10-01-2014
Kultur
Rettung für die Thangkas
von Pan Xiaoqiao

Die alte buddhistische Kunstform der Rollbilder lebt in der Provinz Qinghai weiter.

 

Kulturerbe: Ein Mädchen lernt in der Longshu-Kunstgalerie, wie man ein Thangka malt. (Pan Xiaoqiao)

 

Die Longshu-Kunstgalerie liegt im Kreis Tongren, etwa 180 Kilometer entfernt von Xining, der Hauptstadt der Provinz Qinghai im Nordwesten Chinas.

Wan De (30) arbeitet als Maler in der Galerie. Seit fast 13 Jahren erlernt er die Kunst der Thangkas.

Thangkas sind Rollbilder, die erstmals im siebten Jahrhundert entstanden. Sie zeigen alle Aspekte tibetischen Lebens, ob religiöse oder historische Geschichten, soziale Aktivitäten oder bekannte Persönlichkeiten.

Da der Inhalt der Thangkas meistens einen Bezug zum Buddhismus aufweist und sie in einem schönen und einfachen Stil gemalt werden, sind sie in den Klöstern des tibetischen Buddhismus sehr beliebt. 

Jedes Jahr kommen zahlreiche Bestellungen aus Tempeln in Qinghai und anderen Regionen Chinas, sagt Wan. Die Fresken im Tar-Kloster, einem der sechs wichtigsten Klöster der Gelugpa-Glaubensrichtung (Gelbmützen) des tibetischen Buddhismus, werden beispielsweise alle von der Kunstgalerie gemalt. Die Arbeit dauert bereits neun Jahre und soll demnächst fertiggestellt werden.

Außerhalb von Qinghai, im Wutaishan-Gebirge, das für seine buddhistische Kultur bekannt ist, ist die Nachfrage nach Thangkas erheblich gestiegen, weil viele neue Tempel entstanden. Ein Teil der Arbeiten wird in der Galerie erledigt, die Fresken müssen jedoch vor Ort von erfahrenen Malern, die von der Galerie entsendet werden, erstellt werden.

Aufgrund der engen Verbindung zwischen Thangkas und dem Buddhismus wird von einem guten Maler zuerst einmal ein tugendhaftes Verhalten und ein gutes Verständnis des Buddhismus gefordert. „Jedes Mal, wenn ich mit der Arbeit an einem neuen Thangka beginne, lese ich buddhistische Schriften, damit ich inneren Frieden finde", erklärt Wan.

Das Malen von Thangkas ist nicht leicht zu erlernen. Die Ausbildung dauert etwa sieben bis acht Jahre, bevor die Schüler einen „Abschluss" machen können. Gemalt wird mit Pigmenten aus Mineralien und Pinseln aus Katzenfell. Thangkas werden je nach der dominierenden Farbe in unterschiedliche Kategorien eingeteilt, schwarze Thangkas erfordern dabei die ausgefeilteste Technik. Traditionellerweise dürfen sie nicht mit Hilfe von Vorlagen erstellt und nur von den begabtesten Künstlern gemalt werden.

In den ersten zwei bis drei Jahren ihrer Ausbildung zeichnen und malen die Schüler auf Papier, um die grundlegenden Techniken zu üben, z. B. den Einsatz der mineralischen Pigmente und die Gestaltung der Figurenproportionen.

Die meisten Schüler der Kunstgalerie sind Kinder aus armen Familien, aber mit einem Talent für Thangkas. Nach acht Jahren sind sie mit den Konzepten und Techniken der Kunstform vertraut. Dies hilft ihnen dabei, sich selbst zu versorgen: Essen und Unterkunft sind kostenlos und die Schüler erhalten eine Provision, wenn ihre Thangkas verkauft werden.

Nur ohne finanzielle Sorgen können sich die Schüler ganz auf ihre Arbeit konzentrieren. Und auf diese Weise kann gleichzeitig die Kunstform der Thangkas erhalten werden.

„Heutzutage werden Thangkas immer bekannter, die Leute wissen, dass sie zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO gehören. Wir werden weiterhin die traditionellen Methoden und Techniken dieser Kunst erhalten. Hoffentlich wird sie nicht nur in China, sondern auch weltweit bekannt", erklärt Wan. 

 

(Bericht aus der Provinz Qinghai)