Als Akteur von Arthouse-Filmen war der 40-jährige vorher nur einem sehr kleinen Publikum bekannt.

Wer ist Liao Fan? Selbst für leidenschaftliche Kinogänger wäre dies vor zwei Monaten noch eine schwierige Frage gewesen. Jetzt, da der chinesische Schauspieler den Silbernen Bären als bester Schauspieler für seine Rolle in dem Thriller „Black Coal, Thin Ice" von Diao Yinan, gewonnen hat, ist sein Name im ganzen Land bekannt. Die chinesische Produktion wurde außerdem als bester Film mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.

Liao wurde während der 64. Internationalen Berlinale, die vom 6. bis 16. Februar stattfand, ausgezeichnet. Am 24. Februar veranstaltete die Filmproduktionsgesellschaft Huayi Brothers Media Group zu Ehren Liaos eine Party, um seinen Erfolg zu feiern. Yao Chen, Liaos Freundin und Schauspielkollegin, erklärte, dass Liaos Auszeichnung eine wichtige Ermutigung für alle Schauspieler und Schauspielerinnen in Arthouse-Filmen sei.

Beginn mit einer Nebenrolle

Meng Jinghui, bekannter chinesischer Bühnenregisseur, gratulierte seinem engen Freund Liao bei dem hochkarätig besetzten Treffen. Liaos erster Ausflug in die Schauspielerei begann in einem Film, bei dem Meng Regie führte.

Im Herbst 2001 erschien Mengs Independent-Film „Chicken Poets". Die Low-Budget-Produktion kostete weniger als 3 Millionen Yuan. Wie die meisten chinesischen Arthouse-Filme spielte er wenig an den Kinokassen ein und erregte genauso wenig Aufmerksamkeit. Liao war 27 Jahre alt, als er in diesem Film seine Schauspielkarriere mit einer Nebenrolle begann.

Zuvor hatte er sich auf Theaterrollen konzentriert. Er wurde als Schauspieler vom National Theatre of China (NTC) in Beijing angeworben, nachdem er seine Ausbildung an der Shanghai Theatre Academy, einer der bekanntesten Universitäten für darstellende Künste, 1997 abgeschlossen hatte. Zu dieser Zeit war Meng Regisseur im NTC, beide arbeiteten häufig bei Theaterproduktionen zusammen. 2010 ging Liao zu Huayi Brothers, der größten privaten Filmproduktionsgesellschaft Chinas.

„Er hat die besten Zukunftsaussichten und viel Spielraum, um seine Karriere weiterzuentwickeln", erklärte Meng.

Der Silberne Bär ist nicht der erste internationale Filmpreis für Liao. 2005 wurde er beim Singapore International Film Festival als bester Schauspieler für seine Rolle in „The Green Hat" ausgezeichnet. 2008 war als bester Schauspieler bei den 45. Golden Horse Award für seine Rolle in „Ocean Flame" nominiert.

Es brauchte Zeit, bis Liao ein bekannter Filmstar wurde, vielleicht auch wegen seines besonderen Charakters. Nach seinem Abschluss konzentrierte er sich auf Bühnenrollen, während seine Mitstudenten an kommerziellen Filmen mitarbeiteten. 1998 spielte er eine Nebenrolle in der beliebten Jugendserie „Cherish Our Love Forever", aber er wurde anders als die Serie nicht über Nacht bekannt. In den folgenden Jahren übernahm er Nebenrollen in mehreren anderen beliebten Fernsehserien.

Liao beharrte darauf, in Arthouse-Filmen mitzuwirken, trotz niedriger Budgets und geringer Einspielergebnisse. Eine Zeit lang galt er als ein Arthouse-Film-Schauspieler, der für Nebenrollen gecastet wurde. Mit ihren geringen Umsätzen am chinesischen Markt schaffen es diese Filme nur selten in die Kinos. Nur wenige Kinogänger kannten Liao, trotzdem entwickelte er seine Schauspielfähigkeiten durch die Arbeit in diesen kleinen Produktionen weiter.

Im Film „The Green Hat" von Liu Fendou ergatterte er schließlich eine Hauptrolle. Mit dem Spielfilm gewann er seine erste Auszeichnung als bester Schauspieler beim 18. Singapore International Film Festival, auch wenn der Film an den heimischen Kassen floppte. Nichtsdestotrotz hatte Liao die Aufmerksamkeit kommerzieller Regisseure und Investoren in China gewonnen.

Am Ende gelang Liao mit dem heimischen „Blockbuster Let the Bullets Fly" (2010) die Wende. Der Film spielte in China über 700 Millionen Yuan ein. Regie führte Jiang Wen. Liao spielte eine der Hauptrollen und beeindruckte das Publikum als harter Actionheld. Es folgte eine Rolle in Jackie Chans Actionfilm CZ12, was seinen Namen im kommerziellen Filmsektor noch bekannter machte.