01-04-2014
Wirtschaft
Auf den Spuren der Geschichte
von Zhou Xiaoyan

Fortschritt: Arbeiter sortieren Bahngleise in Hami in dem Uigurischen Autonomen Gebiet Xingjiang. Der intensive Ausbau des Gleisnetzes in Xinjiang hat den Status des Gebiets als Transportzentrum in Westchina gefestigt und dem Wachstum des Gebiets Schwung verliehen.

 

Heftiger Wettbewerb 

Auch wenn genaue politische Maßnahmen und detaillierte Richtlinien für die geplante Wirtschaftszone noch von der Zentralregierung bekannt gegeben werden müssen, sind die Städte an der geplanten Route bereits in einen harten Konkurrenzkampf eingetreten, um sich ein Stück vom Kuchen zu sichern.

So forderte Lou Qinjian, Gouverneur der Provinz Shaanxi, dass seine Provinz die Speerspitze der Öffnung zum Westen bilden sollte.

Xi'an sei sehr darauf bedacht, seine Position als Handels- und Kulturzentrum wiederzuerlangen, erklärte Bürgermeister Dong Jun. Zur Erklärung: Xi'an war der ursprüngliche Ausgangspunkt der historischen Seidenstraße.

Der große Anteil der moslemischen Bevölkerung schaffe kulturelle Verbindungen zu mehreren Ländern Zentralasiens. Man suche auch nach mehr internationaler Zusammenarbeit im Bereich der Halal-Nahrungsmittelindustrie, wirbt Liu Hui, Vorsitzende des Autonomen Gebiets Ningxia der Hui-Nationalität.

Qinghai werde sich zu einem grünen Kanal, einer strategischen Basis und wichtigem Zwischenstopp in der Wirtschaftszone entwickeln, behauptet Wang Xiao, Vizegouverneur der Provinz Qinghai.

„Das ist eine wichtige Entwicklungschance für Qinghai. Qinghai verbindet rund 1 Milliarde Menschen des moslemischen Kulturkreises im Mittleren Osten und Zentralasien mit der südostasiatischen Bevölkerung, die Teil der buddhistischen Kultur ist. Qinghai ist ein Überschneidungspunkt zweier Kulturen und kann ein Sprungbrett für Chinas Verbindungen zu diesen Regionen werden", erklärt Wang. Qinghai plant  die Einrichtung eines Runden Tisches, an dem die Länder entlang des künftigen Silk Road Economic Belt teilnehmen sollen, und den Bau eines großen Basars zusammen mit Turkmenistan und Nepal. 

Huang Qifan, Bürgermeister von Chongqing im Südwesten Chinas, empfiehlt seine Stadt dagegen als Ausgangspunkt der neuen Seidenstraße.

„Chongqing hat die perfekte geographische Lage, es kann bequem auf dem Luft-, Wasser- und Landweg erreicht werden", so Huang. "Chongqing ist einen Schritt voraus, was die Initiative  des Economic Belts angeht." Seit 2011 liefert es mit der transeurasischen Eisenbahn Waren nach Europa 

Auch weiter im Nordwesten, in der Provinz Gansu, sind die Vorbereitungen angelaufen. Nicht nur hofft man dort auf potenzielle Handelsgewinne, sondern will auch im kulturellen Bereich eine Führungsrolle übernehmen.

Dafür bewirbt sich Gansu um die Einrichtung einer dauerhaften Internationalen Kulturausstellung in Dunhuang, das für seine gut erhaltenen Grotten und Fresken bekannt ist. Das berichtet Lian Ji, Direktor der PR-Abteilung des Parteikomitees der Provinz Gansu.

„Bei der Ausstellung wollen wir andere Länder an der Seidenstraße zur Teilnahme einladen und wir hoffen, dass die Zentralregierung und die entsprechenden Ministerien unseren Vorschlag schnell bewilligen werden", sagt Lian.  

Als westlichstes Teilstück der eurasischen Landbrücke auf chinesischer Seite scheut Xinjiang keine Mühe, seine Lage an der neuen Seidenstraße dafür zu nutzen, zum Verkehrs-, Finanz- und Logistikzentrum zu werden.

2010 wurde eine Sonderwirtschaftszone in Kashgar gegründet, die als Handelszentrum für das Gebiet und seine Nachbarländer, einschließlich Pakistan und Kasachstan, dient. Ein Fünf-Sterne-Hotel mit Zwillingstürmen sowie eine Duty-Free-Shopping-Zone befinden sich im Bau.

2012 wurde in Horgos an der Grenze zu Kasachstan eine Freihandelszone eingerichtet. Chinesische Unternehmen profitieren von Zollbefreiungen, Besucher vom Duty-Free-Shopping. 

 

Hindernisse

Eine große Herausforderung für die geplante Wirtschaftszone ist die Tatsache, dass die dort gelegenen Städte unterentwickelt sind. Enorme Investitionen in den Aufbau der Infrastruktur sind erforderlich.

„Diese Gebiete sind wenig entwickelt und haben eine sehr geringe Bevölkerungsdichte. Es sind langfristige und intensive Investitionen notwendig, um eine vollwertige Wirtschaftszone zu schaffen", erklärt Yang Shu, Direktor des Instituts für Zentralasiatische Studien an der Universität Lanzhou in Gansu.

„Es wird mindestens einige Jahrzehnte dauern, die Situation in der Region zu verändern. Es gibt keine schnelle Lösung für das Problem", so Yang.

„Die Regionen an der Seidenstraße sind alle sehr enthusiastisch wegen der Pläne, denn sie wollen möglichst viele staatliche Mittel von der Regierung erhalten", sagt er. „Manche präsentieren dafür auch ziemlich ungeeignete Ideen. Dagegen müssen wir vorsichtig vorgehen. "

Nach Einschätzung von Li Hanlin, dem Direktor des Forschungsinstituts für Wirtschaftliche und Soziale Entwicklung an der Parteischule der Provinz Gansu, sind einige Regionen zu optimistisch und unterschätzen die Herausforderungen, die auf sie zukommen könnten.

„Jeder will ein Stück vom Kuchen, aber sie wissen nicht, wie man ihn isst und verdaut", meint er. „Einige setzen sich unrealistische Ziele, die fast unmöglich zu erfüllen sind. " 

Wang Yang, Vizegouverneur von Qinghai, fordert, dass China so schnell wie möglich eine Wirtschafts- und Handelsgemeinschaft aufbaut, die seine Verhandlungskompetenzen verbessern und bei einer sinnvollen industriellen Aufteilung des Landes helfen kann.

„Die Einrichtung einer solchen Wirtschaftszone ist im Wesentlichen eine Kooperation zwischen Städten. Ihre Wettbewerbsfähigkeit sollte verbessert werden, so dass auch die Zusammenarbeit besser läuft", erläutert Wang. „Zurzeit sind sie wie verstreute Perlen. Wir brauchen einen Faden, der sie zu einer glänzenden Kette macht."

Regionale Stabilität sei der Schlüssel zu wirtschaftlicher Entwicklung, meint Chen Yurong, Forscher im Professorsrang am Chinesischen Institut für Internationale Studien.

Religiöse Extremisten, Terrorismus und Drogenprobleme sind seiner Ansicht nach die drei größten Probleme Asiens. Auch politische Unruhen in Westasien und Nordafrika hätten dauerhafte Auswirkungen auf den eurasischen Kontinent.

„Wegen ernster Sicherheitsprobleme in Zentralasien, komplizierter politischer und wirtschaftlicher Bedingungen und dem Wettbewerb von Großmächten um den Einfluss auf die Region wird der Aufbau einer solchen Wirtschaftszone eine harte und langfristige Angelegenheit sein", resümiert Chen.

 

 

 

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