eltern betrachten eine akademische Ausbildung für ihre Kinder immer noch als einzigen Weg zum Erfolg.
Eine universitäre Ausbildung sei daher heute selbstverständlich, erklärt Mo Riong, Direktor des Institute of International Labor and Social Security beim Ministerium für Menschliche Ressourcen und Sozialabsicherung. Die Situation sei nicht mehr mit den 1980er Jahren vergleichbar, als ein Studienabschluss gleichbedeutend mit einem stabilen und angesehenen Job war.
„Rund 15 Millionen junge Leute suchen im Sommer einen Job, fast die Hälfte von ihnen sind Hochschulabsolvente", erklärte Mo. Die Gesamtzahl der Arbeitssuchenden beläuft sich Berichten zufolge jährlich auf rund 25 Millionen.
Einer Umfrage zufolge, die vom Institute of Economics of Education an der Peking University am 13. Mai veröffentlicht wurde, gelang es 71,9 Prozent der Hochschulabsolventen des letzten Jahres, eine Stelle zu finden.
Dabei verdienen sie laut Umfrage, an der mehr als 15.000 Studienabsolventen in 21 Regionen auf Provinzebene teilnahmen, ein Anfangsgehalt von durchschnittlich 3378 Yuan.
Unterstützung durch die Politik
Um den Arbeitsmarkt zu beleben, hat die chinesische Regierung am 13. Mai eine Reihe von Maßnahmen bekannt gegeben. Sie ermutigt Absolventen, Einstiegsjobs anzunehmen und im weniger entwickelten Zentrum und Westen des Landes zu arbeiten. Der Staatsrat rief außerdem ein Förderprogramm für Unternehmensneugründungen für die Zeit von 2014 bis 2017 ins Leben.
In einem Rundbrief des Staatsrats hieß es, dass Absolventen, die Online-Shops gründen, Darlehensgarantien über kleinere Summen und Zinszuschüsse erhalten sollen, ein deutlicher Hinweis auf die zugesicherten Anreize für E-Commerce-Startups.
Im Rahmen des Förderprogramms wurden Finanzinstitute aufgefordert, ihren Service an die Bedürfnisse der akademischen Jungunternehmer anzupassen. Firmen, Industrieverbände und private Investoren sollen studentischen Unternehmern auf vielseitige Weise finanziell unter die Arme zu greifen. Universitäten sind aufgefordert, Seminare anzubieten, die die Absolventen auf eine Unternehmensgründung vorbereiten, hieß es weiter.
Das Dokument hebt ebenso die bereits eingeführten Fördermaßnahmen hervor, dazu zählen die vereinfachte Unternehmensregistrierung sowie Steuermäßigungen und -befreiungen für Unternehmen, die von Absolventen und Studenten, die aus dem Ausland zurückkehren, betrieben werden.
In einer am 29. April veröffentlichten Stellungnahme des Finanzministeriums hieß es, dass Unternehmen, die von arbeitslos gemeldeten Personen, einschließlich Hochschulabsolventen, gegründet werden, jährliche Steuerermäßigungen von maximal 9600 Yuan in Anspruch nehmen können.
Die Arbeitsmarktsituation werde sich in naher Zukunft noch weiter verschlechtern, erklärte Liu Junsheng, Wissenschaftler am Labor and Wage Institute des Ministeriums für Menschliche Ressourcen und Sozialabsicherung. „Die Studentenzahl an den Universitäten steigt, auch wenn viel bei ihrem Abschluss mitbekommen, dass so mancher Absolvent des Vorjahres immer noch keinen Job gefunden hat", sagt er.
Absolventen zur Unternehmensgründung zu ermutigen, werde nicht nur Druck vom Arbeitsmarkt nehmen, sondern auch bei der Umstrukturierung der Wirtschaft helfen, so Liu.
Umfragen des Beijing Youth Stress Management Service Center zeigen jedoch, dass am Ende nur 2 Prozent der Absolventen tatsächlich die Existenzgründung wagen, auch wenn jedes Jahr 20 Prozent angeben, sich selbständig machen zu wollen. Dies sei vermutlich auf fehlende Unterstützung zurückzuführen, hieß es.
„Den Gründern muss klar sein, dass es auf keinen Fall leicht sein wird und dass sie vor Herausforderungen stehen werden, die sich niemals träumen ließen. Sie müssen Geduld haben und klein anfangen", sagt Liu. Er rät den Hochschulabsolventen, sich den Markt genau anzuschauen und ihre Fähigkeiten zu trainieren, bevor sie den Schritt in die Selbständigkeit wagen.
Chen Dingbang, Student an der Sun Yat-sen University in Guangzhou (Provinz Guangdong), machte nach seinem Studium ein Restaurant auf. Er gibt zu, dass das größte Problem für Studenten die Finanzierung sei. „Davon abgesehen herrscht auf dem Markt der freie Wettbewerb und du bist nicht besser oder schlechter, nur weil du ein Studium abgeschlossen hat."
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