01-04-2014
Wirtschaft
Auf den Spuren der Geschichte
von Zhou Xiaoyan

 

Pläne für eine Wirtschaftszone an der historischen Seidenstraße sollen ungeachtet vieler Hindernisse die regionale Wirtschaft beleben.

 

 

 

Eine Stadt nimmt Fahrt auf: Zwei Arbeiter in einer Fabrikhalle der China Railway Construction Heavy Industry Co. Ltd. im Lanzhou New District in der Provinz Gansu. Der neue Bezirk soll zu einer Industriebasis und strategischen Plattform für die Öffnung nach Westen werden, um so besser an der geplanten Wirtschaftszone an der Seidenstraße partizipieren zu können . (Chen Bin)

  

 

Allein das Wort „Seidenstraße" weckt im Westen Chinas Erinnerungen an die gute alte Zeit. In der Vergangenheit nutzten zahllose zähe und mutige Händler ihre Kamele zum Transport von Seide, feinem Porzellan und Tee und wagten sich über eine Reihe alter Handelsrouten, die sich Tausende von Kilometern von Westchina bis zum Mittelmeer erstreckten und China mit Zentralasien und sogar Europa verbanden.

Jetzt gibt es Pläne, die glorreiche Vergangenheit wiederaufleben zu lassen. China plant eine moderne Version der weltbekannten Handelsroute.  

In einer Rede an der Nazarbajew-Universität in Kasachstan im September 2013 schlug Staatspräsident Xi Jinping die Gründung einer Wirtschaftszone an der Seidenstraße vor, ähnlich der Seidenstraße vor mehr als 2000 Jahren, um die politischen und wirtschaftlichen Verbindungen zwischen China und Eurasien zu stärken. Das transeurasische Projekt würde mehr als 3 Milliarden Menschen betreffen und es entstünde der größte Markt der Welt mit einem nie da gewesenen Potenzial. 

Im Arbeitsbericht der Regierung, den Premierminister Li Keqiang bei der zweiten Sitzung des 12. Nationalen Volkskongresses (NVK), dem höchsten Gesetzgebungsorgan, präsentierte, hieß es, dass die Regierung die Einrichtung des Silk Road Economic Belt vorantreiben wolle.

Während der jährlichen NVK-Sitzung wies Zhang Chunxian, Parteichef in dem Uigurischen Autonomen Gebiet Xingjiang  daraufhin, dass die politischen Maßnahmen der Zentralregierung im Hinblick auf die geplante Wirtschaftszone bald bekannt gegeben würden.

 

Neuauflage der alten Route

Die unterentwickelten Regionen Westchinas mit ihren reichen Energievorräten und Bodenschätzen sollen von der Wirtschaftszone besonders stark profitieren. 

Sun Weidong, Berater in der chinesischen Botschaft in Kasachstan, erklärte, das Projekt sei eine aktualisierte Version der Strategie der groß angelegten Erschließung der westlichen Gebiete. Die Regierung hoffe außerdem, dass das Projekt eine Öffnung Westchinas zu den Ländern Eurasiens bewirken und den Entwicklungsrückstand zum Osten des Landes korrigieren könne.

Für die Wirtschaft und nationale Verteidigung seien die Pläne von entscheidender Bedeutung, betont Bai Yongxiu, stellvertretender Direktor des akademischen Komitees an der Nordwest-Universität von Lanzhou.

„Die Basis für Chinas Sicherheit liegt im Westen, auch seine Energievorräte, Bodenschätze und der Großteil seiner Landflächen befinden sich hier", erklärte er. „Nach Jahrzehnten schneller Entwicklung hat der Osten jetzt nur noch begrenztes Potenzial, während im Westen noch ein großer Entwicklungsspielraum besteht."

Ein weiterer Grund für die Initiative ist die Festigung der Handelsverbindungen mit Zentralasien.

Der Handel zwischen China und zentralasiatischen Ländern wie Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisistan erreichte 2012 46 Milliarden Dollar, ein Anstieg von 13,7 Prozent im Vorjahresvergleich und 100 Mal mehr als zu jener Zeit, in der beide Seiten erstmals diplomatische Beziehungen aufbauten, so das Handelsministerium.

Der Energiehandel machte den Großteil des Handelsvolumens zwischen China und Zentralasien aus.

„Zentralasiatische Länder verfügen über reichhaltige Gas- und Ölvorräte, in China besteht eine riesige Nachfrage danach. Beide Seiten ergänzen sich also perfekt, die Zusammenarbeit in diesem Bereich hat großes Potenzial", erklärt Lei Yingjie, Direktor der Entwicklungs- und Reformkommission von Xi'an in Provinz Shaanxi. „Mit der geplanten Wirtschaftszone will China in erster Linie seine Energievorräte sichern."

„Zentralasien ist bekannt als Energielieferant für das 21. Jahrhundert, es besitzt reichhaltige Bodenschätze", erläutert He Lunzhi, Direktor des Wirtschaftlichen Forschungszentrums an der Universität Xinjiang.

„China muss die Kanäle und Quellen für Ölimporte erweitern, denn sie werden bis 2020 75 Prozent des heimischen Verbrauchs ausmachen", so He.

Stärkere Verbindungen zu den eurasischen Ländern seien auch bei der Bekämpfung des Terrorismus hilfreich", meint Wu Dongli, Leiter der Grenzkontrollbehörde beim Ministerium für öffentliche Sicherheit.

Die Zunahme terroristischer Aktivitäten in den vergangenen Jahren hätten die Öffentlichkeit verängstigt und die Sicherheit des Landes gefährdet, so Wu weiter.

„China muss seine internationale Kooperation bei der Bekämpfung des Terrorismus verstärken. Stärkere Handels- und Kulturbeziehungen mit anderen Ländern der Region wären dafür sehr hilfreich", erklärte er.

 

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