Lokale Regierungsbeamte sind für die Sauberkeit von Gewässern in ihrem Zuständigkeitsbereich verantwortlich.
Position beziehen: In Wuxi (Provinz Jiangsu) reißen Arbeiter am 23. August 2007 ein Restaurant am Seeufer ab. Die Aktion war Teil einer Umwelt-Kampagne, nachdem es im Taihu-See zu einer starken Algenblüte gekommen war
Mehr als 3100 Flüsse; Kanäle und Bäche gibt es in und um Wuxi. Die Stadt in der ostchinesischen Provinz Jiangsu ist also eine typische Wasserstadt. Um die Wasserqualität sicherzustellen, sind die Funktionäre der Stadt zu Fluss-Paten ernannt worden. Als solche müssen sie die Reinhaltung der ihnen seit 2008 zugewiesenen Flüsse kontrollieren.
Dieses System hat sich als sehr effektiv erwiesen, die Wasserqualität verbesserte sich in nur wenigen Jahren. Daher versuchen weitere Orte nun, die Erfahrungen Wuxis zu kopieren. Bei einer Pressekonferenz am 21. März verkündete Jiao Yong, Vizeminister für Wasserwirtschaft, dass sein Ministerium das System auch landesweit fördern wolle.
Die Ernennung von Funktionären zu Fluss-Paten solle lokale Regierungen dazu ermutigen, Ressourcen zu integrieren und die volle Verantwortung für die Sauberkeit von Flüssen und Seen zu übernehmen, erklärte Sun Jichang, Direktor des Bau- und Verwaltungsamts beim Ministerium für Wasserwirtschaft.
Die Geburt einer Idee
Die Idee der Fluss-Paten entstand, nachdem Wuxi im Sommer 2007 unter ernsten Trinkwasserproblemen gelitten hatte, ausgelöst durch eine Blaualgenpest im Taihu-See. Der See liegt zum großen Teil in Wuxi und ist einer der größten Süßwasserreservoire Chinas. Nach Angaben des Fernsehsenders CCTV vermehrten sich die Algen in der Nähe einer der wichtigsten Wasseraufbereitungsanlagen der Stadt explosionsartig und machten das Trinkwasser somit ungenießbar. Der Vorfall beeinträchtigte die Trinkwasserversorgung von fast 2 Millionen Anwohnern. Es kam zu panikartigen Wasserkäufen, als die Vorräte zur Neige gingen, schossen die Preise in die Höhe.
Die Algenpest sei sowohl durch natürliche als auch menschliche Faktoren verursacht worden, erklärt Zhang Lijun, damals Vizeleiter des Staatlichen Hauptverwaltungsamts für Umweltschutz, dem heutigen Ministerium für Umweltschutz.
Das trockene Wetter führte zu einem niedrigen Wasserpegel im See, gleichzeitig begünstigten ungewöhnlich hohe Temperaturen das Algenwachstum. Auf der anderen Seite sieht Zhang auch eine hohe Stickstoff- und Phosphorkonzentration im See als Grund für die Algenpest. Von 1996 bis 2006 seien die entsprechenden Werte um 200 bzw. 150 Prozent gestiegen.
Die Talsenke am Taihu-See ist eine der wirtschaftlich am weitesten entwickelten und am dichtesten besiedelten Regionen Chinas. Die hohe Konzentration von Fabriken und Viehzuchtbetrieben hat stark zur Verschmutzung des Sees beigetragen.
Von der Stadtregierung in Wuxi 2008 veröffentlichte Daten zeigten, dass das jährliche Pro-Kopf-BPI und die Bevölkerungsdichte drei bzw. acht Mal höher sind als im landesweiten Durchschnitt. In Wuxi drängeln sich fast zehn Unternehmen auf einer Fläche von einem Quadratkilometer.
Nach der Trinkwasserkrise ergriff Wuxi eine Reihe von Notfallmaßnahmen zur Säuberung des Sees, die Blaualgen wurden entfernt, das Wasser mit Aktivkohle gereinigt, Wasser aus dem Yangtse in den See umgeleitet und künstlicher Regen zur Auflösung der Verschmutzung erzeugt. Außerdem suchte man nach einer langfristig wirksamen Methode zur Verbesserung der Wasserqualität.
Am 23. August 2008 veröffentlichte die Stadtverwaltung ein Dokument, das das Management der Wasserqualität zu einem wichtigen Kriterium für die Auswahl von Beamten und die Bewertung ihrer Leistungen machte. Wuxis Funktionäre wurden zu Paten für die wichtigsten Flüsse in ihrem Zuständigkeitsbereich ernannt.
Noch im selben Jahr entschied die Provinzregierung von Jiangsu, das in Wuxi praktizierte System der Fluss-Paten in der gesamten Provinz zu fördern. Man habe leitende Provinzfunktionäre beauftragt, die Überwachung der Wasserreinhaltung in 15 wichtigen Flüssen zu koordinieren, so Zhu Tiejun, Beamter im Taihu Lake Water Pollution Prevention and Control Office.
Unter Anleitung der Fluss-Paten seien wichtige Maßnahmen gegen die Wasserverschmutzung ergriffen worden, darunter ökologische Sanierungen, Korrekturen des Uferverlaufs, die Abdichtung von Abwasser- und Entwässerungsrohren sowie die Reinigung des Flussbetts von Industrieschlamm, berichtete Zhu Aixun, Vizebürgermeister von Wuxi.
„Diese Maßnahmen haben die Wasserqualität in allen Flussabschnitten verbessert", erklärte Zhu. „In den vergangenen Jahren konnte das Trinkwasser von Wuxi stets die nationalen Qualitätsanforderungen erfüllen."
Dass man die Beamten zur Verantwortung ziehe, fördere die Gewährleistung der Wasserqualität, erklärte Wang Zhongshu, Beamter in Yixing, einer Kreisstadt von Wuxi, in der Zeitung Xinhua Daily in Jiangsu. In seiner Dienstzeit von 2008 bis 2011 konnte er als Verantwortlicher für den Shedugang-Fluss einen in Ufernähe gelegenen Milchviehbetrieb davon überzeugen, in die biologische Behandlung tierischer Abfälle zu investieren und so den Müllgestank zu beseitigen.
Im Bezirk Huishan muss jeder Fluss-Pate zu Jahresbeginn eine Kaution von 3000 Yuan zahlen. Falls sich die Wasserqualität zum Jahresende verbessert hat, erhält er das Geld zurück sowie zusätzlich eine Belohnung in gleicher Höhe; ist die Wasserqualität gleichgeblieben, erhält er lediglich die Kaution zurück; hat sich die Wasserqualität verschlechtert, gibt es gar kein Geld.
„Der Kampf gegen die Wasserverschmutzung wurde als Angelegenheit weniger Regierungsministerien wie Umwelt- und Wasserressourcenbehörden betrachtet. Das System der Fluss-Paten beteiligt deutlich mehr Funktionäre an dieser Aufgabe", erklärt Zhang Yulin, Professor an der School of Social and Behavioral Sciences der Universität Nanjing in Jiangsu.
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