Die Bewohner eines tibetischen Dorfes nutzen den regionalen Tourismus, um ihr Leben zu verbessern
Familienunternehmen: Der Aufenthaltsraum des Gasthofes von Galsang Norbu im Dorf Zhamalong im Kreis Langkazi (Tibetisches Autonomes Gebiett)
Ein Arm des Yarlung-Zangbo-Flusses fließt friedlich durch ein Tal, gar nicht weit entfernt vom Gonggar-Flughafen in Lhasa, der Hauptstadt des Tibetischen Autonomen Gebiets. Man kann sich kaum vorstellen, dass er sich in einen wilden Fluss verwandelt, wenn er vom Qinghai-Tibet-Plateau herunterströmt.
Nach einer zweistündigen Zickzackfahrt durch die Berge erreicht man den Yangzhog-Yumco-See, einen der drei heiligen Seen Tibets. Am Seeufer, in 4500 Metern Höhe, liegt das Dorf Zhamalong. Es gehört zum Kreis Langkazi, hier leben 193 Menschen in 32 Haushalten, eingebettet zwischen bis zu 5000 Meter hohe Berggipfel.
Ab 2000 entdeckten die ersten Touristen das Dorf, meistens Rucksack- oder Individualreisende. In den vergangenen Jahren habe der Tourismus deutlich zugenommen, vor allem, nachdem 2005 eine asphaltierte Straße in Betrieb genommen wurde, berichtet Purbo Zholgar, ein Dorffunktionär.
Das Dorf will nun seine Einnahmen aus dem Tourismus vergrößern und auch Reisegruppen aufnehmen. Mit dem Bau eines Empfangszentrums in der Nähe des Dorfes hofft man, mehr Investitionen zu erhalten. Das Zentrum solle ein Shopping Center, eine Essmeile, einen großen Parkplatz und einen Zeltplatz umfassen, so Purbo Zholgar.
Familienunternehmen
Galsang Norbu (37) betreibt ein Familiengasthaus direkt am Seeufer. Die zweigeschossige Pension im Festungs-Stil hat acht Gästezimmer, jedes über 30 Quadratmeter groß.
„Der Gasthof öffnete im November 2013 für Gäste", erzählt Galsang Norbu, unterstützt von einem Übersetzer. 120.000 Yuan aus Familienersparnissen habe er in den Bau des Hauses gesteckt.
Seine Familie ist eine von sechs, die eine Pension im Dorf betreiben.
„Vor dem Bau des Gasthauses hatte die Familie einen Zeltverleih und vermietete leere Zimmer in ihren eigen Häusern an Touristen", berichtet Galsangs Mutter.
Die Urlauber verhelfen seiner Familie und den anderen Hotelbetreibern zu jährlichen Einnahmen von rund 10.000 Yuan, die Viehzucht bringe noch mal 7000 Yuan im Jahr ein, so Galsang Norbu.
„Die Tourismusbehörden der Regionalregierung stellten den sechs Haushalten außerdem 160.000 Yuan zur Verfügung, um Möbel und andere Einrichtungsgegenstände zu kaufen", so Purbo Zholgar.
Der geräumige Aufenthaltsraum im zweiten Stock von Galsang Norbus Pension ist in traditionellem tibetischen Stil eingerichtet. Auf moderne Haushaltsgeräte wie Kühlschrank und einen großen LED-Fernseher muss aber niemand verzichten. Der Strom kommt aus einem nicht weit entfernten Wasserkraftwerk.
In jedem Gästezimmer gibt es mehrere Einzelbetten. Von den Zimmern genießt man einen unverstellten Blick auf den Yangzho-Yumco-See. Der Bergsee, der auch im Winter nicht zufriert, nimmt bei Sonnenuntergang eine Bernsteinfarbe an. Niedrig hängende Wolken berühren manchmal fast die Oberfläche des Sees.
Galsang Norbu hat zwei Töchter im Alter von 6 und 3 Jahren. Die Älteste geht in einen rund 45 Kilometer entfernten Internatskindergarten und kommt nur am Wochenende nach Hause. Seine Tochter solle dort Mandarin lernen, sagt Galsang Norbu, er hofft, dass sie sich dann besser mit den Touristen verständigen kann.
Blick nach draußen
Von der über dem Dorf gelegenen Straße sieht Zhamalong mit seinen typisch tibetischen Gebäuden sehr traditionell aus. Nach einem Bummel durch das Dorf bemerkt man aber schnell einige untypische Elemente. So können die Bewohner können Fernsehprogramme in tibetischer Sprache sehen. Viele Sendungen und Filme, die ursprünglich auf Chinesisch produziert wurden, sind in die regionale Sprache übersetzt worden, so dass die Tibeter Zugang zur Außenwelt erhalten.
Das winzige Dorf verfügt über moderne Einrichtungen wie solarbetriebene Lichtmasten an der Straße. Die Bewohner halten sich mit Sportgeräten fit, wie man sie normalerweise in Beijinger Wohnvierteln sieht. Die Geräte wurden vor mehreren Jahren von der Regierung zur Verfügung gestellt.
Mittlerweile besitzen die Einwohner von Zhamalong 12 Autos, darunter Lastwagen, Geländewagen und Minivans. Damit machen sie für gewöhnlich ihre Shoppingtouren im Kreis Langkazi oder nach Lhasa.
Im Lebensmittelgeschäft der 49-jährigen Quzin gibt es Snacks auch aus anderen Landesteilen, so wie Fertignudeln, Würstchen und Erfrischungen. Quzins Gewerbelizenz, ein Hygienezertifikat sowie die Erlaubnis für den Alkohol- und Zigarettenverkauf hängen an der Wand. In dem kleinen Geschäft in dem abgelegenen Dorf läuft alles ganz nach Vorschrift.
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