03-06-2014
Ökologie
Yunmeng-Gebirge: Kraxeln auf schroffen Gipfeln und bizarren Felsen
von Maike Schulte

Der Yunmeng Mountain National Forest in der Nähe Beijings ist für seine ungewöhnlichen Felsformationen und dichten Wälder bekannt. Seine mystische Atmosphäre hat ihm auch den Spitznamen „Kleiner Huangshan" eingebracht.

 

 

Ungewöhnliche Gipfelformen im Yunmeng-Gebirge (Fotos: Maike Schulte)

 

Beijing ist ja bekanntermaßen eher das Ostfriesland unter den chinesischen Landschaften, platter geht es kaum. Wer ein wenig Gebirgsluft schnuppern und wandern will, bis die Waden zwicken, muss aber nicht weit fahren. Der Yunmeng Mountain National Forest Park liegt nur gut 80 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt. Mit seinen schroffen, oft nebelverhangenen Gipfeln, tiefen Schluchten, bizarren Felsformationen und dichten Wäldern ist das Yunmeng-Gebirge eine der malerischsten Landschaften in der Umgebung Beijings. Seine mystische Atmosphäre hat ihm auch den Spitznamen „Kleiner Huangshan" eingebracht, nach einem der fünf berühmtesten Gebirge Chinas, das Maler seit Jahrhunderten mit Tusche auf Papier bannen.

Ein wenig Fitness kann für eine Wandertour durch das Naturschutzgebiet auf jeden Fall nicht schaden. Für den ausgeschilderten Rundweg, vorbei an einem Teil der Großen Mauer im Osten, sollte man einen ganzen Tag einplanen, zu lang für unseren Kurztrip. Doch eine Gipfelbezwingung scheint möglich. Immerhin 1414 Meter ist der höchste Berg hoch. „Der Aufstieg ist in vier Stunden gut zu schaffen, wenn man normal geht", sagt uns Tourleiterin Kathrin. Alle scharren mit den Hufen, und los geht's.

 

 

Fällt er oder nicht? Die Gebirgsregion ist für ihre bizarren Felsformationen bekannt

 

Aber was ist schon normal? Die Frage ploppt bald im Kopf des einen oder anderen Wanderers auf. Über in den Fels gehauene Stufen geht es hinauf, hinab und wieder steil bergauf. Zunächst noch gedrängt im Pulk, dann lichten sich die Reihen zunehmend. Ein echter Konditionstest, wenn man sonst nur auf schnurgeraden Ebenen unterwegs ist. Glücklicherweise weht eine angenehme Brise, die Luft ist um einige Grad kühler und frischer als in der Stadt. Und das Stapfen und Schnaufen lohnt sich.

 

 

Grün, soweit das Auge reicht: Mehr als 90 Prozent der Berghänge sind mit Wald bedeckt

 

Immer wieder öffnen sich Ausblicke auf grüne Berghänge. Über 90 Prozent des rund 2200 Hektar großen Naturschutzgebiets sind mit Wald bedeckt, mehr als 100 Baumsorten wurden gezählt, vor allem Zypressen, Eichen, Pinien, Birken und Lärchen. Insgesamt 824 verschiedene Pflanzenarten wachsen hier. Von April bis Oktober stehen Sträucher und Blumen in voller Blüte. Rauschende Wasserfälle und dahinplätschernde Bäche machen den Kopf frei. Gigantische Steinbrocken, die über dem Abgrund zu schweben scheinen, und bizarr geformte Felsformationen bieten ungewöhnliche Anblicke.

Picknick mit Ausblick

 

Warum also sich unnötig stressen und nicht in Ruhe die ungewöhnliche Landschaft genießen, der Weg ist schließlich das Ziel, oder? Während ein Teil der Reisegruppe eilig in Richtung Gipfel davonprescht und bald nicht mehr zu sehen ist, lässt es unser Grüppchen entspannter angehen, wie eine Menge anderer Besucher auch. Auf dem Weg zum Gipfel verschnaufen viele mit Panoramablick auf die Berglandschaft erst einmal ausgiebig, oder picknicken gemütlich im Wald.

 

Schneller Abstieg: Per Seilrutsche geht es bequem ins Tal zurück

 

Verlockend ist es allerdings schon, es bis ganz nach oben zu schaffen und sein eigenes imaginäres Gipfelkreuz zu errichten, vor allem da die Bergspitze wie eine Fata Morgana ganz nah zu sein scheint. Doch immer wieder hören wir: "Noch mindestens zwei Stunden bis nach ganz oben!", also kehren wir um, ganz die bilderbuchartig vernünftigen Bergsteiger, und machen es uns auf dem Rückweg noch in einer improvisierten Bar gemütlich. Abkürzen und mit Adrenalin aufpeppen lässt sich der Abstieg übrigens an einem Seil hängend mit einem tarzanmäßigen Flug über die Baumwipfel.

Nachtrag: Einige der „Gipfelstürmer" hatten sich dann doch wohl etwas überschätzt. Eine gute Stunde zu spät trudelten sie zur Rückfahrt am Bus ein. Das war aber auch der einzige Wermutstropfen an einem ansonsten wunderbaren Ausflugstag. Neben ein wenig Muskelkater am nächsten Tag natürlich. Aber der gehört schließlich dazu.

 

Info:

Yunmeng Mountain National Forest Park

Adresse: Houshanbao Village, Liulimiao Town, Miyun County, Miyun District, Beijing

Anfahrt: Dongzhimen Fernbusstation, Bus 916 oder 936 (Dongzhimenwai-Huairou), dann im Kleinbus zum Yunmengshan National Forest Park.

Eintritt: 36 Yuan