15-11-2013
Ökologie
Die Dinge selbst in die Hand nehmen
von Ni Yanshuo

Initiative ergreifen: ein ehemaliger Journalist engagiert sich für soziale Programme.

 

Deng Fei (Mitte) und freiwillige Helfer von „Let the Migrant Birds Fly" in Tianjin(Dong Juhui)

Jeden Herbst fliegen Millionen Zugvögel über die weiten Landmassen im Norden Chinas Richtung Süden – und jeden Frühling wieder zurück. Drei der insgesamt acht großen Zugvögelstrecken führen über China.

Doch weil sie immer wieder illegal gejagt werden, hat die Zahl der Zugvögel in den letzten Jahren dramatisch abgenommen. Laut Zahlen von China Central Television waren es in den 1970er-Jahren noch mehr als 1,6 Millionen Vögel, mehr als 300 Arten, die auf ihrer Reise von Sibirien nach Australien und Neuseeland über China zogen, 2012 hingegen belief sich die Zahl auf derselben Flugroute nur noch auf 500.000. Die Jagd auf Zugvögel ist illegal in China und die Regierung hat strikte Maßnahmen ergriffen, dieses Verhalten zu unterbinden. Aber

dennoch machen immer noch eine Menge Menschen Jagd auf die Zugvögel und verkaufen sie dann an Restaurants", so Deng Fei, Leiter der journalistischen Abteilung der in Hong Kong ansässigen Phoenix Week und aktives Mitglied in sozialen Programmen und im Umweltschutz.

Ehrenamtliche Helfer beschützen orientalische Weißstörche in Tianjin und lassen sie frei

(THE BEIJING TIMES)

Illegale Jagd unterbinden

Laut Deng sollten neben der Regierung auch Privatpersonen und soziale Organisationen gegen die illegale Jagd vorgehen. „Ich wurde nahe des Dongting Sees in der Provinz Hunan geboren. Jeden Winter flogen Tausende Zugvögel über den See. Sie waren so etwas wie meine Freunde, als ich klein war. Ich hasse, dass Menschen sie jagen und essen", sagte Deng. Im Oktober 2012 entdeckte Deng Fotos von Menschen, die auf öffentlichen

Märkten in Hunan Zugvögel verkauften. Einige der Vögel auf diesen Bildern bluteten.

„Ich war entsetzt über ein Foto, auf dem ein Verkäufer eine Stockente und einen Schwan an einem Stock über der Schulter trug. Diese Vögel sind den weiten Weg vom Norden nach Hunan geflogen in der Hoffnung, das eisige Wetter zu überstehen. Doch vergebens", so Deng. Daraufhin entschied er sich, den Vögeln zu helfen. Ende 2012 schloss sich Deng

der China Social Assistance Foundation an und richtete Chinas erstes öffentliches Programm ein, um die Lage der Zugvögel zu verbessern: „Let the Migrant Birds Fly!" Seither haben sich bereits 50 Zeitungen Dengs Aufruf, die Zugvögel zu schützen, angeschlossen. „Ich danke all diesen Zeitungen und der nationalen Presse, denn so können wir das Programm in ganz China bekannt machen", betont er.

Das Programm sammelt Spenden über das Internet und unterstützt Freiwilligenarbeit an den Orten, an denen sich die Vögel jedes Jahr versammeln: wie den Dongting See in Hunan, den Poyang See in Jiangxi und Orte rund um die Bohai Bucht. Dengs Gruppe versucht, mittels Informationen Menschen dazu zu bringen, keine Zugvögel mehr zu essen. Und sie schaltet auch die Polizei ein, wenn sie auf Vogelfänger stößt.

 

Zugvögel im Dongying Fluss-Delta in Shandong (Dong Naide)

Ein langer Weg

Bereits bevor er "Let the Migrant Birds Fly!" ins Leben rief, war Deng ein bekannter Wohlfahrtsaktivist. Sein Name steht für sieben verschiedene Hilfs-Programme, fünf unterstützen Kinder und zwei stehen im Zeichen des Umweltschutzes.

„Seit ich diese Programme entwickelt habe, lasse ich Worten Taten folgen", so Deng. „Denn um etwas zu verändern brauchen wir Menschen, die nicht nur kritisieren, sondern selbst aktiv werden."

Deng , geboren 1978 in Yuanjiang, einer Stadt in Hunan, arbeitete von 2001 bis 2011 als investigativer Journalist. Er begann seine Karriere bei Women Today, einem Magazin aus Hunan und arbeitete später bei Phoenix Weekly. Während dieser zehn Jahre schrieb er mehr als 160 Features. Im Zuge seiner Recherchen deckte er so manche soziale Mißstände auf. Einige haben mich wirklich schockiert. „Aber als Journalist war es mir nur möglich, Mißstände aufzuzeigen. Lösen mussten sie andere Menschen", erzählt er. Für Deng war bald klar, dass nur darüber zu berichten nicht ausreichte. Darum begann er sich auf die Hilfsprogramme zu besinnen. Als er Anfang 2011 für einige Interviews nach Qianxi reiste – einer Gegend in der Provinz Guizhou -- erfuhr er, dass sich viele der Grundschulkinder kein Schul-Mittagessen leisten konnten. Und Deng entschloss sich, etwas dagegen zu unternehmen. Denn als Vater einer Tochter im selben Alter war sich Deng wohl bewusst, wie wichtig ein richtiges Mittagessen an der Schule ist. Also begann er im April 2011, online Spenden für ein kostenloses Essen für Schulkinder aus ärmeren Regionen zu sammeln. „Als Free Lunch for

Children"-Programm immer größer wurde, war mir klar, dass ich nicht mehr weiter als investigativer Journalist arbeiten konnte", erzählt Deng. „Also habe ich meinen Schwerpunkt auf die Sozialprogramme verlagert."

Er rief schließlich sieben Programme ins Leben, darunter „Let the Migrant Birds Fly!". Für Deng bedeutet es eine große Herausforderung, diese sieben Programme zu managen.  Dennoch schafft er es immer wieder, aufkeimende Probleme

zu lösen. „Wenn ich am Ende meiner Kräfte bin, ist meine Familie eine wahrer Ruhepol.". „Ich bin sehr froh, dass mich meine Frau und meine Tochter unterstützen."

 

Ausgezeichnet

Für seine Arbeit erhielt Deng bereits eine Menge Auszeichnungen. „Diese Preise sind eine große Ehre für mich. Immer mehr Menschen werden so auf die Programme aufmerksam und unterstützen uns." Allerdings erhöhten die

Auszeichnungen natürlich auch den Druck auf ihn und seine Kollegen, gibt Deng zu. Am 17. Oktober wurde Deng mit dem „China Poverty Eradication Awards Innovation Award" von Wang Yang, dem Vize-Ministerpräsidenten ausgezeichnet. Zuvor, im April 2012, verlieh ihm Vize-Ministerpräsident Li Keqiang den „China Charity Award" für sein „Free Lunch for

Children"-Programm. „Ich denke, dass diese zwei Preise zeigen, dass die Regierung die Arbeit der NGOs für soziale Programme schätzt", so Deng. Er ist zufrieden mit der Arbeit, die er und sein Team auf diesem Gebiet geleistet haben. Und er will seinen Traum, den Menschen zu helfen, weiter verfolgen.

 

BOX:

Die sieben Wohlfahrtsverbände von Deng:

1. „Mit Microblogs gegen Kinderhandel": 2011 gegründet. Dieses Programm richtet sich an Microblogger. Sie sollen Kinder fotografieren, die auf die Straße zum Betteln geschickt werden, um so den Kinderhandel zu unterbinden;

2.  „Free Lunch for Children"-Programm: Seit April 2011. Das Projekt finanziert sich über Spenden im Netz und ermöglicht kostenloses Mittagessen für Grundschulkinder in ärmeren Regionen.

3. „China Rural Kids Care": Seit Juli 2012, sammelt Spenden über das Netz, um Kindern in armen Regionen eine Krankenversicherung zu ermöglichen;

4. „Warm Current": Seit Oktober 2012, finanziert sich über Spenden und versorgt Kinder in ärmeren Regionen mit Schulmaterial;

5. „Girl Protection": Seit Juni 2013, unterstützt junge Mädchen

darin, sich selber schützen zu können;

6. „Let the Migrant Birds Fly": Seit Ende 2012, schützt Zugvögel vor Wilderei;

7. „Water Safety Plan": Seit April 2013, unterstütz Umweltbehörden, Flüsse vor Verschmutzung zu schützen.