21-05-2014
Wirtschaft
Auf dem Weg zu einer echten Handelsmacht
von Zhou Jianxiong

 

  

 

Bereit zum Auslaufen: Im Hafen von Lianyungang in der ostchinesischen Provinz Jiangsu  werden am 13. April Schiffe beladen.  

 

 

 

Einkaufen in China: Potenzielle Kunden aus dem Ausland testen am 19. April ein Fahrrad auf der Canton Fair in Guangzhou, der Hauptstadt der Provinz Guangdong

 

China ist heute unzweifelhaft eine bedeutende Welthandelsmacht. In den vergangenen 35 Jahren spielte der Außenhandel eine wichtige Rolle für die Beschleunigung des Wachstums, er schuf Millionen von Jobchancen im Land und trug maßgeblich zur umfassenden Stärkung des Landes bei. Dank des Handelswachstums verfügt China nun über die größten Devisenreserven der Welt und hat sich zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht entwickelt. Mit seinem Handelsvolumen hat China es in den letzten zehn Jahren in die Elite der führenden Handelsmächte geschafft, 2004 überholte es Japan, 2009 Deutschland. Wie erste WTO-Statistiken zeigen, umfasste das Handelsvolumen im vergangenen Jahr 4,15 Billionen Dollar, damit stach China die USA als Land mit dem größten Warenhandel aus.

Trotz dieser beeindruckenden Handelsleistung stimmen Offizielle und Wissenschaftler darin überein, dass China sich immer noch zu einer wirklich „starken" Handelsnation entwickeln muss. Viele stichhaltige Gründe wurden aufgezählt, um diese Behauptung zu untermauern. Auf der einen Seite machen arbeitsintensive Waren immer noch einen recht großen Anteil der Exporte aus. Das heißt, dass China sich immer noch am unteren Ende der globalen Produktionskette befindet, viele Produkte „Made in China" haben demnach nur einen niedrigen Mehrwert und geringe Gewinnmargen. Häufig wird als Beispiel angeführt, dass China 8,4 Millionen Schuhpaare herstellen muss, um sie gegen ein Boeing-Passagierflugzeug im Verkaufswert von 21 Millionen Dollar eintauschen zu können. China besitzt außerdem im Vergleich zu Handelsmächten wie den USA und Deutschland nur wenige Kerntechnologien oder Top-Marken. Chinesische Unternehmen haben sich daher vor allem im Premiumsegment als deutlich weniger wettbewerbsfähig erwiesen. Ein weiteres Argument ist die Stahlproduktion. Obwohl China zurzeit der größte Stahlproduzent der Welt ist, muss qualitativ hochwertiger Stahl aus den Industriestaaten importiert werden.

Was soll China tun, um aufzuholen? Experten sehen mehrere Prioritäten, darunter den Aufbau von Marken, Kerntechnologien und des Dienstleistungshandels sowie die Verbesserung der Handelsstrukturen, um so einerseits mehr Anreize für den Export von Hightech-Produkten und Waren mit hohem Mehrwert zu schaffen und andererseits sicherzustellen, dass Schlüsseltechnologien, technische Ausrüstung und strategische Rohstoffe ordnungsgemäß importiert werden. Klar, all das kann nicht auf einmal erreicht werden.

China muss eine stärkere Handelsnation werden, nicht im Hinblick auf „Quantität" oder Handelsvolumen, sondern in Hinsicht auf „Qualität", vor allem bei wettbewerbsfähigeren Produkten mit hohem Mehrwert. Aber auch das kann nicht das einzige Ziel des Landes sein. Es sollte größere Verantwortung für ein gesünderes globales Handelsumfeld übernehmen, von dem alle Länder bei der Entwicklung des Handels abhängen, und eine kooperativere und harmonischere Beziehung mit allen seinen Handelspartnern aufbauen. Erst auf diese Art wird China eine Handelsmacht werden, die diesen Namen verdient.